Blau gefärbtes Brot und grüne Götterspeise auf der Zunge

Neurologen und Logopäden arbeiten am JWK eng zusammen

Foto (MKK): Neurologe und Logopädin arbeiten am JWK eng zusammen v. l.: Dr. med. Jörg Glahn, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik am JWK, Frauke Friedrichs und Franziska Schumann, Logopädin am JWK.

„Musik ist gut für die Seele und hilft mir, besser mit meiner Krankheit umzugehen“ sagt Frauke Friedrichs mit einem strahlenden Lächeln. Die gelernte Arzthelferin ist leidenschaftliche Chorsängerin und wenn man sie fast singend reden hört, glaubt man kaum, welche Leidensgeschichte sie hinter sich bringen musste. Im Januar kommt Friedrichs wegen Atemnot und akuter Erstickungsanfälle ins Johannes Wesling Klinikum Minden (JWK). Es geht ihr so schlecht, dass sie mehrere Wochen auf der Intensivstation liegen muss. Sie muss sogar künstlich ernährt werden. Nach und nach stabilisiert sich ihr Gesundheitszustand wieder. Doch das selbständige Essen bereitet ihr noch massive Probleme: Ihr Schluckmechanismus funktioniert nicht richtig. Mit Hilfe einer Schluckendoskopie muss geprüft werden, ob die künstliche Ernährung durch normale Kost ersetzt werden kann.

Zwei Personen unterschiedlicher medizinischer Bereiche arbeiten eng zusammen

Das Besondere an dieser Untersuchung ist, dass sie von zwei Personen unterschiedlicher medizinischer Fachbereiche vorgenommen wird: einem Neurologen und einer Logopädin. In diesem Fall arbeiten Dr. Jörg Glahn, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik am JWK, und die Logopädin Franziska Schumann zusammen. In Teamarbeit und mit Einsatz eines Endoskops wird geprüft, ob der Schluckmechanismus von Frauke Friedrichs wieder richtig funktioniert. Das Endoskop wird durch die Nase, entlang der Rachenhinterwand bis zum Kehlkopf geführt. „Nicht erschrecken!“ sagt Franziska Schumann. „Gleich wird es etwas kühl auf der Zunge.“


Mit diesen Worten reicht die Logopädin Frauke Friedrichs einen Löffel grüner Götterspeise an. Beim Schlucken erkennen Franziska Schumann und Dr. Glahn durch das Endoskop auf dem Bildschirm, ob die Lähmung zurückgegangen ist und die Muskelgruppen im Mund- und Rachenbereich wieder richtig funktionieren. „Diese Untersuchung ist für uns ein wichtiges Instrument um zu erkennen, ob wir die künstliche Ernährung durch normale Kost ersetzen können. Die mit Lebensmittelfarbe gefärbten Speisen zeigen uns, ob noch Nahrungsreste zurückbleiben, wo sie nicht hingehören. Sie ist für den Patienten enorm wichtig und gibt ihm und uns Gewissheit darüber, wie es um die Sicherheit beim Schlucken gestellt ist“ erklärt Dr. Jörg Glahn „Für die Patienten ist es ungewöhnlich, gefärbtes Brot zu sich zu nehmen“ berichtet Franziska Schumann, Logopädin am JWK. „Blaues Brot auf der Zunge ist nicht gerade alltäglich. Für die Therapeuten und Ärzte jedoch ist diese Art der Untersuchung enorm aufschlussreich“ betont Schumann weiter.

50 Muskelgruppen in Mund und Rachen
Das exakte Zusammenspiel von mehr als 50 Muskelgruppen in Mund und Rachen sorgen für die Vorbereitung und den Transport der Nahrung in den Magen. Bei einer Schluckstörung ist das Zusammenspiel der Muskeln verändert oder gestört. Es besteht die Gefahr, dass Speichel, Flüssigkeit oder Nahrung in die Atemwege gelangen. Das kann schwerwiegende Folgen haben. Die Neurologische Klinik am JWK führt jährlich über 200 Untersuchungen dieser Art durch, um die Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen. Die häufigste Ursache einer Schluckstörung ist ein Schlaganfall, sehr viel seltener eine Muskelerkrankung.

Bei Frauke Friedrichs ist nach der Schluckendoskopie wieder alles in Ordnung. Noch während der Untersuchung wird der Schlauch für die künstliche Ernährung entfernt. Sie kann jetzt wieder normal essen. „Ich freue mich sehr, dass mir hier alle so gut geholfen haben. Jetzt konzentriere ich mich wieder auf die Proben in der Marienkantorei Minden. Im Sommer singen wir „Die Schöpfung“ von Haydn. Da muss ich fit sein.“

Newsletter
Klinikfinder