Gut vorbereitet für den Ernstfall

Mühlenkreiskliniken schulen Medizinstudenten in der Notfall- und Rettungsmedizin

Die Mühlenkreiskliniken und das Klinikum Herford bieten den Medizinstudenten, die ihr Praktisches Jahr bei ihnen absolvieren, eine ganz besondere Fortbildung an. In der Feuer- und Lehrrettungswache der Stadt Bad Oeynhausen erfahren die angehenden Mediziner das Wichtigste aus der Notfall- und Rettungsmedizin in Theorie und Praxis.

„Die zweitägigen Kurse finden jedes Jahr jeweils zum Sommer- und Wintersemester in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und Rettungsassistenten hier statt“, erklärt Dr. Jens Tiesmeier, Oberarzt am Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen. Zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Krankenhaus ist er ärztlicher Leiter des Notarztstandortes Bad Oeynhausen und Bindeglied zwischen dem Krankenhaus und der Stadt. Vor acht Jahren hatte er die Idee, den Studenten auch die Arbeit eines Notarztes näherzubringen. „Aus einem Notarztkurs habe ich die Top-Acts für Studenten extrahiert“, so Tiesmeier, der regelmäßig auch als Notarzt im Einsatz ist. Vom Klinikvorstand und auch von den Chefärzten habe es umgehend grünes Licht für den Kurs gegeben. „Inzwischen ist er im Jahrescurriculum für Medizinstudenten in den Mühlenkreiskliniken enthalten“, berichtet Tiesmeier.

Theorie und Praxis wechseln sich ab
Aktuell waren zum ersten Mal auch Medizinstudenten aus dem Klinikum Herford dabei. „Wir wollen die Zusammenarbeit schon vor dem Start der Universität 2016 an den Mühlenkreiskliniken mit Leben füllen“, sagt der Anästhesist und Notarzt Tiesmeier.
Beim Kurs wechseln sich Theorie und Praxis ab. „Ausgewählte Vorträge von Chefärzten der Mühlenkreiskliniken und des Klinikums Herford geben den Studenten einen guten Überblick über die präklinische Notfall- und Rettungsmedizin und werden durch den praktischen Teil untermauert“, so Tiesmeier.

Das gemeinsame Training auf der Lehrwache wird von den dort tätigen Mitarbeitern, vom Brandmeister bis zur Lehrrettungsassistentin, unterstützt. „Wir konfrontieren die Teilnehmer in gestellten Szenen mit Notfällen wie Herzinfarkt, Unterzuckerung, Kreislaufversagen, Auto- und Sportunfällen oder bewusstlosen Personen“, erklärt der erfahrene Notarzt.

Im Rettungswagen zur Einsatzstelle
Bei den Übungen können sich die Studenten aussuchen, ob sie die Rolle des  Notarztes oder des Rettungsassistenten übernehmen wollen. Dann gibt Tiesmeier eine kurze Information zum Notfall wie „Zwei Fußballer sind mit den Köpfen zusammengestoßen, einer war kurz bewusstlos“ und schon geht es im Rettungswagen los zur Einsatzstelle, die sich auf dem Gelände der Feuerwache befindet. Der Patient, entsprechend geschminkt und dargestellt von einem Rettungsassistenten des DRK Ortsvereins Bünde, sitzt auf einer Bank. Das Team aus einer Notärztin und zwei Rettungsassistenten spricht mit ihm, legt eine Infusion, eine Halskrause und einen Pulsmesser an. Auch eine Wunde wird versorgt. Die anderen Studenten beobachten die Szene. Mit kleinen, hilfreichen Hinweisen unterstützt Tiesmeier das Team. Nachdem der Patient erstversorgt und für den Transport vorbereitet auf der Trage liegt, gibt es Applaus von Tiesmeier und den Studenten. Eine kurze Besprechung folgt, der Oberarzt lobt Vorgehensweisen, gibt weitere Tipps und ermutigt die zuschauenden Studenten, Fragen zu stellen.

 
Rettung mit Drehleiter, Trage & Co.
Auch die technische Rettung ist ein wichtiger Bestandteil des Kurses. Dazu gehört, als Besonderheit, der Einsatz einer Drehleiter. „Wir setzen sie ein, wenn enge, sperrige Treppen den Abtransport erschweren oder bei Personen mit Übergewicht“, erklärt Tiesmeier. Damit die Studenten eine Vorstellung erhalten, demonstrieren Brandmeister Christian Hartwig und Lehrrettungsassistentin Birgit Hilchenbach, wie die Trage auf dem Korb befestigt wird. Auch eine freiwillige „Patientin“ ist unter den Studenten schnell gefunden, die, gesichert durch vier Gurte, ausprobiert, wie es sich in luftiger Höhe anfühlt.

Der Kurs fand bereits zum 15. Mal statt. „Es ist ein optimaler Einstieg für die Studenten, während ihres praktischen Jahres vorgeschult bei Notarzteinsätzen mitzufahren“, betont Tiesmeier. „Damit machen wir als Mühlenkreiskliniken die Ausbildung der Medizinstudenten im praktischen Jahr komplett.“


Die Referenten
Dr. Mathias Emmerich, Chefarzt am Institut für Anästhesie und Intensivemedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen, Prof. Dr. Dietrich Henzler, Chefarzt in der Klinik für Anästhesiologie im Klinikum Herford, und Dr. Thomas Jakob, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Kreis Herford sowie Dr. Jens Tiesmeier, Oberarzt im Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen.

 

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