Ein Tag als Chefin: Greta Jösting ist gerade einmal zwölf Jahre alt – und doch hat sie für einen Tag das Krankenhaus Lübbecke geleitet. Im Rahmen des Girls’Day und Boys’Day durfte sie in die Rolle der Geschäftsführenden Direktorin schlüpfen und hat Einblicke ins Controlling, in die Personalplanung und in die strategischen Überlegungen bekommen. „Ich hätte nie gedacht, dass so viel Organisation hinter einem Krankenhaus steckt – das war total spannend“, erzählt Greta Jösting begeistert.
Doch Greta war nicht die Einzige, die an diesem Tag in neue Rollen geschlüpft ist. Mehrere Schülerinnen erkundeten unterschiedliche Bereiche des Krankenhauses und erlebten hautnah, wie vielseitig die Medizin und Pflege beispielsweise sind.
„Wir nutzen diesen Berufsorientierungstag dazu, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, für einen Tag in die abwechslungsreichen Berufsfelder eines Krankenhauses hinein zu schnuppern. Gleichzeitig wollen wir sie dazu ermutigen, stereotype Rollenbilder zu überwinden“, sagt Dr. Ansgar Hörtemöller, Geschäftsführender Direktor des Krankenhauses Lübbecke. „Deshalb freue ich mich auch total, dass Greta heute meinen Job übernommen hat.“
Aufräumen mit Berufsklischees: Das ist auch das Ziel der Klinik für Unfallchirurgie am Krankenhaus Lübbecke. „Oft heißt es, die Unfallchirurgie sei körperlich zu schwer für Frauen, das ist aber Quatsch. Man braucht Köpfchen, nicht Kraft“, betont Oberärztin Dr. Stefanie Kummer.
Fünf Schülerinnen haben an diesen Tag erlebt, wie die Arbeit der Chirurginnen und Chirurgen in der Unfallchirurgie aussieht – und wie wichtig Präzision, Teamarbeit und schnelle Entscheidungen sind.
Unter Anleitung erfahrener Chirurginnen und Chirurgen durften sie Instrumente ausprobieren, Gipsverbände anlegen und erfuhren, wie moderne Operationstechniken Leben retten können. Außerdem konnten sie sich einen richtigen Operationssaal ansehen. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, später im medizinischen Bereich zu arbeiten“, sagt die 16-jährige Schülerin Celina Taya Talut.
Dr. Christian Jäger, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Krankenhaus Lübbecke, ist überzeugt davon, dass solche Berufsorientierungstage wichtig sind: „Das gehört zu unserer Nachwuchsarbeit, wir möchten junge Menschen für unseren tollen Beruf begeistern.“ Die Chirurgie habe große Nachwuchsprobleme – vor allem weibliche Fachkräfte sind rar. Obwohl die Mehrheit der Medizinstudierenden weiblich ist, entscheiden sich immer noch sehr wenige Frauen für die Chirurgie. „Und dabei ist der Beruf der Chirurgin großartig, und er ist vereinbar mit einer Familie“, betont Oberärztin Dr. Stefanie Kummer.
Auch die Pflege bot ein abwechslungsreiches Programm. Von der Notfallversorgung über Reanimationsübungen bis hin zur täglichen Patientenbetreuung – sechs Schülerinnen erlebten hautnah, wie anspruchsvoll und vielseitig der Pflegeberuf ist. „Pflege bedeutet Verantwortung, medizinisches Know-how und Menschlichkeit“, erklärt Pflegewissenschaftlerin Meike Knost.
Wie fühlt es sich eigentlich an 80 Jahre alt zu sein? Das konnten die Schülerinnen selbst erleben. Sie bekamen Gewichte, Brillen und Kopfhörer, um die körperlichen Einschränkungen eines alten Menschen nachempfinden zu können. „Allein das Gehen fühlt sich enorm schwer an“, so die Schülerinnen.
Besonders interessant fanden die Mädchen auch die interaktive Roboter-Robbe Robbi. Robbi unterstützt das Krankenhaus Lübbecke und das Zentrum für Seelische Gesundheit bei ihrer täglichen Arbeit – die Robbe motiviert oder beruhigt Demenzkranke.
Der Girls’Day und Boys’Day im Krankenhaus Lübbecke war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Die Schülerinnen gingen mit wertvollen Erfahrungen und neuen Perspektiven nach Hause – und einige auch mit dem Entschluss, später einmal selbst im Krankenhaus zu arbeiten.