Erweiterte Möglichkeiten für Pankreaspatienten

Expertennetzwerk in OWL

In der Bauchspeicheldrüsensprechstunde werden die Patienten untersucht und über ihren aktuelle Zustand informiert. Gemeinsam mit Prof. Dr. Berthold Gerdes, dem Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie, Viszeral-, Thorax- und Endokrine Chirurgie am JWK Minden und Leiter des Pankreaszentrums bespricht Edith Frenken die weiteren Untersuchungsinterwalle.

Bauchspeicheldrüsenkrebs, diese Diagnose klingt in den Ohren der meisten Menschen nach einem fast ausweglosen Schicksal. So empfand es auch Edith Frenken (Name von der Redaktion geändert). 2011 fielen ihr die ersten Anzeichen der Erkrankung auf. "Ich fühlte mich sehr schlapp und schwach. Außerdem hatte meine Haut eine gelbliche Farbe angenommen." Dazu kam noch ein stetiger Gewichtsverlust. Bei einem ersten Aufenthalt im Krankenhaus Lübbecke-Rahden wurden umfangreiche Untersuchungen vorgenommen: Bluttests und computertomographische Aufnahmen. Die Diagnose stand relativ schnell fest: Pankreaskarzinom, Bauchspeicheldrüsenkrebs. "Mir war damit klar: Du hast höchstens noch ein Jahr zu leben", erinnert sich die vierfache Mutter an die schwere Zeit.

Alle halbe Jahr kommt sie heute in die Bauchspeicheldrüsensprechstunde in das Pankreaszentrum am Johannes Wesling Klinikum Minden. Vor drei Jahren war sie zu den Spezialisten zur weiteren Behandlung ihrer Krebserkrankung überwiesen worden. "Ich denke, es reicht, wenn wir uns in 12 Monaten wiedersehen", schätzt Prof. Dr. Berthold Gerdes den aktuellen Zustand seiner Patientin ein. Er ist der Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie, Viszeral-, Thorax- und Endokrine Chirurgie am JWK Minden und leitet gemeinsam mit dem Chefarzt der Gastroenterologie Prof. Dr. Carsten Gartung das Pankreaszentrums. "Die regelmäßigen Untersuchungen und Tests, die wir bei Frau Frenken durchgeführt haben zeigen, dass sie sich gut erholt hat. Im Moment gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass wir mit einer Rückkehr der Erkrankung rechnen müssten." Er und das Team des Pankreaszentrums behandeln Frau Frenken von Anfang an. Gastroenterologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Allgemeinchirurgen entwickelten gemeinsam einen Behandlungsplan für die 40-jährige Patientin. "Zunächst haben wir in einer Operation einen Bypass gelegt. Dabei wurden Magen und Gallengang umgelegt", erinnert sich Chefarzt Gerdes. Es folgten Chemo- und Strahlentherapie. "Das Konzept war damals sehr gut aufgegangen und der Tumor war durch die Behandlung so weit verkleinert, dass wir Frau Frenken im Sommer 2011 erneut operieren konnten. Damals gelang es uns, den Tumor komplett zu entfernen."

Pankreaskrebs ist eine sehr aggressive Erkrankung. Um ihr wirksam begegnen zu können, ist es wichtig, Expertenwissen unterschiedlicher Fachdisziplinen zu bündeln und den Patienten zur Verfügung zu stellen. Damit dies noch besser geschehen kann, hat sich das Pankreasnetzwerk-OWL gegründet. Auf dem Gebiet der Pankreaserkrankungen engagierte Chirurgen, Gastroenterologen und Onkologen der Region haben sich zu diesem qualitätsorientierten Verbund zusammengeschlossen und tauschen sich über die aktuellen Entwicklungen aus. Eines der regelmäßigen Treffen fand jüngst im Johannes Wesling Klinikum Minden statt. Fast 100 Medizinerinnen und Mediziner aus ganz Norddeutschland waren zu der hochkarätig besetzten Veranstaltung gekommen. "Auch wenn der Bauchspeicheldrüsenkrebs immer noch eine sehr schwer behandelbare Krankheit ist, so macht der medizinische Fortschritt Hoffnung, dass wir immer mehr Betroffenen effektiv helfen können", betont Prof. Dr. Berthold Gerdes. Er ist zusammen mit den Gastroenterologen und Onkologen aus Minden einer der Motoren des Expertennetzwerkes. "Dafür ist es aber notwendig, dass wir früh in der Behandlung die richtigen Weichen stellen. Das geht nur wenn die einzelnen Experten wissen, wo ein Medizinerkollege ist, der sich mit der Anwendung eines modernen Medikamentes oder einer innovativen Operationstechnik auskennt" weiß Prof. Dr. Martin Griesshammer, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am JWK Minden.

Bei Edith Frenken brachte diese Zusammenarbeit den Behandlungserfolg. Ihre Ernährung musste sie umstellen. So verträgt sie beispielsweise keinen Reis oder Sahne mehr und auch die Arbeit im Haushalt fällt der vierfachen Mutter noch schwer. "Ich habe regelmäßige Hilfe, das funktioniert ganz gut und ich versuche immer wieder wenigstens für meine Familie zu kochen." Wenn die 40-Jährige auf die vergangenen vier Jahre zurückblickt, dann ist sie vor allem dankbar. "Ich glaube fest an Gott, das hat mir viel Kraft gegeben. Dazu kommt, dass ich für meine Familie da sein wollte. Das und die tolle Unterstützung durch die Behandlungsteams in Lübbecke, in Minden und bei meinem Hausarzt haben mir geholfen, die schwierige Zeit zwischen Hoffen und Bangen zu überstehen." Wenn sich Edith Frenken an die Zeit der Diagnosestellung zurückerinnert, dann fällt ihr auf, welch weiten Weg sie zurücklegen musste. "Damals hätte ich mir das nicht vorstellen können, aber heute kann ich voller Überzeugung sagen: Ich lebe mit meinen Kindern und bin einfach glücklich."

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