Mit Feder und Faden

Neue Behandlungsmethode bei Kreuzbandrissen am Johannes Wesling Klinikum verkürzt Rehazeiten

(von links) Zur Nachbesprechung sind Oberarzt Dr. Martin Sattler, Sportlerin Katharina Kunisch und Professor Johannes Zeichen, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, spezielle Unfallchirurgie am Johannes Wesling Klinikum in Minden, zusammengekommen.

Der Moment, in dem es geschah, war eher unspektakulär. Katharina Kunisch, Torhüterin des Handball Drittligisten HSV Minden-Nord, drehte sich zwischen den Pfosten - doch ihr linkes Bein blieb einfach stehen. Die 20-Jährige spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Und sie behielt Recht. An der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, spezielle Unfallchirurgie am Johannes Wesling Klinikum in Minden wurde eine vordere Kreuzbandruptur, sprich Kreuzbandriss, festgestellt. Für Sportler bedeutet diese Diagnose nicht nur das Ende der laufenden Saison, sondern im Regelfall auch eine monatelange Reha.

Doch Katharina Kunisch hatte Glück im Unglück. "Wir konnten der Patientin eine alternative Behandlungsmöglichkeit anbieten, die eine Rückkehr in den Sport schon nach wenigen Wochen ermöglicht", sagt Dr. Martin Sattler, Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum. "Bislang waren mindestens sechs Monate Pause nötig, doch Frau Kunisch konnte schon nach drei Monaten wieder ins Training einsteigen", so Sattler weiter.

Ermöglicht wurde dies durch ein neues Behandlungskonzept, bei dem das gerissene Kreuzband nicht mehr durch ein körpereigenes Transplantat (meist eine Sehne) rekonstruiert wird. "Wir nähen das gerissene Kreuzband wieder zusammen und stabilisieren es mit einem Implantat, das die Funktion des vorderen Kreuzbands für die Zeit der Heilung übernimmt", erklärt Dr. Sattler. Das Implantat besteht - vereinfacht gesagt -  aus einer Feder mit angeschlossenem Faden, der dem Kniegelenk die verlorene Spannung wieder gibt und das genähte Kreuzband entlastet. Bei Katharina Kunisch funktionierte die Methode so gut, dass die Handballerin ihr Knie nach nur fünf Tagen wieder voll belasten konnte.

"Dieser immense Zeitgewinn ist vor allem für Profi- und Amateursportler interessant", sagt Professor Dr. Johannes Zeichen, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum. "Der Athlet kann schnell wieder in den Sport zurückkehren und mit dem Muskelaufbau beginnen." Voraussetzung für das neue Behandlungskonzept ist eine exakte Analyse der Verletzung. "Die gerissenen Fasern des Kreuzbands müssen wieder zusammenpassen, was nicht immer der Fall ist. Und es dürfen nicht mehr als drei Wochen seit dem Unfall vergangen sein", sagt Professor Dr. Zeichen. "Sind die Voraussetzungen gegeben, fügen wir zusammen, was zusammen gehört."

Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum bietet die Möglichkeit des Kreuzbanderhalts als einzige Klinik im nördlichen Ostwestfalen an. Neun Patienten wurden bislang schon mit dieser Methode behandelt. "Von allen haben wir positive Rückmeldungen erhalten", sagt Oberarzt Dr. Martin Sattler. Auch Katharina Kunisch zählt dazu. "Durch die frühe Rückkehr ins Training habe ich schnell wieder Selbstvertrauen gewonnen", sagt die 20-Jährige mit einem Lächeln. Vertrauen, das die die junge Handballerin schon am Samstag, 11. März, wieder braucht. Denn da steht sie ab 17.30 Uhr gegen den TSG Wismar für ihren Verein wieder zwischen den Pfosten. Ohne die neue OP-Methode des Johannes Wesling Klinikums könnte sie ihren Mädels am Wochenende sicherlich noch keinen sicheren Rückhalt bieten.

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