Gemeinsam gegen den Krebs

Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert Tumorzentrum

Ein Sprichwort sagt: Viele Köche verderben den Brei. Was in der Küche vielleicht stimmen mag, ist in der Medizin vollkommen überholt. Hier gilt: Je mehr Experten über alle fachlichen Grenzen strukturiert zusammenarbeiten, umso besser für den Patienten. Aus diesem Grund hat das Johannes Wesling Klinikum nun ein Tumorzentrum für Erkrankungen des Bauchraumes eröffnet. Neben Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen aus dem Johannes Wesling Klinikum sind auch Ärzte aus dem Krankenhaus Lübbecke-Rahden und dem Krankenhaus Bad Oeynhausen sowie zahlreiche niedergelassene Ärzte und viele weitere Fachleute an dem Zentrum beteiligt. „Ein solches Tumorzentrum funktioniert nur durch die professionelle Zusammenarbeit aller“, sagt Professor Berthold Gerdes, Direktor der Allgemeinchirurgie am Mindener Universitätsklinikum, der das Zentrum zusammen mit seinem Kollegen Professor Carsten Gartung und seinem niedergelassenen Kollegen Privatdozent Dr. Bernd Bokemeyer leitet.

Für den Patienten bedeutet ein solches Zentrum „Medizin aus einer Hand“, sagt JWK-Geschäftsführer Mario Bahmann bei der Zertifizierungsfeier der Deutschen Krebsgesellschaft. Den Unterschied für den betroffenen Patienten erklärt Festredner Professor Benno Stinner, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises der von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Tumorzentren: „Noch 1990 war die Krebsbehandlung wesentlich davon abhängig, zu welchem Arzt man zufällig als Erstes ging: Der Strahlentherapeut hat bestrahlt, der Onkologe hat eine Chemotherapie verordnet, der Chirurg hat geschnitten, der Gastroenterologe hat endoskopiert. Natürlich hielt jeder seine Methode für die beste. In einem Zentrum wird jeder Fall in einer Tumorkonferenz mit allen Experten besprochen. Es wird diskutiert, auch mal kontrovers. Und am Ende steht eine Behandlungsempfehlung aller Experten“.

 

Am Johannes Wesling Klinikum treffen sich die Tumorärzte einmal wöchentlich bei Professor Wolf-Dieter Reinbold, Direktor der Radiologie, um die Krankengeschichte jedes neuen Patienten sowie alle Schlüsselschritte der Behandlung genau zu besprechen und ein von allen getragenes Konzept zu beschließen. Während ein Arzt die Patientendaten vorstellt, zeigt der Röntgenarzt des Klinikums die vorhandene Bildgebung. Der Pathologe berichtet von der Gewebebeschaffenheit der Tumoren, was modernste molekularbiologische und immunhistochemische Untersuchungen umfasst, die am Institut für Pathologie und Molekularbiologie neben der klassischen Untersuchung unter dem Mikroskop von Professor Udo Kellner vorgehalten werden. Auch erblich bedingte Tumorerkrankungen können hier identifiziert werden und eine detaillierte Beschreibung der Genveränderungen innerhalb der Tumoren, die zum Teil entscheidend für die anschließenden Therapiemöglichkeiten der Onkologen um Professor Martin Grießhammer sind, ist möglich.

Doch längst nicht nur die Klinik- und niedergelassenen Ärzte sind Teil des Netzwerkes: Pflegekräfte, Seelsorger, Psychoonkologen, Selbsthilfegruppen, Ernährungsberater, Palliativmediziner, Physiotherapeuten, Stomaberater sowie Sozialarbeiter sind Teil des Netzwerkes und werden aktiv in die Therapie mit einbezogen.

Eigentlich handelt es sich bei dem Tumorzentrum um drei einzelne Krebszentren: das Darmkrebszentrum (gegründet 2010), das Pankreaszentrum (gegründet 2012) und das Magenkarzinomzentrum (gegründet 2017), die zu einem Bauchtumorzentrum, einem sogenannten „Viszeralonkologischen Zentrum“, zusammengefasst wurden. „Mit der kürzlich hinzugekommenen Zertifizierung als Magenkarzinomzentrum haben wir jetzt die uneingeschränkte Empfehlung der Deutschen Krebsgesellschaft zur Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen des Bauchraumes“, sagt Professor Dr. Berthold Gerdes, Leiter des Mindener Tumorzentrums am Johannes Wesling Klinikum.

Der Leiter des Moduls „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ Professor Carsten Gartung, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektionskrankheiten am Johannes Wesling Klinikum, freut sich ebenso wie Privatdozent Dr. Bernd Bokemeyer mit seinen Praxiskollegen, deren Praxen im Rahmen der Zertifizierungen jeweils auch von den Auditoren der Deutschen Krebsgesellschaft unter die Lupe genommen wurden. Gleiches gilt für die niedergelassenen Onkologen in Minden um Dr. Martin Becker. „Ein solches Tumorzentrum funktioniert nur durch die Zusammenarbeit aller Bausteine“, sagt Dr. Bokemeyer, „und wir als Niedergelassene wissen am besten, was später aus den Patienten wird. Durch eine strukturierte Tumornachsorge können wir den Erfolg unserer Behandlungen nachhalten.“

„Wir freuen uns, dass der Aufbau eines solchen umfassenden Tumorzentrums in Minden gelungen ist. Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass im Alltag nicht alles reibungslos abläuft, aber ich weiß, dass viele engagierte Ärzte und Unterstützer des Tumorzentrums ihr Bestes geben, um ihre Patienten durch ihre schweren Erkrankungen zu begleiten. Durch unseren neuen Status als Universitätsklinikum sind wir absolut am Puls der Zeit und sind an nationalen und internationalen Studien beteiligt“, resümiert Professor Berthold Gerdes.

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