Mit Spannung zur Entspannung

1000 Besucher beim Frühlingsfest der neuen Tagesklinik in Bad Oeynhausen

Fachkrankenpflegerin Nadine Elbracht eröffnet mit einer Klangschale die Sitzungen zur sogenannten Progressiven Muskelrelaxationstherapie (PMR).

Die Teilnehmer sitzen im Kreis, haben die Augen geschlossen. Eine ruhige Frauenstimme erhebt sich leise und erfüllt wohltuend den Raum: "Wir fühlen unsere rechte Hand. Sie ist entspannt. Alle Muskeln in der Hand lassen wir los." Es folgt eine Pause. Obwohl fünf Personen in dem kleinen Raum sind, könnte man eine Nadel fallen hören. Absolute Stille. Bis die bekannte Stimme wieder den Raum erfüllt, diesmal einen Hauch energischer: "Wir spannen jetzt die linke Hand an, ballen eine Faust, so fest wie es geht, und halten diese Spannung einen kurzen Moment, bevor wir die Faust wieder langsam lösen und in den Zustand der absoluten Entspannung zurückkehren."

Es folgen Entspannungs- und Spannungsphasen im rechten Oberarm und in der Schulter. Anschließend beendet die Stimme die Sitzung mit dem vibrierenden tiefen Klang einer Klangschale. Alle Augen öffnen sich.

Die Stimme kommt von Nadine Elbracht, Fachkrankenpflegerin an der neuen Psychiatrischen Tagesklinik der Mühlenkreiskliniken in Bad Oeynhausen. Sie fragt in die Runde: "Spüren Sie einen Unterschied zwischen Ihrer linken und der rechten Seite?" Alle Teilnehmer des Schnupperkurses am Eröffnungsfest der Tagesklinik Bad Oeynhausen, der sogenannten Progressiven Muskelrelaxationstherapie (PMR), nicken. "Meine rechte Seite ist irgendwie leichter", fasst es ein Teilnehmer zusammen. Die Progressive Muskelrelaxationstherapie wurde Anfang des Jahrhunderts von einem Arzt erfunden, der entdeckt hat, dass Ärger und Sorge, aber auch psychische Erkrankungen zu muskulösen Verspannungen führen können. Durch gezieltes Spannen und Entspannen einzelner Muskelpartien kann die Verspannung gelöst werden. Das fördert das körperliche, aber auch das psychische Wohlbefinden.

Progressive Muskelrelaxationstherapie ist nur ein Angebot der Tagesklinik für die Patientinnen und Patienten. Achtsamkeitskurse, Bewegungsangebote, Kunst-, Mal- und ergotherapeutische Therapien sowie Musiktherapie werden ebenfalls angeboten. Und natürlich Gesprächs- und Feedbackrunden in unterschiedlichen Konstellationen. "Wir begreifen unsere Patientinnen und Patienten als ganzheitliches Individuum", erklärt Professor Dr. Hans-Udo Schneider, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Universitätsklinik für Psychosomatik und Psychotherapie. Welches Angebot am Ende am besten helfe, werde zusammen mit dem Patienten in einem Prozess erarbeitet.

Etwa 1000 Gäste haben den Tag der offenen Tür zum Anlass genommen, die neue Tagesklinik in Bad Oeynhausen kennenzulernen. Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Ralf Niermann betonte die Bedeutung der neuen Tagesklinik für die Patientinnen und Patienten: "Es war den Mühlenkreiskliniken wichtig, mit Bad Oeynhausen nach Minden und Lübbecke einen neuen dritten Standort für die tagesklinische Versorgung zu eröffnen, um die Patientinnen und Patienten nah an ihrem gewohnten Umfeld begleiten zu können. Damit dokumentieren wir unser Bekenntnis zur wohnortnahen Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger im Bereich der tagesklinischen Versorgung", so Dr. Niermann. Der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken Dr. Olaf Bornemeier bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das Engagement beim Aufbau der neuen Tagesklinik. "Sie haben etwa zwei Jahre für die Eröffnung unermüdlich geplant und gearbeitet. Auch von zahlreichen Rückschlägen haben Sie sich nicht unterkriegen lassen. Dafür möchte ich Danke sagen", so der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier in seiner Eröffnungsrede.

Professor Dr. Hans-Udo Schneider sprach über die Bedeutung von Tageskliniken im Spektrum der Psychiatrischen Versorgung: "Tageskliniken sind das Bindeglied zwischen der ambulanten und der stationären Versorgung. Damit schließen sie eine Versorgungslücke und sind insbesondere ein sehr niedrigschwelliges Angebot, das von vielen Patienten gewählt wird, die einen stationären Aufenthalt in einer Psychiatrie mit allen Mitteln verhindern wollen."

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