„Medizin studieren in Ostwestfalen-Lippe“

Arbeitsgemeinschaft der Kliniken OWL

Die Sprecher der Arbeitsgemeinschaft stellten heute ihre gemeinsamen Pläne für die Medizinerausbildung in OWL in einer Pressekonferenz in Bielefeld vor. (v. l.) Dr. Matthias Bracht, Mühlenkreiskliniken, Dr. Thomas Krössin, Ev. Krankenhaus Bielefeld, Uwe Borchers, ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft, Prof. Dr. Christoph Stellbrink, Klinikum Bielefeld, Dr. Helmut Middeke, Klinikum Lippe.

Kliniken in der Region unterstützen die Erweiterung des Bochumer Modells und fordern innovative Weiterentwicklung des Medizinstudiums Schon lange wird eine eigene Medizinfakultät in Ostwestfalen-Lippe (OWL) gefordert. Nachdem die Landesregierung diese Lösung im letzten Jahr abgelehnt hatte, soll noch in diesem Jahr die Erweiterung der Bochumer Medizinerausbildung mit Kliniken in der Region OWL umgesetzt werden. Um die Hochschulausbildung von Medizinstudentinnen und -studenten in die Region zu bringen, haben sich 14 Kliniken zu einer Arbeitsgemeinschaft "Medizin studieren in Ostwestfalen-Lippe" zusammengeschlossen. Dazu gehören auch die Mühlenkreiskliniken.

"Wir wollen damit ein klares Signal dafür setzen, dass es hier einen einheitlichen Willen gibt, das Bochumer Modell der dezentralen Universitätsklinik umzusetzen", sagen die beiden Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, der Herzspezialist Prof. Dr. Christoph Stell-brink, Chefarzt am Klinikum Bielefeld, und Dr. Thomas Krössin, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld. In einem Gespräch im NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung wurden die Sprecher der AG darüber informiert, dass noch im zweiten Quartal diesen Jahres die Ruhr-Universität Bochum ein Verfahren zur Auswahl derjenigen Kliniken einleiten werde, die in Zukunft als Universitätsklinik Mediziner ausbilden dürfen. Die ersten Studentinnen und Studenten höherer Semester würden demnach voraussichtlich ab Herbst 2016 ihr Medizinstudium in der Region fortsetzen und abschließen können. "Wir werden uns mit Ideen für das Curriculum und mit Impulsen für eine innovative Weiterentwicklung des Medizinstudiums in OWL einbringen. Außerdem sehen wir auch gute Chancen, in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld neue medizinisch-wissenschaftliche Schwerpunkte zu setzen", so Stellbrink. Schon jetzt gebe es in der Region hervorragenden Kompetenzen in der klinischen Forschung. Das Land Nordrhein-Westfalen hatte sich im letzten Jahr anstelle der Gründung einer medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld für die Erweiterung des sogenannten Bochumer Modells der Medizinerausbildung entschieden. Kernpunkt dieses Modells ist, dass die akademische Ausbildung des Medizinernachwuchses nicht nur am Standort der Hochschule, sondern auch dezentral an anderen Kliniken erfolgen kann. Diese Lösung hat viele Fürsprecher. Auch die Ärztekammer Westfalen-Lippe unterstützt diesen Weg, weil der drohende Ärztemangel die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Fläche gefährde. Mit der Medizinerausbildung sollen auch Nachwuchsmediziner für die Region OWL gewonnen werden.

"Unser gemeinsames Ziel ist, dass wir die Gesundheitsregion OWL als Wirtschaftsstandort, aber besonders auch als akademisch-medizinischen Standort weiter entwickeln", sagt Dr. Thomas Krössin. "Das bedeutet, dass die Krankenhäuser der Region mit ihren medizinischen Leuchttürmen zusätzlich zur klinischen Arbeit weitere Lehrverantwortung übernehmen und aktiv daran mitwirken, die wissenschaftlich-akademische Exzellenz im Kontext der europäischer Forschungsverbünde auszubauen", so Krössin. Um die Interessen der Region OWL in Düsseldorf besser zu vertreten, hatten die ostwestfälischen Kliniken für eine Anhörung zur Medizinerausbildung im letzten Jahr erstmals eine abgestimmte Stellungnahme verfasst und ihre Forderungen gemeinsam im Landtag vertreten. Es folgte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft, die vom Bielefelder Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL koordiniert wird. Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, in der Region Ostwestfalen-Lippe eigene Kapazitäten für die Ausbildung von Medizinern zu schaffen, um Mediziner am Ausbildungsort oder in der Nähe des Ausbildungsortes zu binden. Sie unterstützt das von der Landesregierung verfolgte Ziel, Ostwestfalen-Lippe zu einer Modellregion für die Medizinerausbildung zu machen. Die AG wird vertreten durch ihre zwei Sprecher, Prof. Dr. Christoph Stellbrink (Klinikum Bielefeld), Dr. Thomas Krössin (Ev. Krankenhaus Bielefeld), sowie die stellvertretenden Sprecher Dr. Matthias Bracht (Mühlenkreiskliniken) und Dr. Helmut Middeke (Klinikum Lippe).

Welche Kliniken tatsächlich Universitätsklinik in OWL werden können, wird nach Auskunft der Ruhr-Universität Bochum durch ein zweistufiges Auswahlverfahren entschieden, das ab Juli von der Ruhr-Universität in Gang gesetzt werden soll. In einem ersten Schritt werde die Hochschule Eingangsvoraussetzungen für eine Bewerbung der Kliniken vorstellen und prüfen, hat die Arbeitsgruppe bei einem Gespräch im NRW-Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung erfahren. "Bei der Umsetzung des Bochumer Modells wollen wir die fachlichen und wissenschaftlichen Kompetenzen der beteiligten Kliniken in OWL, ihre Erfahrungen in der akademischen Lehre, gepaart mit den Erfahrungen in der Flächenversorgung, in die gemeinsame weitere Entwicklung der Medizinerausbildung einbringen", betont Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken. In diesem Sinne begrüße die Arbeits-gemeinschaft der Kliniken OWL die konkreten Schritte in Richtung Umsetzung des Bochumer Modells in der Region. "Wir gehen davon aus, dass die Rahmenbedingungen eine hervorragende Qualität der Medizinerausbildung ermöglichen werden", so Bracht. Mit Blick auf die angespannte finanzielle Lage der deutschen Krankenhäuser insgesamt müsse man aber auch die Voraussetzungen für eine auskömmliche Finanzierung der Medizinerausbildung im Blick haben. Die Sprecher der AG Kliniken OWL erwarten nicht nur für die Lehre, sondern auch für die Forschung vom Land eine angemessene finanzielle Grundausstattung.

Dr. Helmut Middeke, Bereichsleiter Medizin im Klinikum Lippe, stellt die künftigen Aufgaben heraus: "Neben den Vorgaben aus Bochum werden wir auch eine eigene, innovative Forschungs- und Ausbildungsagenda für OWL entwickeln. Wir verstehen uns als Impulsgeber. Die hausärztliche Versorgung soll sichergestellt und die Versorgungsforschung soll gestärkt werden". Dazu werde die Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ein Stufenkonzept mit besonderen Schwerpunkten aus der Region her-aus entwickeln. Eine besondere Bedeutung spiele dabei die Allgemeinmedizin, aber auch die Kooperation mit den Pflege- und Gesundheitswissenschaften und mit den Gesundheitsfachberufen. Die Sprecher der Arbeitsgruppe sind sich einig: Die künftige Ausbildung von Medizinern erfordert neue Ideen, und das Modell OWL soll Reformaktivitäten in die Medizinerausbildung bringen. Deshalb befürworten die Sprecher, dass die angehenden Mediziner aus Bochum schon ab dem fünften Semester ihr Studium in den OWL-Kliniken fortsetzen und abschließen können.

Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Kliniken OWL 

  • Brüderkrankenhaus St. Josef, Paderborn
  • Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Bielefeld
  • Franziskus Hospital, Bielefeld
  • Kath. Hospitalvereinigung Weser-Egge, Brakel
  • Klinikum Bielefeld, Bielefeld
  • Klinikum Gütersloh, Gütersloh
  • Klinikum Herford, Herford
  • Klinikum Lippe, Detmold LWL Klinik, Paderborn
  • Mühlenkreiskliniken, Minden-Lübbecke
  • MZG Westfalen, Bad Lippspringe
  • St. Johannisstift, Paderborn
  • St. Petri-Hospital, Warburg
  • St. Vincenz-Krankenhaus, Paderborn

Sprecher:
Dr. Thomas Krössin, Ev. Krankenhaus Bielefeld
Prof. Dr. Christoph Stellbrink, Klinikum Bielefeld

Stellvertretende Sprecher:
Dr. Helmut Middeke, Klinikum Lippe
Dr. Matthias Bracht, Mühlenkreiskliniken

Geschäftsführer: Uwe Borchers, ZIG - Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Jahnplatz 5, 33602 Bielefeld Tel. 0521-329860-12; E-Mail: <link>borchers@zig-owl.de

 

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