Fördern und fordern

Praxisanleiter*innen unterstützen beim praktischen Berufseinstieg

Astrid Kleine bei ihrer Arbeit auf der Station E11 im Johannes Wesling Klinikum Minden.

Seit mehr als 30 Jahren arbeiten Britta Thielking und Astrid Kleine im Verbund der Mühlenkreiskliniken. Beide haben ihre Ausbildung im Mindener Klinikum absolviert, Britta Thielking als Krankenschwester, Astrid Kleine als Kinderkrankenschwester. Heute sind sie als freigestellte Praxisanleiterinnen im Johannes Wesling Klinikum Minden tätig, das heißt, dass sie Auszubildende bei ihren praktischen Einsätzen im Klinikbetrieb begleiten.

„Wir analysieren und fördern“, sagt Britta Thielking über ihre Arbeit, für die sie und 16 weitere Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter an den Standorten der Mühlenkreiskliniken freigestellt sind. Freigestellt heißt, dass sie die Möglichkeiten haben, einen Teil der Arbeitszeit so zu gestalten, dass sie sich voll und ganz den auf der Station eingesetzten Auszubildenden widmen können. „Als freigestellte Praxisanleiterinnen haben wir die Zeit, die Pflegesituationen mit den Auszubildenden Schritt für Schritt durchzugehen. Wir unterstützen sie, das Gelernte praktisch umzusetzen und die internen Abläufe zu üben. Dabei geht es unter anderem darum, Situationen richtig einschätzen zu können und dabei gleichzeitig wichtige Informationen zu sammeln und festzuhalten“, erzählt Britta Thielking. Die Unterstützung durch die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gibt Sicherheit, lässt den Erfahrungsschatz wachsen und bringt die Stärken der künftigen Pflegekräfte zum Vorschein.

Während die theoretische Ausbildung von Pflegefachfrauen und Pflegefachmännern sowie Pflegefachassistent*innen in der Akademie für Gesundheitsberufe stattfindet, wird das praktische Handwerkszeug auf den Stationen der Mühlenkreiskliniken beigebracht. Während mehrerer Praxisphasen lernen die Auszubildenden verschiedene Bereiche des Klinikverbunds kennen. Die Theorie in die Praxis umzusetzen, ist die Herausforderung. „Vieles ist neu und muss zum Teil erst erlernt werden“, sagt Britta Thielking. Das fängt oft schon beim Kontakt zu kranken Menschen an, sie zu berühren, ihnen nah zu kommen. Denn auch wenn die Arbeit viele positive und schöne Momente mit sich bringt, gehört auch der Umgang mit vermeintlichen Tabuthemen wie Sterben und Tod, Ekel und Scham zum Beruf. Themen, mit denen die Auszubildenden in der Praxis das erste Mal in Kontakt kommen. Sie erhalten nicht nur Einblicke in die Krankengeschichte von Patientinnen und Patienten, sondern auch in persönliche Schicksale, Ängste, Schmerzsituationen oder Familienthemen. „Darauf muss man vorbereitet sein und wissen, wie man damit umgehen kann“, sagt Kleine und ergänzt: „Auch hier stehen wir zur Seite und unterstützen im Umgang mit neuen, ungewohnten und manchmal auch unangenehmen Situationen.“

In der Praxis zeigt sich außerdem, wo individuelle Stärken liegen und in welchen Bereichen die Auszubildenden noch gefördert werden können. „Ist ein Auszubildender zum Beispiel eher schüchtern im Umgang mit Patientinnen oder bei der Übergabe mit Kolleginnen und Kollegen, ist das ein Punkt, an dem wir gemeinsam arbeiten. Wir zeigen Wege auf, was beispielsweise in Alltagssituationen trainiert werden kann, um hier stärker zu werden“, so Kleine. Alle drei Wochen treffen sich die freigestellten Praxisanleiter*innen, um sich auszutauschen. Bei den regelmäßigen Treffen werden die aktuellen Gegebenheiten auf den Stationen besprochen, Erlebtes ausgetauscht, bestehende Strukturen und Abläufe hinterfragt sowie Fortschritte festgemacht. Ziel ist, die Rahmenbedingungen der praktischen Ausbildung fortlaufend zu verbessern. Wichtig dabei sei, Kritik und auch Probleme immer offen anzusprechen. „Nur so können wir gemeinsam besser werden“, sagt Astrid Kleine. Neben den Praxisanleiter*innen sei es vor allem das Stationsteam, das maßgeblich an der Entwicklung der Auszubildenden beteiligt sei. „Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Station bewerten wir die Stärken unserer Auszubildenden, um sie gezielt in dem für sie passenden Bereich einzusetzen, sie so zu fördern und persönlich weiterzubringen“, berichtet Britta Thielking.

Britta Thielking und Astrid Kleine haben beide eine Weiterbildung zur Praxisanleitung absolviert, die es möglich macht, dass sie als freigestellte Praxisanleiterinnen arbeiten. Beide wünschen sich, dass viele weitere Kolleginnen und Kollegen diesen Weg einschlagen. „Die Arbeit mit den Auszubildenden macht Spaß. Es ist toll, zu sehen, wie sie sich entwickeln, wie wir sie dabei unterstützen können, dass sie hier ankommen und sich wohlfühlen“, sagt Astrid Kleine. Dabei hebt sie auch die Besonderheit ihres Berufs hervor: „Ich bin vollwertiges Mitglied des Pflegeteams und zugleich Ansprechpartnerin für Fragen der Auszubildenden. Als freigestellte Praxisanleiterin habe ich das Privileg, mich jederzeit zurückziehen zu können, bin gleichzeitig aber immer Teil des Ganzen. Ein Mix aus Praxis und Pädagogik sozusagen.“

 

Info zur Weiterbildung: Praxisanleiter*innen begleiten die Auszubildenden in der einjährigen Pflegeassistenz und der generalistischen Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann. Im Rahmen des Ausbildungsverbundes der Akademie für Gesundheitsberufe werden neben den Auszubildenden der Mühlenkreiskliniken die Auszubildenden der Diakonie Stiftung Salem sowie weiterer Bildungsträger betreut. Ein Großteil der Mitarbeiter*innen in der Praxisanleitung ist zur Hälfte freigestellt. In dieser Zeit übernehmen sie während der praktischen Einsätze zusätzlich zur Anleitung auch die Prüfungsvorbereitungen. Bei der Examensprüfung sind sie neben den Dozent*innen der Akademie zweite Fachprüfer*innen. Die einjährige Weiterbildung kann in der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken absolviert werden. Sie richtet sich an Pflegekräfte aller Fachbereiche. Weitere Informationen gibt es unter www.muehlenkreiskliniken.de/akademie

 

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