Operation am wachen Patienten

Klinik für Neurochirurgie entfernt Tumor aus dem Sprachzentrum

Der Austausch und das Gespräch zwischen Ärzten und Pflegekräften mit dem Patienten vor dem medizinischen Eingriff, nach der OP und selbstverständlich im Laufe des stationären Aufenthalts sind von grundlegender Bedeutung. Doch wie fühlt sich der Patient während einer Operation? Im Regelfall kann diese Frage aus gutem Grund nicht beantwortet werden, denn der Patient ist narkotisiert - er schläft. In diesem Fall  spricht der 51-jährige Patient dagegen ganz entspannt über seine Erfahrung im Operationssaal. Während ihm Privat-Dozent Dr. Ulrich Knappe, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Johannes Wesling Klinikum, einen bedrohlichen Tumor am Gehirn entfernte, konnten sich Arzt und Patient unterhalten. Der 51-Jährige war während der gesamten Operation bei Bewusstsein.

"Die ausführlichen Gespräche haben mir die Angst genommen"

Die OP fand im Bereich der Sprachregion statt und hätte in Vollnarkose sogar ein etwas höheres Risiko für eine Sprachstörung bedeutet. Doch die ausführlichen Gespräche mit dem Ärzteteam um Privat-Dozent Dr. Knappe überzeugten den Patienten schließlich, sich für die Wach-OP zu entscheiden. "Ich fühlte mich hier zu jeder Zeit gut aufgehoben und habe auf wirklich jede Frage, die ich den Ärzten gestellt habe, eine Antwort erhalten", sagt der Patient. "Dies hat mir Sicherheit gegeben." Er holte zwar auch eine zweite Meinung zur Operation ein, doch die Gespräche waren meist kurz gefasst und boten kaum Zeit für tiefer gehende Fragen. "Danach war für mich klar, dass die Wach-OP der Weg ist, den ich gehen möchte", sagt der Patient. "Die ausführlichen Gespräche haben mir die Angst genommen."

Zwar war die Aufregung Tage vor der Operation bei dem 51-jährigen groß, doch er hatte Vertrauen zu den Medizinern der Neurochirurgischen Klinik gefasst. "Die Ärzte sagten, dass mir nichts passieren kann. Darauf konnte ich mich tatsächlich verlassen", sagt der Patient weiter. Zur Sicherheit verabredete er mit Privat-Dozent Dr. Knappe ein Signal, falls er sich während der OP nicht mehr artikulieren könne. Der 51-Jährige hatte einen Quietschball in der Hand, mit dem er sich hätte verständigen können. "Ich habe den Ball nicht gebraucht", sagt der Patient, dem die Operation auch nicht besonders lang vorkam. "Ich habe hinterher erfahren, dass es über zwei Stunden waren. Aber wir haben uns ja auch über viele Themen unterhalten. Nur Lachen sollte ich nicht", schildert er seine Erfahrungen.

Ermöglicht wurde die Einführung der Wach-Operationen am Gehirn durch die zusätzliche Ausbildung des neurochirurgischen Oberarztes Ali Al Omani, der 2015 als Johannes Wesling Stipendiat des Fördervereins der operativen Kliniken des Johannes Wesling Klinikums e.V. die entsprechenden Kurse und Kliniken besuchte. Er erlangte so die Fähigkeiten, das multidisziplinäre Team aus Neurochirurgen, Anästhesisten, Logopäden sowie OP- und Anästhesie-Fachpflegern zusammen zu stellen und zu schulen. "Das Johannes Wesling Stipendium unseres Fördervereins zeigt für 2015 wie auch in den Jahren zuvor, dass die zur Verfügung gestellten Mittel bei der Entwicklung chirurgischer Mitarbeiter Früchte tragen", sagt Privat-Dozent Dr. Ulrich Knappe, Direktor der Klinik für Neurochirurgie und Vorsitzender des Fördervereins. "Das gilt nicht nur für den Mitarbeiter selbst, sondern auch für dessen Abteilung und die uns anvertrauten Patienten."

Am Tag der Operation konnte der 51-Jährige abends schon ein wenig Fernsehen schauen und am Folgetag schon wieder alleine ins Bad gehen. "Natürlich war ich müde und erschöpft, doch ich hatte ein gutes Gefühl", sagt der 51-Jährige, der schon nach sechs Tagen die Klinik verlassen konnte. Eine Wach-OP würde er jederzeit wieder durchführen lassen. "Vertrauen zu den Ärzten ist das wichtigste. Und das war hier gegeben", sagt er.  

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