25. Treffen Neuroonkologischer Spitzenforscher aus Europa

Hoffnungen ruhen auf Genetik

Krebsforscher aus ganz Europa folgten der Einladung von Professor Dr. Bernhard Erdlenbruch (8. v. r.), Chefarzt der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin im zukünftigen Universitätsklinikum Minden.

Statistisch erkrankt eines von 1.700 Kindern unter 15 Jahren an einem Hirn- oder einem Nervengewebstumor. Im Vergleich zu anderen Erkrankungen ist dies eine eher kleine Zahl. Doch für die behandelnden Spezialisten, zu denen auch Prof. Dr. Bernhard Erdlenbruch, Chefarzt der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin am zukünftigen Universitätsklinikum Minden gehört, stellt das ein Dilemma dar. "Wir stellen immer wieder fest, dass sich die medizinische Forschung auf die Erkrankungen konzentriert, von denen viele Menschen betroffen sind. Dies ist in der Kinderheilkunde schon ein grundsätzliches Problem, da immer vergleichsweise wenig Patienten betroffen sind. Umso wichtiger sind Konferenzen der europaweit forschenden Mediziner."

Dank der regelmäßigen Unterstützung durch die Deutsche Kinderkrebsstiftung war es jetzt zum 25. Mal möglich, die führenden Wissenschaftler zur jährlichen Tagung nach Minden zu holen. "Experimentelle Neuroonkologie" war auch der diesjährige Titel der Veranstaltung. "Hirntumor-Gewebe hat eine enorme Widerstandskraft gegen die herkömmlichen chemotherapeutischen Medikamente", verdeutlicht Chefarzt Erdlenbruch. "Darum haben wir unser Augenmerk auf andere Therapieansätze gelegt." Einen Schwerpunkt der Tagung bildeten Berichte über molekulargenetische Eigenschaften des kindlichen Hirntumor-Gewebes. "Wir versuchen dabei Gene, die das Tumorwachstum begünstigen, mit Hilfe von aufwendigen Untersuchungen aufzudecken. Das kann helfen, gezielt Medikamente einzusetzen, die das Tumorwachstum hemmen. Dieser Ansatz nennt sich dann "Drug-Targeting"." Dabei werden Tumorzellen im Vorfeld genau analysiert und auf ihr genetisches Profil hin untersucht. Eine Datenbank erlaubt dann den Vergleich mit anderen bekannten Tumorzellen und den zur Verfügung stehenden Medikamenten. Spezielle Mittel für Kinder gibt es dabei nicht. "Wir Kinderärzte müssen in der Regel Präparate einsetzen, die bislang nur für Erwachsene zugelassen sind. Damit wagen wir uns dann fast jedes Mal auf therapeutisches Neuland. Die Einsatz- und Studienberichte aus diesem Bereich waren auf der Tagung sehr vielversprechend. Zwar sind auch diese neuartigen Medikamente nicht nebenwirkungsfrei, jedoch sind die Nebenwirkungen nicht so intensiv wie die der klassischen Chemotherapie.

"Wir haben noch kein Wundermittel gegen kindliche Hirntumore in Händen", fasst Prof. Erdlenbruch die Tagung für Laien zusammen. "Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir durch weitere intensive Forschungsarbeit und die Auswertung von Studien unserem Ziel näher kommen, Kindern schneller und gezielter in dieser lebensbedrohlichen Situation helfen zu können. An der 25. Arbeitstagung für "Experimentelle Neuoonkologie“ nahmen insgesamt 30 Expertinnen und Experten aus ganz Europa teil.

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