Endlich wieder schmerzfrei

Krankenhaus Bad Oeynhausen bietet multimodale Schmerztherapie an

Das Team der multimodalen Schmerztherapie um Dr. Hans-Leo Schumacher (5.v.l.) und Dr. Kathleen Lummer (8.v.l.) arbeitet Hand in Hand, um Patienten mit chronischen Schmerzen zu helfen.

Das menschliche Gehirn besteht aus mehr als 86 Milliarden Nervenzellen, die lebenslanges Lernen ermöglichen. Im Kindesalter sind es die ersten Worte, die gelernt werden, als Erwachsener die Vokabeln einer neuen Fremdsprache. In den meisten Fällen ist die Lernfähigkeit der Nervenzellen ein enormer Vorteil, manchmal kann sie jedoch auch zum Problem werden, zum Beispiel wenn sie sich auf dauerhafte oder immer wiederkehrende Schmerzen bezieht. „Über einen gewissen Zeitraum immer wieder neu gereizte Nerven werden schnell sehr empfindlich. Bereits kleinste Reize können dann ein Schmerzgefühl auslösen”, erklärt Dr. Kathleen Lummer, Fachärztin für Anästhesiologie mit der Zusatzweiterbildung Spezielle Schmerztherapie im Krankenhaus Bad Oeynhausen. „Im schlimmsten Fall beginnen die Nerven irgendwann von selbst, Schmerzreize an das Gehirn zu senden”, sagt sie. Aus den ständigen Schmerzreizen wird dann eine chronische Erkrankung.

Um Betroffenen mit einem chronischen Schmerzleiden zu helfen, bietet das Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen unter der Leitung von Direktor Dr. med. Mathias Emmerich eine neue Therapieform an: die multimodale Schmerztherapie. Sie kombiniert die traditionelle ärztliche und psychologische Schmerztherapie mit Elementen aus Sport- und Entspannungstherapie. „In unserem auf Schmerzpatienten zugeschnittenen Therapiekonzept werden körperliche, psychische und soziale Faktoren gleichermaßen berücksichtigt”, erläutert Dr. Hans-Leo Schumacher, der das Angebot als psychologischer Psychotherapeut mitgestaltet.

Die multimodale Therapie deckt viele verschiedene Behandlungsansätze ab. Im Vergleich zu üblichen Behandlungsmethoden ist sie daher viel zeitintensiver, aber auch sehr viel effektiver. Nicht zuletzt weil Betroffene stationär behandelt und so ganzheitlich therapiert werden können. „Es ist wichtig, chronische Schmerzen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten”, sagt Dr. Lummer. Während es in der ärztlichen Schmerztherapie um die medikamentöse Behandlung des Schmerzes geht, zielen die psychologische Therapie und verschiedene Entspannungstechniken auf die geistige und soziale Schmerzbewältigung ab. Die im Behandlungskonzept integrierten Sportelemente beziehen sich wiederum auf die Verbesserung der körperlichen Verfassung. Insgesamt umfasst das Angebot neun unterschiedliche Ansätze.

In der Entspannungstherapie trainieren Patienten, wie das eigene Schmerzempfinden selbst beeinflusst werden kann. „Jeder kann lernen, die eigene Aufmerksamkeit zu steuern. Durch verschiedene Übungen kann die Konzentration zum Beispiel auf einzelne Bereiche des Körpers gerichtet werden, sodass der chronische Schmerz aus dem Bewusstsein ausgeblendet wird”, sagt Dr. Lummer. Beim Autogenen Training geschieht dies in ähnlicher Form. Durch Atem- und Konzentrationsübungen lernen Patienten, sich selbst in einen Zustand von Ruhe und Entspannung zu versetzen. 

In der Medizinischen Trainingstherapie und beim Bewussten Bewegen geht es hingegen darum, den Körper und seine durch den Schmerz entstandenen Schwachstellen kennenzulernen. Oft nehmen Betroffene Schonhaltungen ein und bewegen schmerzende Partien weniger. Die Folge ist, dass sich die Muskulatur zurückbildet oder verhärtet. Schnell kommt es so zu Verspannungen und auch andere Körperregionen werden in Mitleidenschaft gezogen. Um die betroffenen Körperstellen und die zurückgebildete Muskulatur wirkungsvoll zu trainieren, umfasst die multimodale Therapie auch Nordic Walking. Das schnelle Gehen verbessert die Kondition und führt  durch Konzentration auf die frische Luft, die Landschaft oder Gespräche mit anderen Teilnehmern zu angenehmen psychischen Effekten. Ein weiteres Therapieelement ist außerdem das Training mit einer Faszienrolle, welches der Stärkung des Bindegewebes dient. „Wir helfen unseren Patienten zu erkennen, welche Bewegungsmuster Schmerzen verursachen und welche Schmerzen lindern”, so Dr. Lummer weiter. Mit einher geht dabei die Verbesserung von Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Beweglichkeit. Viele Übungen, die Teil der Therapie sind, können im Anschluss gut zu Hause weitergeführt werden.

Da die Sprache oft nicht ausreicht, um das seelische Erleben der Krankheit auszudrücken, beinhaltet das multimodale Konzept auch einen künstlerischen Ansatz: die Kreative Therapie. „Selbstgestaltete Bilder können einen Zugang zum persönlichen Empfinden ermöglichen. Sie machen das, was uns bewegt, für andere aber auch für uns selbst transparent”, sagt der Psychotherapeut Dr. Schumacher. Die Kreative Therapie komplettiert das multimodale Angebot. Sie soll helfen, die eigene Art des Denkens und Fühlens zu überprüfen und so schließlich die Fähigkeit zur Selbsthilfe steigern.

„Fachübergreifende Behandlungskonzepte gewinnen in der Therapie chronischer Schmerzen immer mehr an Bedeutung”, erläutert Dr. Lummer. Im Krankenhaus Bad Oeynhausen wird daher besonderer Wert auf das umfassende 16-tägige neue Behandlungskonzept gelegt. Am Therapieprogramm können bis zu acht Patienten teilnehmen, die für die Dauer stationär aufgenommen werden. Betreut werden sie in dieser Zeit von einem Team aus schmerztherapeutisch ausgebildeten Ärzten, Ärzten anderer Fachabteilungen wie Orthopäden und Unfallchirurgen, Psychotherapeuten, speziellen Pflegekräften - sogenannten Pain Nurses - Physio- und Ergotherapeuten sowie Sozialarbeitern in Einzel- und Gruppentherapie. Für den Erfolg der Therapie sind die Kooperation aller an der Behandlung beteiligten Fachdisziplinen und eine enge, vertrauensvolle Mitarbeit des Patienten entscheidend. „In der multimodalen Therapie arbeiten alle Fachbereiche Hand und Hand. Das körperliche und psychische Befinden kann so auf allen Ebenen gesteigert werden”, sagt Dr. Schumacher. „Eine erfolgreiche Schmerztherapie ist die Voraussetzung für die Wiedereingliederung in die Familie, den Beruf und die sozialen Zusammenhänge”, ergänzt Dr. Lummer. Es sei wichtig, eine ausreichende Therapie- und Veränderungsmotivation der betroffenen Patienten zu schaffen. Die neue Therapieform eignet sich besonders für Patienten, die bereits eine Schmerztherapie erhalten haben, die jedoch keinen ausreichenden oder anhaltenden Effekt gebracht hat. „Wenn bisherige Therapien nicht den gewünschten Erfolg hatten, kann die stationäre multimodale Schmerztherapie eine stabile Basis für weiterführende ambulante Behandlungen sein. Unser Ziel ist es, Betroffenen durch die weitgehende Bewältigung ihrer Schmerzen eine aktive und freudvolle Teilnahme am Leben zu ermöglichen”, so Dr. Lummer.

Die Anmeldung zur Diagnostik und der nachfolgenden stationären multimodalen Schmerztherapie kann sowohl durch den behandelnden Arzt als auch durch Betroffene selbst über das Sekretariat des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen unter der Telefonnummer0 57 31 / 77 28 14 80 oder persönlich erfolgen. Weitere Informationen über das Angebot der multimodalen Schmerztherapie gibt es auf der <link https: www.muehlenkreiskliniken.de krankenhaus-bad-oeynhausen kliniken-institute nbsp-multimodale-schmerztherapie.html external-link-new-window externen link in neuem>Internetseite des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Krankenhaus Bad Oeynhausen.

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