Die Leitstelle meldet einen schweren Fahrradunfall in Minden. Ein Mann wurde vermutlich von einem Auto angefahren, ist bewusstlos und weist mehrere Verletzungen an Beinen und Armen auf. Für das Team in der Notaufnahme zählt jetzt jede Sekunde, jede Entscheidung, jeder Handgriff muss sitzen.
Solche realistischen Szenarien standen im Fokus des European Trauma Course (ETC) am Universitätsklinikum Minden. Drei Tage lang übten zwölf Mediziner*innen und sechs Pflegefachpersonen des Uni-Klinikums Minden sowie des Evangelischen Klinikums Bielefeld intensiv die strukturierte Versorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten unter praxisnahen Bedingungen.
Der Kurs wurde unter der Leitung von Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Jochen Hinkelbein organisiert, gemeinsam mit einem Team von Ärzten – Dr. Jan Persson, Sören Homm und Michael Neumann – sowie Anja Diekmann. „Ich bin stolz, dass wir den European Trauma Course bereits zum zweiten Mal am Uni-Klinikum Minden ausrichten konnten. Diese Fortbildung ist ein wichtiger Baustein, um unsere Teams optimal auf die Versorgung schwerverletzter Patienten vorzubereiten und Abläufe weiter zu verbessern. Solche Trainings können im Ernstfall entscheidend sein“, erklärt Professor Dr. Jochen Hinkelbein, Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin.
Während des Kurses durchlief jeder Teilnehmer insgesamt 30 verschiedene Schockszenarien. „Jedes Szenario dauerte etwa 10 bis 15 Minuten. Jedes Team bestand dabei aus sechs Personen (vier Ärzt*innen und zwei Pflegekräfte), es liefen immer drei Notfallszenarien parallel“, erklärt Instruktor Sören Homm. Damit die Notfallsituationen so real wie möglich waren, wurde die Versorgung an Übungspuppen trainiert. „In jedem Team gibt es immer einen Teamleader, der sein Team vor jedem praktischen Szenario gut instruieren muss. Nachdem der Rettungsdienst in der praktischen Übung den polytraumatisierten Patienten übergeben hat, kümmert sich jeder im Team um seinen Part, nach kürzester Zeit werden alle Informationen zum Zustand des Patienten an den Teamleader übertragen, der diese wiederum neu sortiert und priorisiert“, ergänzt er. Nach jeder Versorgung fand eine strukturierte Teambesprechung statt. Denn nur, wenn alle Beteiligten optimal zusammenarbeiten, kann eine bestmögliche Patientenversorgung gewährleistet sein.