MKK Impulse sorgen für frischen Wind

Digitale Ideenbörse bei den Mühlenkreiskliniken

Im Silicon Valley nennt man es „Spaghetti-Strategie“: Man lässt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frei von Zwängen viele Ideen entwickeln, testet diese, verwirft die meisten, aber revolutioniert mit den übrigen die Welt. Um im Spaghetti-Bild zu bleiben: Man wirft Spaghetti an die Wand, die meisten fallen herunter, aber einige wenige bleiben hängen. Angeblich ist auf diese Weise die Idee zum ersten iPhone und damit das Prinzip des Smartphones entstanden.

Auch bei den Mühlenkreiskliniken gibt es seit langer Zeit eine solche Institution. Spaghetti werden zwar nicht geworfen, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aufgerufen, Verbesserungsideen aller Art zu entwickeln und einzureichen. Eine Jury, bestehend aus Standortvertretern sowie Vertretern des Betriebs- und Personalrats, bewertet die Ideen und lobt Preise bis zu 1.000 Euro je Vorschlag aus. Über die Umsetzung der Ideen entscheidet die Unternehmensleitung. Auf diese Weise sind schon 240 Ideen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prämiert worden.

Die konzerneigene Ideenbörse tritt jetzt unter neuem Namen „MKK Impulse - Ihre Idee bewegt uns“ auf. Der bisherige sperrige Name „Betriebliches Vorschlagswesen“ ist hat ausgedient. Zudem können die Ideen jetzt digital eingereicht werden. Auch die Bearbeitung der Ideen erfolgt nun mittels eines digitalen Workflows. Das soll wesentlich schneller gehen. „Damit wollen wir unsere Ideenbörse noch attraktiver machen und unsere mehr als 5.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einladen, ihre Ideen einzureichen. Es sind letztlich diese Ideen, die uns als Gesundheitskonzern voranbringen“, sagt die Abteilungsleiterin des Projektmanagements Julia Städter, die die MKK Impulse organisiert. Der ungekrönte König der Ideenbörse ist der Intensivfachpfleger Timo Mayer. Er hat bislang acht Vorschläge eingereicht, die fast alle umgesetzt wurden. Seine Lieblingsidee spart seinen Kolleginnen und Kollegen jeden Monat etwa vier Stunden Routinearbeit. Zeit, die sie nun mehr für die Patientinnen und Patienten auf ihren Intensivstationen I12 und I13 im Johannes Wesling Klinikum haben. Die Idee kam ihm bei der vorgeschriebenen monatlichen Kontrolle der Notfallrucksäcke auf der Intensivstation. Die mit allen wichtigen Medikamenten und Hilfsmitteln ausgestatteten Rucksäcke werden auf der Intensivstation so gut wie nie gebraucht. Dennoch sind sie wichtig. Jeder muss sich immer darauf verlassen können, dass im Notfall alle etwa 200 standardisierten Inhaltselemente an ihrem Platz sind. Doch die zeitfressende Kontrolle nervte Intensivpfleger Timo Mayer zunehmend. Deswegen kam ihm die Idee, die vier Rucksäcke auf seiner Station einfach mit einer Plombe zu versehen und auf einer Inventarliste alle Ablaufdaten aufzulisten: „So ist der Rucksack jederzeit einsetzbar und niemand braucht Angst zu haben, dass irgendetwas herausgenommen und nicht wieder aufgefüllt wurde“, erklärt Timo Mayer. Pro Rucksack kostete die Kontrolle etwa eine Stunde. „Diese vier Stunden pro Monat haben wir jetzt mehr Zeit für unsere Patientinnen und Patienten. Und das bei gleicher Sicherheit im Notfall“, sagt Timo Mayer stolz.

Mit einem weiteren Vorschlag hat er die Verlegung von Patientinnen und Patienten vereinfacht. Wird ein Patient in ein anderes Krankenhaus oder eine Reha-Einrichtung verlegt, müssen bestimmte Befunde und medizinische Daten mitgegeben werden. Das erfolgt klassisch in Papierform in einem Umschlag. Doch was kommt in diesen Umschlag alles rein?  „Bevor man jedes Mal wieder nachschaut, habe ich einfach vorgeschlagen, eine Checkliste auf den Umschlag drucken zu lassen. So weiß jeder, was hinein muss, und kann es abhaken, sobald man es in den Umschlag gesteckt hat. Auch die Kollegen können sofort sehen, welche Unterlagen schon da sind. Das hat zu deutlich weniger Anrufen und Nachfragen aus den aufnehmenden Häusern geführt“, erklärt Timo Mayer.

Mittlerweile hat Timo Mayer schon einige Tausend Euro Prämien aus der Ideenbörse erhalten. Seine Kollegen nennen es bereits scherzhaft einen „eingeplanten Lohnbestandteil“. „Und ich bin bei Weitem noch nicht fertig. Ich habe noch mindestens für die nächsten zehn Jahre Vorschläge“, sagt Timo Mayer.Mit seinem Ideenreichtum hat er mittlerweile auch seine Kolleginnen und Kollegen angesteckt. Sein Kollege Sven Urban hat auch bereits etliche Ideen vorgeschlagen. Seine Lieblingsidee ist der Verzicht auf Ernährungspumpen in der Intensivpflege. „Früher mussten die Magensonden über eigene Systeme gesteuert werden, um eine Verwechslung auszuschließen. Das war aber wieder ein Gerät mehr, welches gewartet und im Blick behalten werden musste. Außerdem muss es für jedes Gerät eine Geräteeinweisung und regelmäßige Schulungen geben. Ich habe vorgeschlagen, auf die Ernährungspumpen zu verzichten und stattdessen die normalen Spritzenpumpen zu benutzen. Durch ein neues Anschlusssystem ist eine Verwechslung zwischen intravenösen Medikamenten und der Nahrung völlig ausgeschlossen“, erklärt Sven Urban. 500 Euro war dem Bewertungsausschuss diese Idee wert. Und auch die Geschäftsführungen und den Vorstand hat diese Idee überzeugt. Nach und nach werden nun alle Ernährungssonden außer Dienst gestellt und auf das neue, besser handhabbare System über die normalen Spritzenpumpen umgestellt.

Professor Dr. Heinz-Jürgen Lakomek, der die Jury der MKK Impulse leitet, ist begeistert von solchen Ideen. „Das bringen uns voran. Und niemand kann solche Impulse besser geben als diejenigen, die täglich damit arbeiten“, erklärt er. MKK Impulse steht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen zur Verfügung. So hat beispielsweise Melanie Brüggemann aus dem Sekretariat der Geschäftsführerin des Krankenhauses Lübbecke Tanja Nestler eine Inhouse-Schulung für Sekretariate im Krankenhaus vorgeschlagen. „Mir war bei verschiedenen Fortbildungen aufgefallen, dass die Fortbildungen sehr allgemein und nicht unbedingt für die Situation in einem Krankenhaus geeignet waren. Also habe ich mir gedacht, dass

es sinnvoll ist, eine spezielle Schulung bei uns anzubieten“, erklärt Melanie Brüggemann. Die Schulung hat bereits mehrfach stattgefunden und hat Melanie Brüggemann 300 Euro beschert.

Und was war die bislang skurrilste Idee, die beim Vorschlagswesen eingereicht wurde? „Die Idee, das Vorschlagswesen zu verbessern. Und genau das haben wir jetzt gemacht. Wir sind jetzt digital und haben einen neuen Namen und einen neuen Auftritt. Mit den ‚MKK Impulse‘ werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Mühlenkreiskliniken noch weiter voranbringen“, sagt Julia Städter aus dem Projektmanagement. Und wer hat den Vorschlag zur Verbesserung des Vorschlagswesens gemacht? Klar, der König des Vorschlagswesens Timo Mayer. Für den Vorschlag gab es aber nur einen Sachpreis.

Newsletter
Klinikfinder