Im Einsatz für vietnamesische Kinder

Mindener Ärzte unterstützen Operationen in Südostasien

Dr. Tina Meister, Oberärztin des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin, und Dr. Sunil Jagoda, Leitender Oberarzt des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Johannes Wesling Klinikum Minden.

Bereits früh morgens starten in der orthopädischen Klinik der Stadt Da Nang in Vietnam die OP-Vorbereitungen. Am OP-Tisch stehen unter anderem Dr. Sunil Jagoda, Leitender Oberarzt des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Johannes Wesling Klinikum in Minden, und seine Kollegin Oberärztin Dr. Tina Meister. Fünf Kinder mit Gesichtsfehlbildungen sollen heute operiert werden. Gesichtsfehlbildungen treten in Vietnam vermehrt als Spätfolge eines im Vietnamkrieg eingesetzten Entlaubungsmittels auf. Der erste Patient ist ein kleiner Junge aus einem benachbarten Ort unweit der Stadtgrenze. Im angemieteten OP wird er von einem Team aus Chirurgen, Anästhesisten und Pflegern umringt. Dicht an dicht begutachten die Ärzte die Lippenspalte des Jungen, die heute behoben werden soll.

Bereits zum fünften Mal unterstützt Dr. Jagoda einen Hilfseinsatz in Vietnam, der vom Verein der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft zur Förderung der Medizin in Vietnam, kurz Deviemed, organisiert wird. Mit an Bord ist auch seine Kollegin Dr. Tina Meister. Zwei Mal pro Jahr reisen deutsche Mediziner und Pflegekräfte mit dem Verein nach Südostasien, um dort Operationen im Bereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zu unterstützen. Der Eingriff ist weit mehr als eine Schönheitsoperation: "Mit den Eingriffen ermöglichen wir es den betroffenen Kindern, ganz normal essen und trinken zu können", erklärt Dr. Jagoda. Was für gesunde Menschen völlig normal ist, ist für die Betroffenen oft ein ständiger Kampf gegen Infektionen. So auch für den kleinen Jungen, der knapp drei Stunden operiert wird, während er ruhig und friedlich schläft. Als Dr. Jagoda beginnt, ihn langsam aus der Narkose zurückzuholen, kümmert sich Kollegin Dr. Meister bereits um den nächsten Patienten, der direkt nebenan für eine Gaumenspalten-OP vorbereitet wird. Während der frisch operierte Junge im Aufwachraum in das freudestrahlende Gesicht seiner Mutter blickt, ist die zweite OP des Tages bereits in vollem Gange.

Um während des zweiwöchigen Aufenthaltes möglichst vielen Kindern helfen zu können, gibt es für die behandelnden Ärzte einen straffen Zeitplan. "In zwei Wochen operieren wir mehr als 60 Patienten", berichtet Dr. Meister. Dies gehe oft an die körperlichen Grenzen. Manchmal arbeite das Team mehr als zehn Stunden am Stück. "Die Zeiten im OP sind sehr anstrengend. Am Ende eines Tages lohnt sich aber jede einzelne investierte Minute", versichert die Mindener Ärztin. "Mit unserer Arbeit schenken wir den Kindern ein neues Lächeln", ergänzt Dr. Jagoda. "Bei Nachbehandlungen treffen wir oftmals auf im Jahr zuvor operierte Kinder, die nach den Operationen regelrecht aufgeblüht sind. Sie sind lebenslustiger, aufgeschlossener und mitunter völlig neue Menschen. Persönlich freut mich das sehr und macht meine Arbeit noch bedeutender", so Jagoda weiter.

Im Mittelpunkt jedes humanitären Einsatzes stehen die Patienten, betonen die beiden Mindener Ärzte. Ende März kehrten sie von ihrer letzten Reise nach Vietnam zurück. Mit zwölf weiteren ehrenamtlichen Helfern aus ganz Deutschland, darunter Ärzteteams der Universität Leipzig und der Universität Rostock sowie aus Potsdam und Köln, waren sie im Auftrag von Deviemed unterwegs. "Die Operationen in Vietnam werden komplett aus Spendengeldern finanziert", erklärt Dr. Jagoda, der selbst Vereinsmitglied ist. Für die Eingriffe des Deviemed-Teams wird in der orthopädischen Klinik ein Operationssaal angemietet. Unterstützt wird das Team von vietnamesischen Pflegern, Ärzten sowie Dolmetschern. Die Anreisen der Patienten werden vom Verein organisiert und bezahlt. "Die Eltern sind froh, dass es den Verein gibt, der die Operationen erst möglich macht",  berichtet Dr. Jagoda aus Erfahrung. Für viele sei bereits die Übernahme der Anreisekosten eine große Erleichterung. Das benötigte medizinische Material wie Medikamente oder Narkosemittel bringen die deutschen Ärzte größtenteils selbst mit. "Wir erhalten die Hilfsmittel zum Einkaufspreis. Für die Kosten kommt ebenfalls der Verein auf", erzählt  Dr. Jagoda.

Die Teilnahme an den Hilfseinsätzen ist nicht selbstverständlich, wissen Dr. Jagoda und Dr. Meister, denn während ihrer Abwesenheit muss der Betrieb im Johannes Wesling Klinikum weiterlaufen und organisiert werden. "Ein großer Dank geht an die Betriebsleitung des Johannes Wesling Klinikums, ohne deren Unterstützung die Reisen nicht möglich wären", sagt Dr. Jagoda als Leitender Oberarzt der Anästhesiologie. Meist von gesammelten Überstunden nehme er sich in Absprache frei, um der ehrenamtlichen Tätigkeit nachzukommen. "Manchmal fliege ich aber auch in meinem Jahresurlaub mit dem Verein nach Vietnam", führt er weiter aus. Der nächste Hilfseinsatz ist für das Jahr 2018 geplant. Auch hier wollen die beiden Mindener Ärzte wieder dabei sein. "Es ist toll, was der Verein in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat. Ein großer Dank geht dabei besonders an alle Förderer, die die Vereinsarbeit und damit verbunden meine Tätigkeit als Anästhesist sowie die Arbeit meiner Kollegen in Vietnam erst möglich machen", so Dr. Jagoda. Weitere Informationen rund um den Deviemed e.V. sowie verschiedene Fördermöglichkeiten des Vereins gibt es unter<link http: deviemed.de _blank external-link-new-window internen link in neuem> www.deviemed.de.

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