Das Ende eines Leidenswegs

Universitätsklinik baut auf Hüfte aus dem 3D-Drucker

Professor Dr. Christian Götze, Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine Orthopädie an der Auguste-Viktoria-Klinik ist mit dem Heilungsprozess bei seiner Patientin Gabriele Folwarski sehr zufrieden. Für sie hat nach einem 30-jährigen Leidensweg einer Lebensabschnitt ohne Schmerzen begonnen.

Ein Leben ohne Schmerzen kennt Gabriele Folwarski (62) nicht. Seit ihrem 20. Lebensjahr gleicht ihr Leben einer Tortur. Sechsmal wurde der Münsteranerin eine neue Hüfte eingesetzt. Sie saß immer mal wieder im Rollstuhl, nahm Opiate und ist schon seit langer Zeit berufsunfähig. Doch jetzt hat eine Operation in der Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen die Wende eingeleitet: Sie ist schmerzfrei. Und sie hat sich einen bis vor Kurzem für unmöglich gehaltenen Plan vorgenommen: einen Wanderurlaub mit ihrem Ehemann.

„Ich bin am Tag nach der Operation aufgestanden und konnte auftreten. Es fühlte sich einfach richtig an“, sagt die 62-Jährige überglücklich. Heute, einige Wochen nach der Operation bei einer Nachuntersuchung, muss sie ihr Operateur und Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine Orthopädie Professor Dr. Christian Götze ermahnen, die Hüfte noch nicht zu stark zu belasten – auch wenn sie keine Beschwerden mehr spürt. „Die Röntgenbilder der neuen Hüfte sehen sehr, sehr gut aus. Dennoch muss die Belastung langsam gesteigert werden“, sagt der Professor.

Patientin Gabriele Folwarski ist in den Genuss einer ganz besonderen Behandlungsform in der Auguste-Viktoria-Klinik gekommen. Aufgrund der sehr großen Vorschädigungen an der Hüfte und der zahlreichen missglückten Operationsversuche wurde für sie ein Hüftimplantat nach Maß hergestellt. „Es wurden umfassende CT-Aufnahmen gemacht, aus denen wir ein 3D-Modell der vorhandenen Knochenstrukturen erstellt haben. Davon ausgehend hat ein Implantathersteller einen passgenauen Beckenteilersatz für Frau Folwarski aus einem 3D-Drucker angefertigt“, erklärt Professor Dr. Götze. Dieser individualisierte Beckenteilersatz hat den Vorteil, dass alle gesunden und vorhandenen Knochenstrukturen bei der Patientin optimal genutzt werden konnten. „Das kann man sich in etwa vorstellen wie beim Handwerken: Wenn man zum sechsten Mal etwa an der gleichen Stelle eine Schraube in die Wand bohren will, wird die nicht mehr gut halten. Genauso verhält sich das bei der sechsten Hüftoperation“, erklärt Professor Dr. Christian Götze. Mit dem individualisierten Implantat konnten die für die Stabilität äußerst wichtigen Schrauben passgenau dort gesetzt werden, wo die beste Knochenstruktur vorhanden war. „Ich wusste vor dem Operieren genau, wo und an welcher Stelle ich welche Schrauben verwenden konnte, um den optimalen Halt der neuen Hüfte zu gewährleisten. Dort waren auch millimetergenau die Bohrlöcher in dem Implantat vorgesehen. Darum hatte Frau Folwarski auch nach der Operation sofort ein gutes Gefühl und der Einheilung des Implantates steht somit nichts mehr im Wege“, erläutert der deutschlandweit anerkannte Orthopäde.

Der individualisierte Beckenteilersatz kommt dort zum Einsatz, wo die Vorschädigungen so groß sind, dass ein Standardimplantat nicht mehr hält. Allein die Herstellung des Implantats kostet in etwa so viel wie ein Kleinwagen. „Der individualisierte Beckenteilersatz ist die Maximalversorgung, die nur in ganz speziellen Ausnahmefällen zum Einsatz kommt. Es gibt nur sehr wenige Fachkliniken in Deutschland, die diese Behandlungsform anbieten. Aber auch die von uns genutzten Standardimplantate werden individuell nach den Bedürfnissen des Patienten ausgesucht. Jede Operation wird im Vorfeld akribisch geplant und im Team unseres Endoprothetikzentrums fachlich diskutiert. Erst wenn wir davon überzeugt sind, die beste Möglichkeit gefunden zu haben, operieren wir“, erklärt Professor Dr. Christian Götze.

Gabriele Folwarski hofft, nun endlich ein schmerzfreies Leben führen zu können. „Das kenne ich gar nicht mehr. In meinem Leben drehte sich bislang immer alles um meine Hüften und wie lange das aktuelle Implantat noch durchhält. Ich war in den verschiedensten Kliniken in Deutschland. Zuletzt hat mir der Operateur meiner fünften Hüfte in einer Fachklinik in Hamburg sehr wenig Hoffnung auf Besserung gemacht. Er riet mir von weiteren Eingriffen ab. Durch einen Zufall bin ich auf die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen und Professor Götze gestoßen. Er hat mir neue Hoffnungen gemacht. Und die haben sich mehr als erfüllt. Ich bin überglücklich. Und unendlich dankbar“, erzählt Gabriele Folwarski.

Endoprothetikzentrum:
Die Universitätsklinik für Allgemeine Orthopädie an der Auguste-Viktoria-Klinik ist als einzige Klinik in der Region als „Endoprothetikzentrum (EPZ) der Maximalversorgung“ zertifiziert und trägt damit das höchste Siegel der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie. Die Universitätsklinik behandelt jährlich etwa 900 Patienten mit künstlichem Hüft- oder Kniegelenk. Eine besondere Expertise hat sich das Operationsteam um Professor Dr. Christian Götze im Bereich der Wechseloperationen erarbeitet. Dabei wird ein künstliches Gelenk durch ein neues ersetzt. Diese Wechseloperationen gelten aufgrund der Vorschädigungen an den Knochenstrukturen als besonders anspruchsvoll.

Neben der Universitätsklinik für Allgemeine Orthopädie an der Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) gibt es zwei weitere Endoprothetikzentren an den Mühlenkreiskliniken. Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, spezielle Unfallchirurgie am Johannes Wesling Klinikum Minden ist Endoprothetikzentrum und kooperiert mit dem EPZmax an der AVK. In Minden werden 380 künstliche Gelenke pro Jahr implantiert. Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Krankenhaus Lübbecke-Rahden ist ebenfalls als Endoprothetikzentrum zertifiziert. In Lübbecke werden pro Jahr 250 Patienten mit künstlichen Gelenken versorgt. Das Krankenhaus Lübbecke-Rahden kooperiert ebenfalls mit dem EPZmax an der AVK.

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