Revolution der Pflegeausbildung

Akademie für Gesundheitsberufe informiert über die generalistische Pflegeausbildung

400 Schülerinnen und Schüler lernen an der Akademie für Gesundheitsberufe. Jedes Jahr starten sieben neue Pflegekurse.

Mit dem Pflegeberufegesetz verändern sich ab 2020 die Ausbildungsbedingungen für Pflegekräfte grundlegend. Doch was kommt damit wirklich auf Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser zu? Um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen und wichtige Fragen zu klären, hatten das Evangelische Fachseminar für Altenpflege der Diakonie Stiftung Salem und die Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken zu einem Kooperationsgespräch eingeladen. „Das neue Pflegeberufegesetz ist für mich eher eine Revolution, als eine Reform“, sagte Oliver Neuhaus, Direktor der Akademie für Gesundheitsberufe, zum Auftakt.

Wie sehr das Thema Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser umtreibt, wird im voll besetzten und engagiert diskutierenden Forum der Akademie für Gesundheitsberufe schnell klar. Bis heute sind viele Details der neuen Pflegeausbildung noch unbekannt. Ein einheitliches Curriculum wird beispielsweise derzeit erst auf Bundesebene erstellt. Trotzdem sollten sich Pflegeeinrichtungen schon heute auf die strukturellen Änderungen in der neuen Pflegeausbildung vorbereiten, das machten die Veranstalter deutlich.

Die Fakten zur Ausbildung: Die bisherigen Ausbildungsgänge zum Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger und Kinderkrankenpfleger sollen ab 2020 in einem generalisierten Ausbildungsgang zusammengefasst werden. Absolventen erwerben damit den Abschluss als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau, der europaweit anerkannt ist. Doch auch innerhalb dieses generalisierten Ausbildungsganges wird es Schwerpunktsetzungen geben. Auszubildende wählen zwischen den drei Schwerpunkten Langzeitpflege (stationär)/Akut- und Langzeitpflege (ambulant), Stationäre Akutversorgung (Krankenhaus) oder pädiatrische Versorgung und setzen so inhaltlich Akzente. Zusätzlich können Auszubildende künftig nach dem zweiten Lehrjahr den Ausbildungsgang wechseln und den Abschluss als Altenpfleger oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger erwerben. Diese haben jedoch im Beruf nicht die gleichen Befugnisse wie die generalistisch ausgebildeten Pflegefachfrauen und -männer. Kritiker und auch viele Anwesende sehen darin eine Abwertung von Altenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. „Ich würde jedem Auszubildenden raten, die generalistische Pflegeausbildung zum Pflegefachmann zu absolvieren“, sagte Fachseminar-Leiterin der Diakonie Stiftung Salem Ursula Kocs. 

Natürlich gehört zur Berufsausbildung neben der Theoriephase in der Pflegeschule auch die praktische Arbeit im Ausbildungsbetrieb, einer Pflegeeinrichtung oder einem Krankenhaus. Damit Auszubildende wirklich die verschiedenen Pflegebereiche kennenlernen, wird es mit der neuen Ausbildungsordnung umfangreiche Praxisphasen und Praktika in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen geben. Auszubildende verbringen etwa die Hälfte ihrer Ausbildungszeit in der Pflegeeinrichtung, bei dem sie ihren Ausbildungsvertrag unterzeichnet haben. Die Verantwortung dafür, dass alle Auszubildenden problemlos ihre Praxisphasen durchlaufen können, liegt bei den Ausbildungsbetrieben. Sie müssen Kooperationsverträge mit anderen Pflegeeinrichtungen schließen und Praxisanleiter schulen, die Auszubildende während der Praxisphasen qualifiziert ausbilden. Ein gewaltiger Organisationsaufwand für die Pflegeeinrichtungen, die sicherlich keinen Personalüberschuss haben.

Aus diesem Grund warben Neuhaus und Kocs auch für eine enge Kooperation zwischen Ausbildungsbetrieben, Fachseminar und Akademie für Gesundheitsberufe. Im Auftrag der Unternehmen können die Schulen die Ausbildungsorganisation und Planung der Praxisphasen übernehmen und so die Einrichtungen entlasten. Fachseminar-Leiterin Ursula Kocs und Akademiedirektor Oliver Neuhaus machten sich deshalb für einen Ausbildungsverbund Pflege im Kreis Minden-Lübbecke stark. Fachseminar und Akademie wollen in diesem Verbund auch weiterhin als eigenständige Schulen tätig sein, aber künftig noch enger zusammenarbeiten. Ein gemeinsames Ziel haben sie sich schon gesetzt: Ab 2020 wollen Fachseminar und Akademie für Gesundheitsberufe jedes Jahr neun Kurse mit angehenden Pflegekräften ausbilden.

Und noch eine gute Nachricht hatten Kocs und Neuhaus: Ab 2020 wird die Pflegeausbildung aus einem neuen Ausgleichsfonds finanziert. So soll die Arbeit der Pflegeschulen künftig finanziell gesichert sein und nicht – wie bisher – für die Träger der Fachseminare der Altenpflege ein Verlustgeschäft darstellen. 

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