Damit Opa nach der OP wieder fit wird

Reinhild Eikenhorst arbeitet als Patientenlotsin im Krankenhaus Lübbecke-Rahden

Patientenlotsin Reinhild Eikenhorst ist für ältere Patientinnen und Patienten am Krankenhaus Lübbecke-Rahden eine feste Ansprechpartnerin. Die gelernte Krankenpflegerin beugt so Delirzustände nach Operationen vor.

Eine Berufsbezeichnung für Reinhild Eikenhorst zu finden, ist schwer. Ihr offizieller Titel lautet "Patientenlotsin". Aber so richtig wird der gelernten Krankenpflegerin dieser Titel nicht gerecht. Sie ist für die Patientinnen und Patienten weit mehr als eine Lotsin. Sie ist Halt, Anker und oft auch Mittelpunkt während eines Krankenhausaufenthalts. Mit ihrer Tätigkeit verhindert sie in vielen Fällen einen postoperativen Delirzustand.

Reinhild Eikenhorst kümmert sich im Krankenhaus Lübbecke-Rahden um ältere Patientinnen und Patienten, denen eine operative Behandlung bevorsteht. Sie dient ihnen während des gesamten Aufenthalts als Ansprechpartnerin in allen Bereichen - von der Aufnahme bis zur Entlassung.
Üblicherweise hat es ein Patient in einem Krankenhaus mit sehr vielen Personen zu tun: verschiedenen Fachärzte, Mitarbeitern in den Untersuchungsbereichen, Pflegekräften auf den Stationen und vielen weiteren. Das muss auch so sein. Denn im Krankenhaus erwartet der Patient zu Recht eine umfassende und interdisziplinäre Behandlung, die naturgemäß von unterschiedlichen Experten durchgeführt werden muss. Nicht selten bekommt es ein Patient innerhalb eines einwöchigen Krankenhausaufenthalts mit 40 bis 50 Personen zu tun. Gerade für ältere Personen kann das verwirrend, unter Umständen auch bedrohlich wirken.

Hier kommt Reinhild Eikenhorst ins Spiel. Sie begleitet ältere Patienten und lotst sie durch den Krankenhausaufenthalt - wenn es sein muss, auch im wahrsten Sinne des Wortes. "Ich bin eine feste Ansprechpartnerin, ich bin neben den Angehörigen die Konstante für die Patienten. Natürlich kann ich nicht verhindern, dass die Patienten immer noch viele unterschiedliche Gesichter sehen. Ich bin aber über alle Abteilungen hinweg ein wiederkehrendes Gesicht. Ich baue eine emotionale Verbindung auf. An mir können sich die Patientinnen und Patienten auch mal festhalten", erklärt Eikenhorst.

Diese Lotsenfunktion ist auch für den Heilungserfolg sehr wichtig. Denn insbesondere ältere Menschen laufen im Krankenhaus Gefahr, in einen postoperativen Delirzustand zu fallen. Als Delir wird eine Bewusstseinsstörung oft infolge von Medikamenten oder Narkosemitteln bezeichnet. Diese Menschen sind verwirrt, aus der Spur geraten und leben in einer anderen Welt. Sie können einerseits unruhig, ärgerlich und streitbar sein; anderseits auch in sich zurückgezogen, ängstlich und teilnahmslos wirken. Ein Delir kann nach Stunden oder Tagen vorbei sein. Manchmal wird ein temporäres Delir aber zu einer dauerhaften demenziellen Erkrankung.

In der Medizin ist bekannt, dass ältere Menschen schneller in einen Delirzustand fallen, wenn ihnen eine Konstante fehlt. "Deswegen lassen wir in Lübbecke sehr schnell nach einer Operation Verwandte und Angehörige zu den Patienten. Aber ein vertrautes Gesicht eines Mitarbeiters hilft oftmals auch, ein Delir abzumildern oder ganz zu verhindern", sagt Urte Abbate, Pflegedirektorin am Krankenhaus Lübbecke-Rahden.
Der positive Effekt lässt sich auch an nüchternen Zahlen ablesen: Die Zahl der Delire hat sich in Lübbecke verringert und die durchschnittliche Verweildauer ist ebenfalls gesunken. "Wichtig ist uns aber, dass wir älteren Menschen wirklich helfen. Und dazu zählt neben einem guten Operations- und Heilungsverlauf insbesondere bei älteren Menschen auch die Vermeidung eines Delirs", meint Reinhild Eikenhorst.

Das Konzept des Patientenlotsen ist in der weiteren Umgebung einmalig. "Wir hatten schon Besuch von Krankenhäusern aus ganz Deutschland", sagt Krankenhaus-Geschäftsführerin Dr. Christine Fuchs. Das Konzept geht auf eine Idee von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück, die sich in einem interdisziplinären Projekt mit dem Thema Demenz beschäftigt haben.
Das Krankenhaus Lübbecke ist als demenzsensibles Krankenhaus deutschlandweit bekannt. Projekte wie "Doppelt hilft besser bei Demenz" oder das "Rooming-in bei Demenz" sind seit 2007 sehr erfolgreich gestartet worden. "Mit der Einrichtung der Patientenlotsin haben wir unser Angebot für ältere Menschen erweitert und unser Profil als demenzsensibles Krankenhaus geschärft", sagt Dr. Christine Fuchs.

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