Sie pflegt Menschen, die winzig klein sind, deren Lebenswille aber riesengroß ist. Alexandra Benz arbeitet seit drei Jahren als Kinderkrankenpflegerin auf der Neonatologie, der Intensivstation für Neugeborene und Frühchen. Ein Job, der ihr viel abverlangt, aber sie auch erfüllt.
„Wenn ich die Extrem-Frühchen im Inkubator sehe, denke ich oft, wie unglaublich das ist, denn eigentlich müssten sie ja noch für viele weitere Monate im Bauch ihrer Mutter sein“, erzählt Kinderkrankenpflegerin Alexandra Benz. Ihre kleinsten Patientinnen und Patienten sind gerade mal 25 Zentimeter groß und wiegen weniger als 500 Gramm. Ein Anblick, der die Pflegefachfrau jedes Mal berührt, „das geht mir schon sehr nahe, denn ich habe selbst einen Sohn und denke dann, das könnte auch mein Kind sein“.
Alexandra Benz hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung bei den Mühlenkreiskliniken auf der Station E11, der Neonatologie im Uni-Klinikum Minden, angefangen. Das Universitätsklinikum Minden verfügt über ein Perinatalzentrum Level 1, ein Perinatalzentrum vereint eine geburtshilfliche und eine neonatologische Abteilung. Hierbei müssen höchste Qualitätsanforderungen erfüllt werden.
Der Schwerpunkt der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation liegt in der Betreuung und Behandlung extrem unreifer Frühgeborener. Durch die Erfolge der neonatologischen Intensivmedizin können Frühgeborene heute ab der 23. bis 24. Schwangerschaftswoche überleben. Neben den Frühgeborenen können aber auch bei Reifgeborenen Anpassungsschwierigkeiten, bereits vorgeburtlich erkannte Erkrankungen oder unvorhersehbare Probleme eine fachspezifische Behandlung erfordern.
Wenn Alexandra Benz an ihren Job denkt, hört sie sofort den bekannten Klang in ihren Ohren: das Piepsen der Monitore. Über den Bildschirm laufen Werte wie Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Blutdruck. „Ich verbringe sehr viel Zeit bei meinen Patientinnen und Patienten, muss jede kleinste Veränderung ihres Zustandes erkennen und entsprechend darauf reagieren“, erklärt die 25-Jährige. Vor allem die ersten Tage nach der Geburt seien besonders entscheidend, „in dieser Zeit bin ich auch etwas angespannt und aufgeregt, hoffe, dass es die Kleinen schaffen“, schildert die Kinderkrankenpflegerin.
Neben dem Inkubator spielen sich oft herzzerreißende Szenen ab. Die Eltern der Babys bangen jede Minute, jede Sekunde um ihr Kind. In dieser Zeit versucht Alexandra Benz den Familien eine Stütze zu sein, sie zu beruhigen und aufzuklären. „Die Familien bei uns sind in allergrößter Sorge, sie sitzen oft tagelang am Bett. Um sie zu begleiten, braucht man eine starke psychosoziale Kompetenz und viel Empathie“, erklärt die Pflegefachfrau. Der emotionalste Moment für die Kinderkrankenpflegerin ist der Moment, in dem die Eltern ihr Baby das erste Mal sehen und dem Kind einen Namen geben, „das berührt mein Herz“.
Schwere Schicksale seien natürlich auch dabei, Schicksale und Menschen, die einen mitnehmen, „aber die positiven Erlebnisse überwiegen. Ich sehe oft, wie Babys nach vielen kräftezehrenden Wochen unsere Station glücklich und gesund an der Seite ihrer Eltern verlassen, und das macht mich sehr glücklich.“ Ihre Arbeit sei sehr sinnstiftend, sagt Alexandra Benz. Aber auch anspruchsvoll und herausfordernd.
„Mein Beruf fordert mich sowohl körperlich als auch geistig. Und mich reizt die Chance auf lebenslanges Lernen. Aktuell mache ich eine zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung in pädiatrischer Intensiv- und Anästhesiepflege und ich lerne so viel Neues, das empfinde ich als große Bereicherung“, so die Pflegefachfrau.
Alexandra Benz ist Kinderkrankenpflegerin aus Überzeugung und engagiert sich auch neben der Arbeit in der Kinderklinik. Aktuell plant sie gemeinsam mit einer Kollegin den Weltfrühgeborenentag am 17. November im Uni-Klinikum Minden. Ein Tag, der ganz im Zeichen der kleinen Kämpferinnen und Kämpfer steht. In Deutschland kommen jährlich mehr als 60.000 Kinder vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt und gelten damit als Frühgeborene.
„Oft wissen die betroffenen Familien gar nicht, was es bedeutet, ein Frühchen zu bekommen, und wie klein und zerbrechlich die Kinder sein können. Wir möchten an diesem Tag auch aufklären und anschauliche Dinge wie kleine Windeln und Co. zeigen“, erklärt Alexandra Benz von der E11. Außerdem können sich die Besucherinnen und Besucher einen Inkubator anschauen und fühlen, wie es im Inneren des Inkubators ist. Darüber hinaus können alle Interessierten an einer Tombola teilnehmen. Die Kinderkrankenpflegerin erzählt: „An diesem Tag wird unsere Station in Lila, der Farbe der Frühgeborenen, geschmückt und im Foyer des Johannes Wesling Klinikums gibt es einige Aktionen zwischen 14 und 17 Uhr.“ Weltweit wird am 17. November auf den schweren Start der kleinen Heldinnen und Helden aufmerksam gemacht.
Für die Mindener Kinderkrankenpflegerin ist es eine Herzensangelegenheit, diesen Tag zu organisieren, „die Kleinsten sind oft die Stärksten, und das beeindruckt mich, seit ich hier auf der Station angefangen habe. Für die Kleinsten unter uns schlägt mein Herz“, so Alexandra Benz.