„Der OP ist mein Lieblingsplatz“

Klinikdirektor Dr. Bernd Hillrichs verabschiedet sich in den Ruhestand

(von links): Urte Abbate, Dr. Brigitte Lehning, Ursula Hillrichs, Tanja Nestler, Dr. Bernd Hillrichs, Dr. Uwe Werner, Dr. Olaf Bornemeier und Mario Hartmann

Lieblingsplätze – da denkt man vielleicht an eine Bank unter Schatten spendenden Bäumen. Einen Ort, von dem aus man weit in die Landschaft blicken kann. Oder an einen besonders bequemen Sessel, in den man sich herrlich einkuscheln kann, um zu schmökern oder ein Nickerchen zu machen. Dr. Bernd Hillrichs sieht das anders: „Mein Lieblingsplatz ist der OP“, sagt er. Und obwohl er bald durchaus Zeit für das eine oder andere Nickerchen hätte – der aktive 64-Jährige hat anderes vor.

Ende Juni geht der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Krankenhaus Lübbecke in den Ruhestand. Aber nicht, um die Füße hochzulegen, sondern um sich weiter mit Laufen und Walken fit zu halten, in Haus und Garten zu werkeln und vor allem ausgiebig zu segeln. Das ist sein größtes Hobby, und wenn er überhaupt etwas anderes hätte werden wollen als Arzt, dann wäre es wohl Tischler oder Schiffsbauer gewesen.
 

Nicht, dass das je eine echte Alternative gewesen wäre. Ein anderer Beruf als der des Mediziners kam für den 1957 in Leer/Ostfriesland geborenen Hillrichs nie infrage. Nach dem Zivildienst in einem Krankenhaus in Weener, Studium in Göttingen und Facharztausbildung in Wilhelmshaven kam der damals frischgebackene Facharzt 1990 ans Klinikum Minden in die Abteilung für Unfallchirurgie unter Professor Dr. Volker Echtermeyer, den er als einen großen Förderer beschreibt.

Spätestens jetzt waren die Weichen für die Zukunft gestellt, auch wenn die allererste Begegnung mit dem Mühlenkreis noch etwas seltsam war: „Als ich zu meinem Vorstellungsgespräch in Minden ankam, war gerade das Freischießen und mir liefen etliche merklich angeheiterte Menschen in Verkleidung und mit Holzgewehren über den Weg – da habe ich schon einen Moment gedacht: Wo bist du hier gelandet?“, erinnert sich Dr. Hillrichs. Aber er blieb und fand mit seiner Frau und zwei inzwischen erwachsenen Söhnen im Mühlenkreis ein neues Zuhause. Zuerst in Minden, wo er 1992 Oberarzt wurde und die Zusatzbezeichnung Unfallchirurgie erwarb. Dann in Lübbecke, wo er am 1. April 2001 die Leitung der Klinik für Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, wie sie damals hieß, übernahm.

Am 30. Juni 2021 ist nun sein offiziell letzter Arbeitstag an dieser Klinik, und rückblickend stellt der Mediziner fest: „Ich habe mich seinerzeit bewusst für das Haus in Lübbecke entschieden und das absolut nicht bereut. Es waren 20 gute Jahre, das darf man so sagen. Wir sind mit dem Team und der Technik gut aufgestellt. Ich übergebe die Klinik mit einem guten Gefühl und bin mit mir sehr im Reinen.“ Eine ganze Reihe von Meilensteinen habe es in diesen zwei Jahrzehnten für ihn und das Krankenhaus gegeben, sagt Dr. Hillrichs. Zum Beispiel die Sanierung der OP-Säle im Jahr 2006, mit dem Ergebnis: „Heute sind wir mit den Sälen auf Top-Level“. Ganz aktuell den Umbau der zentralen Notaufnahme, die Inbetriebnahme des neuen Schockraums und OP-Saals. Die Klinik ist Teil des Traumanetzwerks OWL und zertifiziertes Endoprothetikzentrum (EPZ) geworden. Vor Corona fanden hier fast 350 Eingriffe im Jahr statt. Und schließlich: „Viele Fachärzte sind hier ausgebildet worden, die inzwischen an diversen Kliniken Oberarztpositionen innehaben.“

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier lobte in seinen Abschiedsworten das große Engagement von Dr. Hillrichs. „Bis zum letzten Tag am Krankenhaus Lübbecke hängen Sie sich mit vollem Elan in Ihre Aufgabe. Sie übergeben eine perfekt geführte Klinik“, lobt der Vorstandsvorsitzenden den scheidenden Klinikdirektor. Krankenhaus-Geschäftsführerin Tanja Nestler fügt an, dass Dr. Hillrichs immer ein interdisziplinärer Teamplayer war, dem insbesondere die Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses wichtig war. „Sie haben eine ganze Generation von Assistenz- und Oberärzten geprägt und auf ihrem Weg begleitet. Viele von ihnen sind nun ihrerseits Chefärzte an anderen Kliniken“, sagt Tanja Nestler. 

Aber was Dr. Hillrichs all diese Jahre mit besonderer Befriedigung erfüllt hat, ist das, was seinen Beruf ausmacht: Patienten helfen zu können. „Wenn man nach einem anspruchsvollen Eingriff den OP-Saal verlässt und weiß: Ich habe für den Patienten die beste Lösung gefunden – das ist ein gutes Gefühl“, sagt er. Dafür ist er Arzt geworden und deshalb ist der OP-Saal auch sein Lieblingsplatz. Schmunzelnd erzählt Dr. Hillrichs, wie sein Leitender Oberarzt nach so einer OP einmal zum Assistenzarzt gesagt habe: „Wenn Sie etwas vom Chef wollen, fragen Sie ihn jetzt, dann kriegen Sie alles.“

Die letzte große Dienstaufgabe für den Klinikdirektor vor dem Ruhestand war es, die Abteilung durch das Audit des Traumanetzwerks für die Rezertifizierung zu führen. „Das haben wir erfolgreich abgeschlossen.“ Und noch einmal betont Dr. Hillrichs, wie glücklich er über sein ganzes Team in Lübbecke gewesen sei: „Dazu gehört nicht nur die Ärzte-Mannschaft, die hier gewachsen ist mit den einzelnen Spezialisierungen. Sondern auch das Pflegeteam, die Physiotherapie und auch Frau Rahe, die mir die ganzen 20 Jahre den Rücken freigehalten hat, erst als Sekretärin, dann als Assistentin der Klinikleitung.“

Seinem Nachfolger wünscht Dr. Hillrichs, „dass Unfallchirurgie und Orthopädie hier am Standort so präsent bleiben. Als Traumazentrum und Endoprothetikzentrum decken wir hier beide Schwerpunkte ab – das ist für ein Haus dieser Größenordnung topp.“ Die kommissarische Leitung der Klinik übernimmt zunächst der Leitende Oberarzt Dr. Rainer Freitag.

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