„Wie gut, dass es Sie gibt“

Leitungswechsel bei den Grünen Damen

Staffelübergabe bei den Grünen Damen am Johannes Wesling Klinikum Minden. Gerhild Becker (l.) übergibt die Leitung an Ulrike Dammeyer.

Mit einem freundlichen "Guten Morgen" betritt Gerhild Becker ein Patientenzimmer im zweiten Stock des Johannes Wesling Klinikums Minden. Die Leiterin der Grünen Damen geht von Patientin zu Patientin, begrüßt sie persönlich mit deren Namen und fragt nach dem Befinden. Schnell entwickeln sich kleine Gespräche. Auf ihrem Notizblock vermerkt Gerhild Becker Wünsche der Patienten, wie die Besorgung einer Zeitschrift aus dem Kiosk, die Anmeldung des Telefons oder eine Terminabsprache beim Friseur im Erdgeschoss.

"Wir sind für die Patienten da, alleinstehende, solche, die von weither kommen - aber auch für Gespräche über Dinge, die man ungern seinen Angehörigen sagt", erklärt Stellvertreterin Ulrike Dammeyer. Oder einfach zum Zuhören, wenn ein Patient einmal sein Herz ausschütten möchte. "In schwierigen Fällen, wenn es an die Substanz geht, holen wir auch Seelsorger der Krankenhausseelsorge dazu", sagt sie. Ansonsten seien die Grünen Damen auf die praktische Hilfe ausgerichtet. "Wir besorgen Bücher aus der Bibliothek, bringen die Patienten zum Friseur, begleiten sie, wenn sie sich unsicher fühlen oder nach draußen zum Rauchen", erklärt Ulrike Dammeyer. "Wir selbst entlasten uns durch Gespräche untereinander und gehen nach dem Dienst eigentlich immer mit einem guten Gefühl nach Hause", berichtet Gerhild Becker. "Besonders, wenn wir einem Patienten in einer schwierigen Situation helfen konnten.'"

Arbeit bedeutet persönlichen Gewinn
"Die Arbeit macht mir viel Freude, doch jetzt werde ich die Leitung abgeben", sagt Gerhild Becker. Nicht etwa weil sie ihr Ehrenamt als Grüne Dame nach 15-jähriger Tätigkeit, die letzten sechs Jahre davon als Leiterin, beenden möchte, sondern weil sie die Altersgrenze für eine leitende Funktion erreicht hat. "Das ist von der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Kranken- und Alten-Hilfe (EKH), unter deren Dach wir arbeiten, so vorgeschrieben", erklärt sie. Aber als Grüne Dame wird sie weiterhin aktiv sein, "ich trete nur in die zweite Reihe." Ihre Nachfolgerin steht schon fest. Ulrike Dammeyer wird die Position übernehmen. Die 69-Jährige freut sich schon sehr darauf. "Die Arbeit als Grüne Dame ist einfach mein Ding, sie erfüllt mich und macht mir unendlich viel Freude", sagt sie. Seit März 2012 ist sie im 30-köpfigen Team der Grünen Damen aktiv. "Frau Dammeyer ist mit so viel Schwung in die Arbeit eingestiegen, dass ich gezielt darauf hingearbeitet habe, sie zunächst als meine Stellvertreterin und dann als meine Nachfolgerin zu gewinnen", berichtet Gerhild Becker.

Kontakte halten
Sie selbst sei damals in die Leitungsposition mehr zufällig "reingerutscht". Zum Glück war die Gruppe von der vorherigen Leiterin Renata Feinstein gut organisiert und strukturiert, in fünf feste Gruppen, für jeden Wochentag eine. "Jede Gruppe hat auf meinen Wunsch hin eine Verantwortliche benannt, die beispielsweise Informationen weitergibt", erklärt die Leiterin. "Man kennt seine eigene Gruppe gut, die anderen aber nur von den monatlichen gemeinsamen Teamtreffen." Sie habe aber Kontakt zu jeder einzelnen Mitarbeiterin. "Als ich die Leitung übernahm, habe ich jede der Damen angerufen und sie durch die Gespräche besser kennengelernt", sagt sie. Dadurch habe sich ein guter persönlicher Kontakt zu allen entwickelt. Zu ihren Aufgaben gehört noch bis zum Staffelwechsel Anfang Dezember die Verbindung zur Klinik-Verwaltung und zum Dachverband EKH. Auch die Treffen, die Einladung von Referenten dafür oder die Jahresfahrt oder Weihnachtsfeier wollen organisiert sein. "In meiner ganzen Amtszeit haben wir immer volle Unterstützung des Klinikums bekommen - es weiß unsere Arbeit zu schätzen", betont Gerhild Becker. Und ergänzt: "Wir fühlen uns hier im Johannes Wesling Klinikum Minden wirklich anerkannt."



Grüne Dame werden
Die Grünen Damen sind ein ehrenamtlicher Besuchsdienst, der, wenn es gewünscht ist, mit den Patienten ins Gespräch kommt, zuhört und Hilfe anbietet. Wer Interesse hat, einmal in der Woche vormittags ehrenamtlich mitzuarbeiten, kann sich direkt an das JWK, Tel. 0571/790-0, wenden. Nach einer begleiteten Einführungsphase und Fortbildungen zu Themen wie "Gesprächsführung" beginnt die Arbeit als Grüne Dame. Zudem findet ein regelmäßiger Austausch mit den Kolleginnen statt. Die Grünen Damen sind keine ausschließlich weibliche Domäne. Auch interessierte Herren sind herzlich willkommen.

Wie aus den "Pink Ladies" Grüne Damen wurden
Brigitte Schröder, Ehefrau des früheren CDU-Bundesministers Gerhard Schröder, lernte während einer USA-Reise die "Pink Ladies" kennen, Frauen, die in Krankenhäusern ehrenamtlich tätig waren. Von dieser Idee angetan, gründete Brigitte Schröder 1969 die Evangelische Krankenhaus-Hilfe, deren Mitarbeiterinnen aufgrund der grünen Kittel bei den Patienten Grüne Damen hießen.

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