Gemeinsam gegen den Hautkrebs

Johannes Wesling Klinikum und Universität Bielefeld starten Forschungsprojekt

Professor Dr. med. Rudolf Stadler, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Phlebologie im Johannes Wesling Klinikum Minden.

Seit etwa 150 Jahren ist das Krankheitsbild des kutanen T-Zell-Lymphoms Mycosis fungoides bekannt. Die bösartige Erkrankung betrifft die Lymphozyten, die weißen Blutkörperchen in der Haut und gehört zu den sogenannten Non-Hodgkin-Lymphomen. Obwohl die Mycosis fungoides der häufigste Vertreter der seltenen Krebserkrankung ist, sind die genaue Krankheitsentwicklung und Krankheitsursache bis zum heutigen Zeitpunkt nur unzureichend verstanden. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt wollen Professor Rudolf Stadler, Direktor der Mindener Universitätsklinik für Dermatologie im Johannes Wesling Klinikum, und Genetiker Professor Jörn Kalinowski vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld das jetzt ändern. Gemeinsam untersuchen sie die Entstehung der Krebserkrankung, um mögliche neue Therapieansätze zu entwickeln. Unterstützt werden Sie dabei von Dr. René Stranzenbach, Facharzt für Dermatologie am Mindener Uniklinikum, sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern Almut Menz und Carsten Hain.

Die Mycosis fungoides tritt zunächst als flächiges Hautekzem an den lichtabgewandten Stellen des Körpers auf. In 25 Prozent der Fälle kann es Jahre später zu Mutationen und Brüchen in der DNS kommen, sodass sich die betroffenen Stellen zu bösartigen Tumorknoten entwickeln, erklärt Professor Stadler den Verlauf der Krankheit. Warum die Hautzellen nach so langer Zeit mutieren, ist bisher völlig unklar. Seit einigen Jahren steht fest, dass es sich bei den Tumoren um Lymphome handelt. Das macht den Forschungsgegenstand insoweit sehr interessant, da Lymphome in der Regel in den Lymphknoten des menschlichen Körpers entstehen und nicht in der Haut, so Stadler. Die biologisch entscheidenden Mutationen, die im Wesentlichen zum Fortschreiten der Krebserkrankung beitragen, sollen in dem dreijährigen Projekt erforscht werden. Hierfür werden entnommene Gewebeproben auf bestimmte Muster untersucht. Unser Ziel ist es, die Gensignatur zu identifizieren, die für das jeweilige Stadium der Tumorentwicklung charakteristisch ist, um so weitergehende Therapieansätze entwickeln zu können. Bisher gibt es nämlich noch keine kurativen Behandlungsformen für Betroffene, erläutert Stadler den Schwerpunkt des Projekts. Die zu untersuchenden Gewebeproben stammen aus der Mindener Universitätsklinik, die als eines der bundesweit größten Haut- und Tumorzentren Patienten aus ganz Deutschland behandelt. In der Biomaterialbank des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen werden die Gewebeproben in Zusammenarbeit mit Professor Hendrik Milting bei minus 80 Grad Celsius für eine spätere molekular-biologische Untersuchung systematisch gesammelt und eingelagert. Die Kooperation ist für das Projekt sehr wichtig, denn so haben wir die Möglichkeit besonders viele Proben deponieren und untersuchen zu können, so Stadler. Langfristiges Ziel von Stadler und Kalinowski ist es, andere Kliniken und Zentren in das Projekt einzubinden. Mit einer Art Schneeballsystem soll so weiteres Untersuchungsmaterial gewonnen und ausgewertet werden können. Darüber hinaus planen beide den Aufbau einer internationalen Datenbank. Wir wollen eine der weltweit modernsten Forschungsplattformen schaffen, die als Basis für die Erforschung, Diagnostik und Behandlung der Mycosis fungoides gilt, sagt Stadler. Als Grundlage hierfür steht die 2007 gegründete Datenbank Genomikdes Centrums für Biotechnologie in Bielefeld zur Verfügung. Im Herbst sollen die ersten Untersuchungen starten, bis dahin laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. 

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