Minden wird Studienstandort für Hebammenwissenschaft

Im Wintersemester 2021 startet das erste Semester – Bewerbungen ab Januar möglich

Ab dem Wintersemester 2021 wird das neue Hebammenstudium in OWL beginnen.

Minden wird in Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld und der Katholischen Hochschule NRW/Standort Köln ein Studienstandort des neuen Hebammenstudiengangs. Damit wird die Tradition der Mindener Hebammenschule fortgesetzt. Ab dem Wintersemester 2021/22 werden jährlich 20 Studierende in den geburtshilflichen Abteilungen der Mühlenkreiskliniken den praktischen Teil des dreieinhalbjährigen Studiums absolvieren. „Dies ist unter anderem das Ergebnis jahrelanger Arbeit auf allen Ebenen – von den Hebammen über den Akademiedirektor bis hin zum persönlichen Einsatz des Landrats. Es war ernsthaft zu befürchten, dass OWL bei der Vergabe der Studienplätze für Hebammen leer ausgehen und damit bei der Hebammenversorgung komplett abgehängt werden würde“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken, Dr. Olaf Bornemeier. 

Schon lange ist klar, dass die klassische Hebammenausbildung ab 2021 Geschichte sein wird. Die Ausbildung sollte akademisiert werden. Allerdings war bis zuletzt nicht klar, wo in NRW die neu zu schaffenden Studienstandorte angesiedelt werden würden. Zahlreiche Fachhochschulen und Universitäten aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland hatten ihr Interesse an dem neuen Studiengang signalisiert. Das Wissenschaftsministerium des Landes NRW hat sich bis zuletzt bedeckt gehalten, welche Hochschulen den Zuschlag erhalten würden. Schon vor geraumer Zeit haben die Akademie für Gesundheitsberufe, die Fachhochschule Bielefeld, die Katholische Hochschule NRW und die Hebammenschule Paderborn einen gemeinsamen Plan vorgelegt, um in OWL ein Hebammenstudium anbieten zu können. 45 Plätze jährlich hat das Wissenschaftsministerium jetzt für OWL genehmigt.   

Danach werden in Minden und Paderborn Praxiszentren für angewandte Hebammenwissenschaft (PZHW) zur Sicherstellung der Lernortkooperation mit der Katholischen Hochschule NRW und der Fachhochschule Bielefeld gegründet. An diesen PZHWs werden unter anderem die praktischen Teile des Studiengangs koordiniert, während die theoretischen und wissenschaftlichen Inhalte an der Hochschule gelehrt werden. Da Köln für die Studierenden aus OWL aber recht weit weg ist, haben sich die Katholischen Hochschule NRW und die Fachhochschule Bielefeld auf eine Kooperation geeinigt. Die Theoriemodule für die Studierenden aus OWL werden an der FH Bielefeld gelehrt.

Ein Semester teilt sich künftig in zwei Hälften. „Die Studierenden sind pro Semester neun Wochen in der Fachhochschule in Bielefeld. Die zweite Hälfte des Semesters verbringen sie in den geburtshilflichen Abteilungen der Mühlenkreiskliniken und am Praxiszentrum für angewandte Hebammenwissenschaft“, erklärt die Leiterin der Hebammenschule Minden, Martina Höfel.

Die Studierenden werden auch weiterhin durch qualifizierte und in der Ausbildung erfahrene Hebammen in den Kreißsälen der Mühlenkreiskliniken in Minden, Bad Oeynhausen und Lübbecke in der Praxis ausgebildet. Zusätzlich zu diesen Praxiseinsätzen gibt es das Training in den Skills Labs und Simulationsräumen der Akademie für Gesundheitsberufe. „Ein großer Pluspunkt für uns war, dass wir ein solches Simulationszentrum sowie ausgebildete Simulationstrainerinnen und -trainer mit jahrelanger Erfahrung bereits vorhalten. Alle übrigen Praxiszentren müssen die Simulationsräume erst einrichten“, erklärt Akademiedirektor Oliver Neuhaus. 

Das erste Studienjahr beginnt am 1. September 2021. Jedes Jahr werden 20 Plätze im Mindener Praxiszentrum für angewandte Hebammenwissenschaft vergeben. „Die Bewerbung erfolgt zentral. Während eines standardisierten Assessmentverfahrens, welches in Minden stattfindet, wird die Auswahl der Studierenden erfolgen“, sagt Meike Meier, Lehrkraft an der Hebammenschule und kommissarisch leitende Hebamme am Johannes Wesling Klinikum. Zugangsvoraussetzung zum Studium sind die Fachhochschulreife oder das Abitur. Die Studierenden erhalten während des Studiums eine Vergütung. Der Bewerbungszeitraum für das Wintersemester 2021 beginnt am 1. Januar. Bis Ende Februar sind Bewerbungen möglich. Detaillierte Informationen zum Studium und zur Bewerbung sind ab Mitte November auf der Seite   www.muehlenkreiskliniken.de/akademie nachzulesen.   

Das Praxismodulhandbuch wurde in den vergangenen Monaten zwischen der Katholischen Hochschule NRW, der Fachhochschule Bielefeld und den künftigen Praxiszentren konzipiert. „Das war eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Man ist bei der Ausarbeitung der Studienordnung auf unsere Praxisexpertise eingegangen. Es war ein Miteinander auf Augenhöhe. Da haben alle an einem Strang gezogen“, sagt die Leiterin der Hebammenschule Martina Höfel. Umso glücklicher sind alle Beteiligten, dass diese Arbeit des vergangenen Jahres jetzt von Erfolg gekrönt ist. „Wir haben im luftleeren Raum einen Studiengang mit der FH Bielefeld, der KatHo NRW konzipiert. Dank der Zusage der Studienplätze können wir diesen Plan nun umsetzen“, erklärt Meike Meier.

Die jetzige Hebammenschule Minden hat in der Regel jeweils einen Kurs mit 20 Auszubildenden alle drei Jahre aufgenommen. Dass die Kapazität jetzt durch die Aufnahme von 20 Studierenden jedes Jahr sogar ausgeweitet wird, bezeichnet der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken Dr. Olaf Bornemeier als „ein sehr gutes Zeichen für die Region“. „Viele Schwangere wissen, wie schwer es ist, in OWL eine Hebamme zu finden. Unseren Kreißsälen geht es nicht anders. Dass es nun zu einer Vergrößerung der Studienkapazität in OWL kommt, ist sehr gut“, sagt Dr. Bornemeier.  

Der erste Studienjahrgang wird nach dem Wintersemester 2024/2025 das Studium abschließen. Die Absolventinnen und Absolventen starten dann als staatlich anerkannte Hebammen mit dem akademischen Grad „Bachelor of Science (B.Sc.)“ in ihr Berufsleben.

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