Verwaltungsrat besichtigt neue Schulungsräume

Auszubildende zeigen Notfallübung in Echtzeit

Dr. Gunter Veit, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Kreis Minden-Lübbecke, Akademiedirektor Oliver Neuhaus, Vorstandsvorsitzender Dr. Olaf Bornemeier, und die Mitglieder des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken Ulrich Kaase, Erwin Habbe, Adelheid Traue, Kurt Riechmann, Hans-Eckhard Meyer, Detlef Beckschewe, Dr. Manfred Horter, Siegfried Gutsche, Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Ralf Niermann, stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender Michael Grosskurth, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken Dr. Kristin Drechsler, Matthias Specht, Rudolf Pieper, Auszubildender zum Notfallsanitäter Julian Grube, Klaus-Dieter Buck vom Prüfungsamt des Kreises Minden-Lübbecke und Notfallsanitäter-Azubi Alexander Hippe.

„Frau Meier, wie geht es Ihnen?“, fragt einer der beiden Notfallsanitäter die Patientin Renate Meier beim Eintreffen am Einsatzort. Ihre Tochter Iris hatte kurz zuvor die 112 gewählt und das Notfallteam alarmiert. Ihre 66-jährige Mutter habe starke Schmerzen in der Brust, sagte sie am Telefon. Bereits wenig später stehen zwei Notfallsanitäter mit kompletter Notfallausrüstung im Wohnzimmer der Familie.

Jannik Ziese und Leon Ködding starten die Versorgung der Patientin, während diese schildert, wie es ihr geht. In der Ecke des Raumes wird das Geschehen aufmerksam von einem Dutzend Zuschauern verfolgt. Denn das, was sich im Wohnzimmer der Familie Meier abspielt, ist Teil der praktischen Notfallsanitäter-Ausbildung an der Mindener Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken (MKK). Die beiden Hauptakteure Jannik Ziese und Leon Ködding sind Auszubildende zum Notfallsanitäter im ersten Ausbildungsjahr, die Zuschauer die Mitglieder des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken. Gebannt verfolgen sie, wie das Notfallteam seine Arbeit aufnimmt. Mit dabei ist auch Akademiedirektor Oliver Neuhaus, der die Verwaltungsratsmitglieder vor dem Start ihrer ersten Sitzung im Jahr 2018 zu einem Rundgang durch die neuen Schulungsräume der Akademie eingeladen hatte.

Nachdem die Verwaltungsratsmitglieder, darunter der Vorsitzende Landrat Dr. Ralf Niermann sowie der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken Dr. Olaf Bornemeier und MKK-Medizinvorstand Dr. Kristin Drechsler, zunächst den neuen Rettungswagen für den Lehrbetrieb der Akademie besichtigt hatten, stehen sie nun in einem der beiden neuen Simulationsräume. Diese wurden erst vor Kurzem im ersten Stock der Akademie eingerichtet. Im ersten Simulationsraum befinden sich die Originalnachbauten eines Notaufnahme-Schockraums sowie eines Kreißsaals. „Geschult werden hier die Auszubildenden der Hebammenschule sowie der Gesundheits- und Krankenpflegeschule. Darüber hinaus aber auch die Pflegekräfte der Mühlenkreiskliniken im Bereich des Notfallmanagements und der Fachweiterbildung ‚Intensivpflege und Anästhesie‘“, erläutert Akademiedirektor Oliver Neuhaus. Im zweiten Simulationsraum, in dem auch die Übung der Notfallsanitäter stattfindet, werden realitätsnahe Fallbeispiele in nachgebauten Räumen eines häuslichen Umfelds geprobt.

Die heutige Notfallübung spielt im Wohnzimmer von Renate Meier. Dargestellt wird Renate Meier durch eine computergesteuerte Simulationspuppe, gesteuert wird sie von Tanja Abelmann-Purmann, Lehrkraft der Rettungsdienstschule an der Akademie, die der Patientin für eine reale Darstellung zudem ihre Stimme verleiht. „Es fühlt sich wie eine Betonplatte auf der Brust an“, sagt sie über ihren Zustand, während Leon Ködding ein Blutdruckmessgerät anlegt. „190 zu 95“, lässt sich der Blutdruck an der Simulationspuppe messen. Dieser sowie sämtliche weiteren zu ermittelnden Werte der Notfallpatientin müssen von den beiden Auszubildenden interpretiert und richtig eingeordnet werden. Für die spätere Patientenübergabe im Klinikum müssen die Angaben darüber hinaus dokumentiert werden.

Beobachtet werden die beiden Nachwuchs-Notfallsanitäter während der Übung nicht nur von dem besonderen Publikum, sondern auch von ihren Klassenkameraden im benachbarten Klassenraum. Die Notfallübung wird per Video auf einen Monitor im Nachbarraum übertragen, wo sie gemeinsam evaluiert wird. Aus ärztlicher Sicht hat Dr. Gunter Veit, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Kreis Minden-Lübbecke, das Geschehen ganz genau im Blick. Aus der Ruhe bringen lassen sich die beiden Nachwuchskräfte davon jedoch keine Sekunde. In sicherer Routine legen sie ein EKG an und sprechen fortwährend mit ihrer Patientin. „Haben Sie Allergien? Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein und haben Sie einen Medikamentenplan?“, erkundigen sie sich. Auch der bisherige Tagesablauf und wann die Schmerzen erstmals aufgetreten sind, wird thematisiert, während die Zuschauer noch immer dem Szenario folgen. Die geschilderten Schmerzen im Arm, in der Brust und die dazu übermittelten Werte deuten allesamt auf einen Herzinfarkt hin. Ein Notarzt ist bereits angefordert, der die abschließende Diagnose stellen wird. Bis dahin beruhigen Jannik Ziese und Leon Ködding ihre Patientin und bereiten sie behutsam auf den folgenden Transport ins Klinikum vor.

Mit Abschluss der Notfallübung schlägt die Stille der Beobachter dann in Applaus um. „Eine tolle und eindrucksvolle Leistung“, sagt Dr. Olaf Bornemeier über den souveränen Auftritt der Auszubildenden. Auch Landrat Dr. Ralf Niermann ist beeindruckt von der routinierten Darbietung der Auszubildenden im ersten Lehrjahr. „Hier sehen wir eindrücklich, warum es wichtig ist, in diesen Bereich zu investieren und immer auf dem neusten Stand zu sein. Gut ausgebildete Rettungskräfte sind unverzichtbar für die Notfallversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger.“ Den sichtlich stolzen Jugendlichen sowie den Lehrkräften der Rettungsdienstschule Tanja Abelmann-Purmann, Rüdiger Haupt, Julia Schäffer, dem Ärztlichen Leiter Dr. Gunter Veit sowie dem Leiter der Fort- und Weiterbildung Jörg Nahrwold, die für die Ausbildung der jungen Erwachsenen im Einsatz sind, wünscht er weiterhin alles Gute für ihre Ausbildung und ihre Arbeit.

Während der dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter erwerben die Auszubildenden die höchste nichtärztliche Qualifikation im deutschen Rettungsdienst und sind damit maßgeblich an der Versorgung von Notfallpatienten beteiligt. „Um die Auszubildenden optimal auf den Beruf vorzubereiten, ist eine möglichst realistische praktische Ausbildung notwendig“, sagt Oliver Neuhaus. Der Beruf des Notfallsanitäters sei mit einer hohen Fachkompetenz und Verantwortung verbunden. „Oft muss es im Notfalleinsatz sehr schnell gehen, verschiedene Notfallszenarien müssen daher wieder und wieder trainiert werden“, ergänzt Neuhaus.

In die Ausstattung der Simulationsräume samt Rettungswagen mit Technik, die auch im Echtbetreib im Einsatz ist, haben die Mühlenkreiskliniken bisher mehr als 200.000 Euro investiert. Ende des Jahres sollen die Räume komplett fertiggestellt sein. Bis dahin wird noch eine neue Kameratechnik eingebaut, die umfangreichere Übertragungen der Notfallübungen möglich macht.

Die Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken bietet die Ausbildung in Zusammenarbeit mit den Rettungswachen des Kreises Minden-Lübbecke, den Städten Bad Oeynhausen, Minden, Porta Westfalica sowie dem DRK Lahde an. 

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