Fünf Stationsapothekerinnen sorgen für mehr Sicherheit

Krankenhausvisiten werden von Apotheker*innen begleitet

Apothekerin Jana Stranghöner bespricht mit Univ.-Prof. Philipp Soergel die Medikationspläne der Patientinnen der Frauenklinik.

Die Zahl der unterschiedlichen Arzneimittel und das Wissen über deren Neben- und Wechselwirkungen wird von Tag zu Tag größer. Kein Mensch kann den Überblick über mehr als 100.000 Arzneimittel und ihre Wirkungen und Wechselwirkungen behalten. Aus diesem Grund gehen die Mühlenkreiskliniken nach der Einführung des Pharmazeutischen Aufnahmegesprächs mit der Einführung der Stationsapothekerinnen einen weiteren konsequenten Schritt in die Sicherung der pharmakologischen Versorgungsqualität und Patientensicherheit.

Das mittlerweile fünfköpfige Team um Fachapothekerin Johanna Kreinjobst unterstützt im Universitätsklinikum Minden auf den Intensivstationen sowie den chirurgischen Stationen das ärztliche und pflegerische Personal bei der Arzneimittelgabe. 15 bis 20 unterschiedliche Arzneimittel pro Patient*in sind insbesondere auf der Intensivstation keine Seltenheit. Dabei kann es schnell unübersichtlich werden, wenn es um Wechsel- und Nebenwirkungen geht. „Wir fungieren wie ein Fahrsicherheitsassistent: Im Notfall warnen wir und geben Hinweise, aber die Medizinerinnen und Mediziner behalten das Steuer natürlich weiter in der Hand“, erläutert der Direktor der Zentralapotheke der Mühlenkreiskliniken Dr. Florian Immekus die Arbeit der Stationsapothekerinnen. Regelmäßig nehmen die Stationsapothekerinnen an den Visiten auch auf den Normalstationen teil und diskutieren die Verordnungen mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. 

Auf den Stationen schätzen sowohl die Pflege als auch das ärztliche Personal diese zusätzliche Beratungskompetenz vor Ort. „Unsere Patientinnen und Patienten werden immer älter und haben dann oftmals viele Vorerkrankungen. Sie kommen häufig mit einer Dauermedikation ins Krankenhaus, die gar nicht das Fachgebiet der behandelnden Abteilung betrifft. Und dann verschreiben wir weitere Arzneimittel, um die akute Erkrankung zu behandeln. Es liegt auf der Hand, dass es dabei zu Fehleinschätzungen bei den Wechselwirkungen zwischen den Arzneimitteln kommen kann. Deshalb ist die pharmazeutische Fachexpertise vor Ort auf der Station enorm wichtig und hilfreich“, sagt Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikum Minden und Direktor der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Operative Uro-Onkologie.

Auch der Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Professor Dr. Hans-Udo Schneider am Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit ist ein großer Unterstützer der Stationsapothekerinnen: „Gerade in der psychiatrischen Pharmakologie gibt es häufig Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Ein interdisziplinäreres Team mit medizinischer, pflegerischer, pharmazeutischer und therapeutischer Fachexpertise hat in Zusammenarbeit mit dem Patienten die besten Chancen, die jeweils individuell richtige Medikation zu ermitteln“, sagt der Klinikdirektor aus Lübbecke. Im Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit läuft zudem ein begleitendes Promotionsprojekt zur Überprüfung der Einflüsse einer Stationsapothekerin oder Stationsapothekers auf die Arzneimittelsicherheit im Krankenhaus.  

Fünf Apothekerinnen sind im Moment im Team der Stationsapotheker aktiv. Beraten werden im ersten Schritt die Intensivstationen und die chirurgischen Stationen im Universitätsklinikum Minden, das gesamte Medizinische Zentrum für Seelische Gesundheit in Lübbecke sowie die Stationen im Krankenhaus Bad Oeynhausen. Eine weitere Ausweitung des Angebots ist angedacht. „Die Akzeptanz für unsere Arbeit unter den ärztlichen und pflegerischen Kolleginnen und Kollegen war sofort da. Wir freuen uns sehr, das therapeutische Team um einen pharmazeutischen Blickwinkel direkt beim Patienten verstärken zu können“, sagt Fachapothekerin Johanna Kreinjobst, die das Team der Stationsapothekerinnen leitet. 

Auch wenn es bei Klinischen Pharmazeuten einen großen Fachkräftemangel gibt, war es für den Direktor der Zentralapotheke Dr. Florian Immekus doch recht einfach, die Posten hochkarätig zu besetzen. „Wir Apothekerinnen und Apotheker haben ein langes und anspruchsvolles Pharmaziestudium absolviert um genau diese spezialisierte pharmakologische Beratungsfunktion übernehmen zu können. Im Krankenhaus können wir zudem viel effektiver speziell mit den ärztlichen Kollegen zusammenarbeiten, als das im ambulanten Bereich häufig möglich ist. Insofern sind das fachlich sehr fordernde aber auch sehr begehrte Stellen.“

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