Karriereziel Professor?

Der lange Weg zum Titel

Prof. Dr. Nils Ewald erläutert den langen Weg zum Titel.

"Nein", lautet die eindeutige und schnelle Antwort von Nils Ewald, wenn man ihn fragt, ob er schon immer Professor werden wollte. Seine akademische Laufbahn hat er nie generalstabsmäßig durchgeplant. Es waren stets die Gelegenheiten, Notwendigkeiten, Neigungen und persönliche und berufliche Lebenssituationen, die zusammenpassten und die sein wissenschaftliches Arbeiten immer wieder befeuerten. Im September 2016 ist aus PD Dr. med. Nils Ewald Prof. Dr. med. Nils Ewald geworden. Doch was bedeutet das eigentlich? Wenn man dem frisch Ernannten glauben darf, bedeutet das vor allem eins: viel Arbeit.

"Ganz ehrlich, sehr viele Menschen haben mir gratuliert und im nächsten Moment gebeichtet, dass sie den Unterschied zwischen dem PD, dem Privatdozenten und dem Professor gar nicht wüssten." Ewald hat also Übung im Erklären. Bevor er Direktor der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus Lübbecke-Rahden und Ärztlicher Direktor des gesamten Krankenhauses wurde war er als Arzt und Oberarzt am Universitätsklinikum des Saarlandes und zuletzt am Universitätsklinikum Gießen tätig. Hier hatte er auch 2003 seine Doktorarbeit fertiggestellt, als kurz danach ein Oberarzt seiner Klinik auf ihn zukam und fragte, ob er nicht Interesse hätte, eine weitere wissenschaftliche Arbeit für einen bevorstehenden Kongress zu erstellen. "Ich hatte Interesse und stieg ein. In dieser ersten Veröffentlichung ging es bereits um unterschiedliche Formen der Bauchspeicheldrüsenentzündung." Es folgte Kongress auf Kongress und Veröffentlichung auf Veröffentlichung, die alle um ein Hauptthema kreisten: Die Wechselwirkung zwischen Diabetes, Bauchspeicheldrüsenentzündung und Fettstoffwechselstörung. "Das war für mich ein spannendes Thema, weil es zwischen den unterschiedlichen Fachgesellschaften umstritten ist, welcher Medizinexperte sich darum zu kümmern hat. Die Gastroenterologen beanspruchen die Bauchspeicheldrüse für sich und die Diabetologen beanspruchen das Thema Diabetes mellitus für sich. Mein Ziel war es beide Sichten zusammenzubringen."

Europaweit gefragter Spezialist
Heute zählt Ewald zu den europaweit führenden Experten beim Diabetes mellitus Typ-III/c. So wird die Erkrankung, die er erforscht, mittlerweile genannt. Fachleute nennen sie auch den "pankreopriven Diabetes". Handelt es sich beim Typ-1 Diabetes um eine genetisch bedingte Störung der Immunabwehr, bei der die körpereigenen insulinproduzierenden Zellen zerstört werden, geht es beim Typ-2-Diebetes um eine Resistenz der blutzuckerverarbeitenden Zellen gegenüber dem Insulin. Diese Erkrankung tritt häufig im fortgeschrittenen Alter auf. Ewalds Spezialgebiet ähnelt eher dem Typ-1 Diabetes. Bei Typ-III/c-Diabetikern wird die Krankheit durch eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse ausgelöst. Dies kann durch Entzündungen, Stoffwechselstörungen, genetische Störungen, Tumore oder auch durch die Entfernung des Organs geschehen. Dadurch dass die Bauchspeicheldrüse nicht normal funktioniert verdaut man auch nicht normal. Das Risiko zu unterzuckern ist größer und das Zusammenspiel der Hormone ist erheblich gestört. "Bei meinen Forschungsarbeiten war ich immer wieder im Labor aktiv, habe Medikamentenstudien gemacht und war natürlich immer wieder auf Kongressen", berichtet der 39-Jährige. "Die positive Resonanz und das fehlende Wissen rund um das Thema haben mich dann immer wieder angespornt, hier weiter zu machen."

Sieben Jahre Arbeit
2011 war es so weit. Mehr als 20 Veröffentlichungen hatte Dr. Ewald zusammen, er hatte Lehrtätigkeiten am Universitätsklinikum Gießen übernommen und gute Bewertungen von den Studierenden erhalten sowie Doktoranden betreut. Damit hatte er alle Voraussetzungen für eine Habilitation und die Ernennung zum Privatdozenten (PD) erfüllt. Die Motivation am wissenschaftlichen Arbeiten war damit noch nicht erloschen. Er machte weiter, sammelte weiter Erfahrung in Lehre und Forschung. "Es war ungefähr noch einmal der gleiche Aufwand an Lehrtätigkeit und Wissenschaft den Ewald betreiben musste, damit seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich Medizin an der Universität Gießen ihn für eine außerplanmäßige Professur (APL) vorschlagen konnten. Jetzt, im Spätsommer 2016 war es so weit: Der Senat stimmte dem Antrag zu und der Präsident der Universität Gießen verlieh PD Dr. med. Nils Ewald die Professur.

Ändert sich etwas für Ewalds Patienten am Krankenhaus Lübbecke-Rahden? "Nein", erklärt der Professor. "Insgesamt eine Woche im Semester bin ich im Rahmen meiner Lehrtätigkeit in Gießen. Zudem besuchen mich Studierende aus Gießen regelmäßig für Praktika. Natürlich kommen auch überregional Patienten zu mir, denen ich aufgrund meiner Expertise im Bereich des pankreopriven Diabetes helfen kann. Das war aber auch schon vorher schon so. Ich bin und bleibe der, als den man mich hier im Mühlenkreis kennt, egal ob mit oder ohne Professorentitel."

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