Beratung in schwierigen Fragen zwischen Leben und Tod

Zertifizierung in der Ethikberatung am Johannes Wesling Klinikum

Sie haben sich als Ethikberater im Gesundheitswesen zertifizieren lassen: Oberärztin Dr. Iris Barndt, Oberarzt Dr. Jörg Philipps, Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin Thomas Höpker und der Leitende Oberarzt Dr. Jörg Glahn.

Entscheidungen über Leben und Tod sind schwierig. Ärzte haben solche weitreichenden Entscheidungen dennoch jeden Tag zu treffen. Doch manchmal sind Fragen über Leben und Tod so schwer zu beantworten, dass Ärzte und Pfleger das Ethikkomitee des Johannes Wesling Klinikums Minden kontaktieren. Seit fünf Jahren gibt es das Komitee, das in ethisch schwierigen Fragen nach Antworten sucht. Dabei geht es meist um lebensverlängernde Maßnahmen wie die Fortführung von Beatmung, Dialyse und Ernährung oder den Abbruch von Behandlungsmaßnahmen. Das Team besteht aus 16 ehrenamtlichen Mitgliedern. Ärzte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Seelsorger, Sozialarbeiter, Therapeuten und Juristen sind gleichberechtigt Teil des Teams.  Die Hälfte der Mitarbeiter hat sich mittlerweile in einem einjährigen Fernstudium der CeKiB Nürnberg zum Ethikberater ausbilden lassen. Vier Mitglieder des Komitees konnten sich  sogar als „Ethikberater im Gesundheitswesen“  oder  als „Koordinator für Ethikberatung“ durch die Akademie Ethik in der Medizin zertifizieren lassen. Mit diesen Weiterbildungen sichert das Komitee die hohe Qualität der Beratung.

Entscheidungen trifft das Komitee in gemeinsamen Beratungen mit dem behandelnden Team. Das ist dem Vorsitzenden Dr. Jörg Philipps wichtig. „Wir beraten und suchen einen Konsens. Am Ende steht eine konkrete Empfehlung. Unsere Aufgabe ist es nicht, Ärzten ihre Behandlung vorzuschreiben“, sagt  Dr. Jörg Philipps, selbst Oberarzt  in der Klinik für Neurologie am JWK. Die Empfehlung wird jedoch meistens umgesetzt. „Wir suchen den Interessensausgleich in einem schwierigen Umfeld. Das hat viel mit Moderation und Einfühlungsvermögen zu tun“, so Philipps. 

Der stellvertretende Vorsitzende des Komitees,  Fachkrankenpfleger für Intensivmedizin, Thomas Höpker betont, dass es bei allen Beratungen in aller erster Linie  um den Patientenwillen geht.  „Kann der Wille des Patienten nicht oder nicht mehr erfasst werden, helfen eine möglichst konkrete Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Momentan besitzen diese allerdings nur etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung.“  

Das Gremium einberufen können Ärzte, Pfleger oder auch Angehörige. Innerhalb von maximal 72 Stunden – oftmals aber schon nach 24 Stunden –  beraten zwei Mitglieder des Komitees über den Fall. Dazu werden alle Beteiligten eingeladen und angehört. Über die Beratung wird Protokoll geführt. Am Ende steht die Empfehlung des Komitees an den behandelnden Arzt oder Chefarzt. Jede einzelne Beratung wird im Anschluss im Plenum aller Komitee-Mitglieder noch einmal besprochen und analysiert.  

45 Beratungen wurden in den vergangenen fünf Jahren durchgeführt – im Schnitt alle sechs Wochen eine. Und auch wenn es in der Regel um traurige Schicksale geht, empfindet Dr. Jörg Philipps und sein Stellvertreter  Thomas Höpker die Arbeit als unglaublich bereichernd. „Die Autonomie und Würde des Patienten im Leben wie im Sterben zu achten und nachvollziehbare, transparente und ethisch fundierte Entscheidungen in einem Beratungsteam zu treffen macht diese Arbeit so interessant“, sagt Thomas Höpker. Bereits 2012 hatte das Ethik Komitee begonnen auch den Studenten in ihrem Praktischen Jahr (PJ) Unterricht im Fach Ethik  zu erteilen. Auch bei der Ausbildung an der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken sind die Mitglieder des Komitees aktiv.

Um den Mitarbeiter der Klinik  ein Forum zum Austausch von   Fragen rund um das Thema Ethik im Krankenhaus zu ermöglichen, hat das Komitee die Veranstaltungsreihe  „Ethik-Café“ etabliert. In kleinen Diskussionsrunden können sich hier Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten über die schwierige Fragen aus ihrem Berufsalltag austauschen.

Newsletter
Klinikfinder