Orientierung im Grenzland

Hilfe für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Gewitter im Kopf. Borderline-Persönlichkeitsstörung sind behandelbar.

Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leiden unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Meist sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, Männer und Frauen gleichermaßen. Oft haben sie Vernachlässigung, Gewalt, schwere Traumata erlebt, teils schon in frühester Kindheit. Menschen mit einer Borderline-Störung stehen unter einem enormen emotionalen Druck, reagieren darauf mit Selbstverletzungen (bis hin zum Suizidversuch) und finden doch nur schwer Hilfe. Dabei lässt sich die Störung bei geeigneter Therapie in den Griff bekommen, sagt Dr. Elisabeth Wilking, Oberärztin in der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Mühlenkreiskliniken und langjährig qualifizierte DBT-Therapeutin.

„Borderline-Patienten leben nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip“, beschreibt sie, was das Typische dieser Persönlichkeitsstörung ausmacht. Stimmungen können von einem Moment auf den anderen in das Gegenteil umschlagen. Nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren soziales Umfeld bedeutet das einen ständigen Ausnahmezustand. Den Alltag zu meistern wird unter solchen Bedingungen zu einer Herausforderung, an der Patienten immer wieder scheitern.

Nach einer mehrjährigen Projektphase hat sich am Klinikstandort Lübbecke inzwischen ein erfolgversprechendes Therapiekonzept fest etabliert. Auf der Station 2A der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie bietet ein multiprofessionelles Team Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ein stationäres Behandlungsprogramm nach den Grundsätzen der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) an, die in den 1980er-Jahren von der amerikanischen Psychologin Marsha Linehan entwickelt wurde.

Grundvoraussetzung ist dabei, dass der oder die Betroffene bereit ist, eigenverantwortlich mitzuarbeiten, um Kompetenzen zur Bewältigung der Erkrankung zu entwickeln. „Wenn ein Patient zu uns kommt und sagt: ‚Macht, dass es mir besser geht‘, müssen wir ihm sagen: ‚Das können wir nicht. Das Problem zu lösen, steht nicht in unserer Macht. Aber wir verstehen, dass es Ihnen nicht gut geht, wir können Ihnen von fachlicher Seite erklären, was mit Ihnen los ist, und wir können mit Ihnen zusammenarbeiten, dass Sie das Problem in den Griff bekommen‘“, so Dr. Elisabeth Wilking. Die Betroffenen werden unterstützt, einen Zugang zu ihren Selbstheilungskräften zu finden. Das macht es ihnen möglich, mit den Symptomen der Störung umzugehen. Therapeuten und Patienten schließen dafür ein Bündnis – und zwar auf Augenhöhe.

Das nötige Rüstzeug, um „trotz der schweren Hypothek, die sie schuldlos mit sich herumtragen, etwas aus ihrem Leben zu machen“, wie Dr. Wilking die Situation der Borderline-Patienten beschreibt, bekommen diese bei einem sechswöchigen stationären Aufenthalt. In Gruppen- und Einzeltherapie lernen die Teilnehmer die medizinischen Hintergründe ihres Verhaltens kennen, werden in Achtsamkeit geschult und erlangen Fertigkeiten, die helfen, emotionale Anspannungen und das eigene Verhalten zu kontrollieren. Das DBT-Team, bestehend aus verschiedenen Berufsgruppen wie Ärzten, Psychologen und Pflegemitarbeitern arbeitet dabei eng zusammen, auch Ergo- und Physiotherapie sowie Sozialarbeit sind fest mit eingebunden. Voraussetzung und Bedingung für die Teilnahme am Therapieangebot ist ein persönliches Gespräch, um die Motivation des Borderline-Patienten zu klären. Denn: „Der Antrieb und der Wille etwas zu verändern, auch wenn es schwerfällt, muss da sein,“ betont Dr. Wilking.

Der nächste stationäre Kurs der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit, Virchowstraße 65, in Lübbecke beginnt am 4. März. Interessenten können sich bis zum 20. Februar bei der Leitung der Station 2A (Marianne Uphoff und Ria Meyer) unter der Telefonnummer 0 57 41 / 35 - 47 42 01, Montag bis Freitag, 10 bis 12 Uhr melden, um einen Termin für ein Vorgespräch zu vereinbaren. Eine Überweisung durch einen Arzt ist notwendig.

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