Der plötzlichen Ohnmacht auf der Spur

Ohne OP - Herzspezialisten des JWK implantieren Überwachungsgerät

Liefert drei Jahre lang verlässliche Daten über die Herztätigkeit der Patienten und kann von den Herzspezialisten des Johannes Wesling Klinikums Minden ausgewertet werden. Unter der Haut ist der Überwachungsmonitor kaum zu spüren.

"Ich wollte nur vom Wohnzimmer in die Küche gehen, um mir einen Ingwer-Tee zu holen. Plötzlich wurde mir übel. Ich fand mich dann, stark am Kopf blutend, auf dem Fußboden wieder." Im Mai 2013 war Petra Regner das erste Mal von so einem Ohnmachtsanfall überrascht worden. Seit dem ist sie immer wieder von ähnlichen Ereignissen heimgesucht worden. Zum Glück waren die Verletzungen, die sie sich dabei zuzog, nicht gefährlich. Um dem Ohnmachtsphänomen auf die Spur zu kommen, haben die Herzspezialisten aus der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin des Johannes Wesling Klinikums Minden (JWK) ihr jetzt den kleinsten Herzmonitor der Welt eingepflanzt.

Das nur wenige Zentimeter lange und wenige Millimeter dicke Gerät überwacht die Herz- Kreislauffunktionen der Patienten rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Die Batterien halten etwa drei Jahre. "Für Frau Regner ist dieser Überwachungsstick genau das Richtige", erklärt PD Dr. Marcus Wiemer, Chefarzt der Kardiologie am JWK. "Die Daten über ihre Herzaktivität werden uns schon bald verraten, ob die Ohnmachtsanfälle einen kardiologischen Hintergrund haben oder ob noch andere Ursachen dafür in Frage kommen. "Mit den alten Methoden ist es für Mediziner bisher sehr schwer gewesen, den genauen Grund für dieses Phänomen zu finden. Herkömmliche Langzeit-EKG-Geräte zeichnen zwar die Herzfunktionen auf. Doch oft verläuft in den Überprüfungszeiträumen alles ganz normal. "Mit dem neuen Verfahren können wir die Diagnostik genau in dem Moment machen, wenn der Ohnmachtsanfall auftritt", beschreibt Wiemer die Besonderheit. "An der aufgezeichneten Rhythmuskurve erkennen wir, ob die Patienten an einem Vorhofflimmern oder einer anderen Herzrhythmusstörung leiden, die zu einem Aussetzen des Herzmuskels und so zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und der daraus resultierenden Übelkeit und Ohnmacht führen können." Für die Implantation des Überwachungssticks ist lediglich ein kleiner Schnitt über der Rippe nötig. Dafür reicht eine örtliche Betäubung, bei der der Patient bei vollem Bewusstsein bleibt. Das Gerät ist so klein, dass es einfach unter die Haut geschoben werden kann. Bereits wenige Stunden nach dem Eingriff können die Patienten wieder aufstehen. "Ich habe schon einmal vorsichtig versucht, ob ich ihn unter der Haut ertasten kann", erzählt Petra Regner. "Aber ich kann das Gerät nicht erspüren." Zufrieden und entspannt wartet die Patientin noch einen Moment auf die Nachuntersuchung in der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin des Johannes Wesling Klinikums Minden. Kurz darauf testet Chefarzt Wiemer die Funktionstüchtigkeit des Implantates. Alles in Ordnung - der Überwachungsmonitor arbeitet einwandfrei.

Datenaustausch steigert Patientensicherheit
Regina Regner erhält nach ihrem stationären Aufenthalt im JWK ein Auslesegerät. So groß wie ein Funktelefon mit Ladestation, wird es neben ihrem Bett stehen. Automatisch liest es den implantierten Stick über Funk aus. Alle 14 Tage werden die Daten in die Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin überspielt und Wiemer und sein Team aus Herzspezialisten werten die Daten aus. Zusätzlich erhalten die Patienten ein Auslesegerät, das Sie ständig bei sich tragen können. "Hat Frau Regner wieder eine Ohnmachtsattacke, so kann sie danach ganz aktuell die Daten an uns übermitteln. Wir sehen dann sofort, ob die Ohnmacht etwas mit einer gestörten Herzaktivität zu tun hatte." Das Einsetzen eines Herzschrittmachers, eines Defibrilators oder die regelmäßige Einnahme von Medikamenten können dann mögliche Therapien sein. "Eine weitere Ohnmacht wird mir das neue Gerät wohl nicht ersparen", erzählt die 48-Jährige aus Porta Westfalica. "Aber ich fühle ich mich ein ganzes Stück sicherer, weil ich weiß, dass wir dem Rätsel meiner Erkrankung endlich auf die Spur kommen."

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