Wenn Menschen die Diagnose Krebs bekommen, sind sie geschockt. Was kommt nun auf sie zu? Welche Veränderungen erwarten sie? Sie hatten in den nächsten Monaten doch noch einiges geplant. Aber ihre Realität sieht ab dem Zeitpunkt anders aus: Termine bei Ärzten, Ultraschall und Biopsie, Planung der anschließenden Behandlung sowie der Chemotherapie. Vor allem die Chemotherapie macht vor allem Frauen oft Sorgen. Bekommen sie Nebenwirkungen und wenn ja, welche? Häufig sind es neben Übelkeit und Müdigkeit auch massive Hautprobleme und kompletter Haarausfall, die das Selbstbewusstsein vieler betroffener Frauen leiden lässt. Jede positive Hilfestellung zur Verbesserung der körperlichen Veränderungen unterstützt Frauen dabei ein kleines Stückchen Normalität zu behalten. Ein paar Stunden Normalität durften kürzlich insgesamt fünf an krebserkrankte Frauen im Kurs „Onkologische, kosmetische Beratung“ mit der Naturkosmetikerin Stefanie Bröhldick erfahren. Der Kurs fand in der Palliativküche des Johannes Wesling Klinikums in Minden statt und wurde komplett durch Spenden finanziert.
„Wir haben uns sehr über die Spendeneinnahmen für die onkologische Station gefreut und wussten auch direkt, wofür wir diese einsetzen möchten. Schon lange möchte ich für die an krebserkrankten Frauen einen professionellen Kurs anbieten, der ihnen zeigt, wie sie sich auch ohne Haare und trotz Hautproblemen schminken können und sich so ein bisschen wohler fühlen“, erklärt Ilona Kuhlmeier, Stationsleitung C19 Palliativ und Leitung Onkologische Pflegeberatung JWK. Sie hat jeden Tag mit an krebserkrankten Menschen zu tun und sieht, wie sie mit den Veränderungen der Therapie zu kämpfen haben. Deshalb war es ihr schon lange eine echte Herzensangelegenheit, den Frauen mehr Selbstvertrauen schenken können.
„Ich habe mich selbst in meiner Freizeit viel mit dem Thema Krebs und Kosmetik beschäftigt, weitergebildet und den Frauen auf meiner Station meine Hilfe angeboten. Aber eine Beratung durch einen Profi wie die onkologische Naturkosmetikerin Stefanie Bröhldick ersetzt das nicht“, so Ilona Kuhlmeier. Den Kontakt zu der Kosmetikerin hatte die Onkologie bereits, da sie ihr Angebot schon aus einem anderen Krankenhaus kannten und begeistert waren. Durch ihre Spezialisierung kennt sie sich in der onkologischen Beratung aus und weiß, welche äußeren Veränderungen auf Betroffene zukommen und welche Tipps und Tricks es gibt, um selbstsicherer durch die Erkrankung zu kommen.
Die fünf Teilnehmerinnen lernten im onkologischen Kosmetik-Kurs, wie sie ihre strapazierte, empfindliche Haut richtig reinigen, um die perfekte Basis für ein Makeup zu erhalten. Dabei wird nicht nur die Haut betrachtet, sondern auch die Lippen, der Hals und die Augenpartien. Danach folgte die Grundierung und das Rouge, um eventuelle Hautverfärbungen auszugleichen. „Hierbei ist es besonders wichtig, dass das Makeup dem eigenen Hautton entspricht. Hat sich die Hautfarbe durch die Therapie verändert, rate ich den Frauen, einfach einen neutralen Beigeton zu verwenden und den Teint eher durch ein passendes Rouge aufzufrischen“, sagt Stefanie Bröhldick. Sie erklärte den fünf Frauen zudem, wie man das Makeup sowie das Rouge richtig aufträgt, um nicht künstlich zu wirken. Danach folgt die wichtige Augenpartie. Fehlen Wimpern und Augenbrauen, ist es eine Herausforderung diese Partie zu betonen. Hier hat die Expertin auch einen Tipp: Farbige Lidschatten lassen die Augen ausdrucksvoller erscheinen. Der Lidstrich ist wohl für viele Frauen eine Challenge, denn der perfekte Lidstrich ist nicht ganz einfach. Aber Übung macht den Meister. „Fehlende Wimpern können die Frauen sehr gut durchs Auftragen kleiner Punkte am Lidrand zwischen den Wimpern ersetzen“, weiß Stefanie Bröhldick. Zum Schluss widmen sich die Teilnehmerinnen den Lippen. Setzt man bei den Lippen Akzente, können diese gut von anderen kleinen Baustellen ablenken.
Eine weitere Nebenwirkung der Chemotherapie ist häufig der Haarausfall. In der Regel beginnt der Haarausfall nicht zeitgleich mit dem Therapiestart, sondern erst einige Wochen später. Ein Kribbeln oder komisches Gefühl auf der Kopfhaut könnten ein erstes Anzeichen sein. Nach und nach fallen an krebserkrankten Menschen wie auch den Kurs-Teilnehmerinnen Barbara, Edeltraut, Ingrid, Sabine und Sveta dann die Haare aus. Der Verlust der Haare ist für die meisten Patientinnen und Patienten ein prägendes Ereignis. Perücken können hier eine erste schnelle Hilfe sein, aber oft werden sie auch nicht gut auf der Kopfhaut vertragen. Dabei können Tücher, Schals und auch anderer Kopfschmuck eine gute Alternative sein. Wie man mit ihnen trendy umgeht, lernten die Teilnehmerinnen auch im Kurs „Onkologische, kosmetische Beratung“. Aber das allerwichtigste an diesem Nachmittag war für alle, und da waren sich alle einig: „Es war sehr informativ, es gab viele Anregungen und Tipps zur Hautpflege und dekorativer Kosmetik, aber das wertvollste war der Austausch untereinander“, so das Feedback der Teilnehmerinnen.
Teilnehmerin Barbara ergänzt zudem: „Toll, dass so ein wichtiger und wertvoller Kurs durch Spenden finanziert wurde und ich hoffe, dass auch in Zukunft viele weitere betroffene Krebspatientinnen und -patienten die Möglichkeit bekommen, dieses Wissen zu erhalten. Mein Selbstwertgefühl wurde durch das gelernte Makeup wieder gestärkt und ich fühle mich endlich wieder schön“.