5 Jahre PalliativTeam Krankenhaus Bad Oeynhausen

Spezialisiert auf den Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen

Einmal in der Woche treffen sie sich, um über die Palliativpatienten im Krankenhaus zu sprechen und die weiteren Schritte zu koordinieren.

"Wo ist denn Ihre Palliativstation?" Mit dieser Frage werden die Mitglieder des PalliativTeams immer wieder konfrontiert. "Unsere Antwort lautet dann: Wir haben ein integratives Konzept im Krankenhaus Bad Oeynhausen", erläutert Dr. Achim Rehlaender, einer von drei Palliativmedizinern im Team. "Unsere Patienten können im ganzen Krankenhaus sein", konkretisiert Dr. Dietmar Rolf Krautheim. "Je nachdem, ob sie beispielsweise aufgrund einer chronisch fortgeschrittenen Lungenerkrankung, einer Herzinsuffizienz oder z.B. einer Krebserkrankung bei uns sind, werden sie von uns auf der entsprechenden Station behandelt."

Neben den drei spezialisierten Ärzten arbeiten im PalliativTeam Palliative Care Pflegekräfte, eine Sozialpädagogin und eine Seelsorgerin. Mindestens einmal in der Woche kommt das Team zusammen. Gemeinsam wird besprochen, welche Entwicklung die Patienten gemacht haben oder wie Angehörige auf neue Nachrichten reagiert haben. Heute beginnt die Teamsitzung mit dem Austausch zu einem Patienten, der an COPD, einer chronischen Lungenerkrankung mit einer fortgeschrittenen Einschränkung der Lungenfunktion leidet. "Ich hatte in der vergangenen Woche ein Gespräch mit den beiden Söhnen und der Tochter", berichtet Krankenhausseelsorgerin Elisabeth Arning. "Die Kinder haben für sich akzeptiert, dass der Vater wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird und den Wunsch geäußert, dann auch im Sterbeprozess dabei zu sein.

Können wir eigentlich etwas zur zeitlichen Prognose sagen? Wie schätzt Ihr die Situation ein?" Der Beobachter spürt: Die Teammitglieder kennen sich aus und bewegen sich in ihrer Arbeit ständig auf dem schmalen Grat aus persönlicher Betroffenheit über schwere Schicksale und dem hilfreichen professionellen Umgang mit schwerer Krankheit und einem möglichen Sterbeprozess. "Im Moment ist das bei dem Patienten nicht so eindeutig", antwortet Rehlaender, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin und Pneumologie. "Wir geben ihm schmerzstillende und beruhigende Medikamente. Er schläft viel, ist aber auch immer wieder bei klarem Bewusstsein." Der 63-Jährige Tischler weiß seit etwa einem Jahr, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit an seiner Lungenerkrankung sterben wird und so hatte er schon eine Patientenverfügung verfasst. In der heißt es, dass er keine lebensverlängernden Maßnahmen wünscht. Um ihm das Atmen zu erleichtern, trägt der Patient ständig eine Beatmungsmaske. Rehlaender berichtet: "Die Pflegekräfte auf Station und seine Angehörigen haben mehrfach versucht, ihm die Maske abzunehmen, so dass er spontan allein atmet. Das stresst ihn aber sehr, und er will die Maske dann wieder haben. Insofern kann ich im Moment ganz schwer abschätzen, wie viel Lebenswille noch in ihm steckt und wie viel Zeit ihm noch bleibt."

Kommunikation ist alles
Das PalliativTeam des Krankenhauses Bad Oeynhausen arbeitet auf der Grundlage der "Charta zur Behandlung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes. Beim Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Ihr Zustand und auch die eigene Haltung zum Tod können sich von Tag zu Tag ändern. Die Angehörigen sind in dieser Zeit emotional sehr belastet und müssen mit einbezogen werden; gleiches gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der jeweiligen Station. "Unsere Aufgabe ist vor allem Kommunikation", unterstreicht Gabi Schneider, Krankenschwester mit Palliative Care Weiterbildung. "Wir versuchen alle Facetten rund um den Patienten zusammenzutragen. Dann kann das beteiligte PalliativTeam zusammen mit dem Patienten und seinen Angehörigen das weitere Vorgehen festlegen."

Über das PalliativAmbulante Netzwerk im Kreis Minden-Lübbecke, kurz PAN, steht das PalliativTeam im ständigen Austausch mit niedergelassenen Palliativmedizinern und Hausärzten sowie den Pflegeeinrichtungen. "Zu uns kommen die Patienten in akuten Krisen", erklärt Dr. Krautheim, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie. "Sie leiden dann oft an starken Schmerzen, Übelkeit oder auch Atemnot. Unter stationärer Kontrolle haben wir hier die Möglichkeit, sehr gezielt das Leiden erheblich zu lindern." Anke Bernhard, Sozialpädagogin im Team ergänzt: "Ist die akute Krise überstanden, können die Patienten wieder nach Hause und dort ambulant palliativmedizinisch weiter behandelt werden oder bei Bedarf in ein Hospiz verlegt werden."

Wenn Patienten im Krankenhaus sterben, bietet das PalliativTeam Unterstützung an, sei es in spiritueller Hinsicht oder ganz praktisch. Beispielsweise wird dem Angehörigen, der am Bett wacht, ein bequemer Lehnsessel hingestellt wird. Hilfreich sind spezielle Angebote aus der Palliativ-Pflege wie Hand- oder Fußmassagen, zu denen auch Angehörige angeleitet werden können oder der Einsatz von besonderen Aromalampen, um die Atmosphäre erträglicher zu gestalten. Schon jetzt ist klar, dass sich die drei Kinder des 63-jährigen lungenkranken Patienten in den kommenden Tagen und Nächten bei der Begleitung ihres sterbenden Vaters abwechseln werden. "Wir sind jetzt an dem Punkt, wo es heißt: weiter beobachten und abwarten. Der Patient selbst bestimmt, wie es weitergeht", so Rehlaender. Damit ist diese Patientenbesprechung eigentlich abgeschlossen. Die PalliativTeam-Mitglieder wollen gerade den nächsten Patienten gemeinsam besprechen, da fällt Rehlaender noch etwas zu dem Tischler ein. "Letzte Woche hatte er einen sehr wachen Tag. Ich sprach mit seiner Tochter am Bett über die Möglichkeit, das sein Sterbeprozess bald bevorstehen könne. Da meldete er sich plötzlich zu Wort. Der Patient sagte: "Das ist gut!""

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