Gestochen scharfe Bilder

Neue Untersuchungsmethode ermöglicht direkten Blick in die Gallenwege

Das sogenannte Spyglass, ein ultradünnes Einmal-Endoskop, ermöglicht einen brillanten Blick direkt in die Gallengänge der Patient*innen.

Wie ein Spion im Körper: das sogenannte Spyglass, ein ultradünnes Einmal-Endoskop, ermöglicht einen brillanten Blick direkt in die Gallengänge der Patient*innen. In der Klinik für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin am Krankenhaus Lübbecke ist die Begeisterung groß über die neue Untersuchungsmethode. Dr. Bernd Wejda, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin, hat andernorts bereits viele dieser Untersuchungen durchgeführt und freut sich sehr, das System nun auch im Krankenhaus Lübbecke einsetzen zu können: „Diese Methode erspart den Patientinnen und Patienten Doppeluntersuchungen und oft auch chirurgische Eingriffe, sie kann Klarheit in Situationen verschaffen, in denen die Frage ‚bösartiger Tumor oder nicht‘ sonst schwer zu beantworten ist.“
Bei der Spiegelung der Gallenwege konnten mit bisher verfügbaren Methoden nur Röntgendarstellungen des Gallensystems erfolgen, was für viele Fragestellungen bereits ausreicht. Bei besonderen Konstellationen ist aber ein direkter Einblick in den Gallengang mit einem „Spionendoskop“ (Spyglass DS) nötig. 
Beispielsweise bei Verengungen des Gallengangs (die eine direkte Bildbeurteilung und Probenentnahme erfordern), bei Abklärung im Gallengang befindlicher Tumore und auch bei der Darstellung großer Gallengangsteine. Um anschließend eine Zertrümmerung im Gang vorzunehmen. 


„Mit dem neuen Endoskopie-System Spyglass DS und in Kombination mit einer ebenfalls neu etablierten elektrohydraulischen Sonde zur Steinzertrümmerung großer Gallengangsteine kann die Klinik nun diesen wichtigen und innovativen Schritt zur Verbesserung der Diagnostik und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten vollziehen“, erklärt der Klinikdirektor.
Das Spyglass wird durch ein herkömmliches Endoskop hindurch an seinen Einsatzort gebracht und hat an seinem vorderen Ende eine Optik mit einen digitalen Bildsensor, der Aufnahmen in einer hohen Auflösung liefert. Damit können gutartige Erkrankungen wie Steine oder Entzündungen von bösartigen Veränderungen wie Tumoren wesentlich besser erkannt und voneinander unterschieden werden. Das Spyglass weist zusätzlich zum Kamera-Schlauch einen kleinen Arbeitskanal auf. Über diesen kleinen Arbeitskanal kann eine kleine Sonde eingeführt werden, mit der große Steine unter Sicht elektrohydraulisch zertrümmert und nachfolgend als kleine Fragmente aus dem Gang gezogen werden können.
Mit einer 1,5 Millimeter dicken Zange ist es sogar möglich, Gewebeproben zu nehmen. Dort wo es für das normale Endoskope also zu eng wird, beginnt der Einsatz des neuen Gerätes.
Allerdings handelt es sich bei dem Spyglass um ein so genanntes „Einmalgerät“. Nach der Nutzung muss es entsorgt werden, da die Reinging der winzigen Kamera schlichtweg nicht möglich ist. Die Vorteile der neuen Untersuchungsmethode sind aber immens.
„Nicht nur die Kooperation mit der hiesigen Abteilung für Allgemeine und Viszeralchirurgie wird hierdurch verbessert. In gleicher Weise profitiert auch das Pankreaszentrum am Johannes Wesling Klinikum Minden, dessen kooperativer Partner die Klinik ist, erheblich von der neuen Diagnostik am Standort Lübbecke“, sagt Dr. Bernd Wejda. Erforderliche größere operative Eingriffe am Gallengang oder Bauchspeicheldrüse können präziser geplant und durchgeführt und Doppeluntersuchungen vermieden werden. 
Seit Verfügbarkeit des Systems vor fünf Wochen hat die Abteilung bereits mehrere Untersuchungen erfolgreich durchgeführt und klare Diagnosen für die betroffenen Patient*innen stellen können. 
„Wir wollen unsere Expertise im Bereich der therapeutischen und diagnostischen Endoskopie weiter ausbauen“, so Klinikdirektor Dr. Bernd Wejda. Zusammen mit seinem Team, welches aus drei weiteren Fachärzten für Gastroenterologie und dem hochqualifizierten Endoskopieassistenzteam besteht, hat der Klinikdirektor in den letzten zwei Jahren auch zahlreiche weitere endoskopische Untersuchungsmethoden etabliert. Wie z.B. die endoskopische Vollwandresektion von Dickdarmtumoren, die endoskopische Resektion von Krebserkrankungen der Speiseröhre, die hochauflösende Druckmessung der Speiseröhre, ebenso wie die drahtlose Säuremessung der Speiseröhre sowie zahlreiche weitere innovative Verfahren.

In der Klinik für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin am Krankenhaus Lübbecke besteht ein besonderer Schwerpunkt im Bereich der endoskopischen Therapiemaßnahmen. In der Klinik werden, gemeinsam mit dem hiesigen Medizinischen Versorgungszentrum, annähernd 4500 endoskopische Untersuchungen pro Jahr durchgeführt. Da Endoskopien in der Regel über die natürlichen Körperöffnungen durchgeführt werden, können Nachteile operativer Verfahren wie z.B. das Operationstrauma mit Rekonvaleszenz- und Wundheilungsphase sowie eventuelle Komplikationen der Wundheilung und narkosebedingte Nebenwirkungen, praktisch vollständig vermieden werden. 
Ein Schwerpunkt der Abteilung besteht hier in der Therapie von Krebsvorstufen und frühen Krebserkrankungen der Bauchorgane.
In der Klinik werden unter anderem zahlreiche Eingriffe am Organsystem der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege durchgeführt. Die hierfür erforderlichen Methoden wie der „Ultraschall über das eingebrachte Endoskop“ (sogenannte Endosonografie, ca. 400/Jahr), als auch die Gallenwegs- und Bauchspeicheldrüsengangspiegelungen (sogenannte ERCP, ca. 225/Jahr) werden in hoher Frequenz durchgeführt. Hier besteht der häufigste Untersuchungsgrund in der Behandlung von Gallengangsteinen und in der Abklärung und Behandlung von Tumoren der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenwege.

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