Ethikberatung auch am Standort Rahden

Hilfe und Unterstützung bei ethischen Konflikten

Dreimal täglich wird der Postkasten im Foyer des Krankenhauses Rahden geleert. Hier können Interessierte Kontakt zum Ethikkomitee des Krankenhauses Lübbecke-Rahden aufnehmen. Tanja Warda (l.), Geschäftsführerin des Krankenhauses Lübbecke-Rahden und Bianca Hagemeier, Vorsitzende des Ethikkomitees werfen die erste symbolische Anfrage ein.

Im modernen Krankenhausalltag werden Menschen zunehmend mit Fragen konfrontiert, auf die es keine einfachen und eindeutigen Antworten gibt. Betroffene, seien es Patienten, Angehörige, oder Mitarbeiter jeglicher Berufsgruppen eines Krankenhauses wünschten sich dann oft, eine Möglichkeit des Austausches über ihre unterschiedlichen Perspektiven und Wahrnehmungen zu haben. Ist eine Behandlung angemessen und sinnvoll? Entspricht dies dem Patientenwillen? Was ist zu tun, wenn Angehörigenwille und Auffassung der behandelnden Mediziner auseinanderdriften und der Patient oder die Patientin nicht ansprechbar ist? All dies sind Situationen, in denen die Betroffenen das Klinische Ethikkomitee am Krankenhauses Lübbecke-Rahden ansprechen können. Seit dem Herbst 2015 wird die Ethikberatung auch am Standort Rahden angeboten. Hier steht jetzt, genauso wie in Lübbecke, ein Briefkasten im Eingangsbereich, in den die Betroffenen ihre Anfrage an das Klinische Ethikkomitee einwerfen können.

Kontaktaufnahme unkompliziert
"Dreimal täglich werden die Kästen geleert", erklärt Bianca Hagemeier, Sozialarbeiterin im Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit und Vorsitzende des Klinischen Ethikkomitees. "Liegt eine Anfrage zu einem ethischen Problem vor, dann kommen die Mitglieder des Ethikkomitees innerhalb eines Tages zusammen, um zu besprechen, wie mit der jeweiligen Anliegen individuell umzugehen ist." Die konkrete Ethikberatung kann im Einzelfall unterschiedliche Vorgehensweisen erfordern. So kann es schon reichen, wenn ein Gespräch mit der anfragenden Person und ein bis zwei Vertretern des Klinischen Ethikkomitees zu führen. Geht es zum Beispiel um Fragen oder Unsicherheiten im Zusammenhang mit der eigenen Patientenverfügung, können diese sehr schnell und unkompliziert geklärt werden. Es gibt aber auch komplexere Fälle, die eine Ethischen Fallbesprechungen mit mehreren Beteiligten notwendig machen. In solchen Fällen muss das Klinische Ethikkomitee zuvor abklären, wer über relevante Informationen verfügt und an der Beratung teilnehmen sollte. Dieses können dann je nach Sachlage, die an einer Behandlung beteiligten Ärzte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Seelsorger, Sozialarbeiter, Betreuer, Vorsorgebevollmächtigte, Angehörige eines Patienten oder der Patient selbst sein. Es folgte eine Fallberatung unter Beteiligung eines geschulten Moderatorenteams. Jede einzelne Anfrage wird dann individuell, nach ethischen Gesichtspunkten betrachtet und strukturiert erörtert. Das Ziel ist es, dass sich am Ende eines Verfahrens alle an einer Fallbesprechung beteiligten Personen auf eine gemeinsame Empfehlung für die weitere Vorgehensweise oder Weiterbehandlung im konkreten Fall einigen. "Selbstverständlich", so die Vorsitzende, "unterliegen alle Beteiligten den gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz und sind zur Einhaltung der Schweigepflicht verpflichtet." Durch die Empfehlung des Ethikkomitees bleibt die Letztverantwortung des behandelnden Arztes unangetastet.

Übersetzer zwischen Laien und Experten
"In den zurückliegenden sieben Jahren des Bestehens des Klinischen Ethikkomitees haben wir erlebt, dass sich viele Fragen durch Ethikberatung lösen lassen. Für Fachleute im Gesundheitswesen sind manche Eingriffe oder Behandlungen bei bestimmten Erkrankungen ganz selbstverständlich, schließlich haben sie diese schon dutzende Male erfolgreich angewandt. Für den Patienten ist es aber das erste Mal. Er macht sich Sorgen über seine Lebensqualität nach einem Eingriff oder erkennt auch nicht die ganze Dimension seiner Erkrankung. Wir haben hier immer wieder die Rolle eines Vermittlers. Manchmal sind es nur kleine Kommunikationshilfen, die wir Ethiker geben. Wir können so helfen, Klarheit herzustellen, damit Patientinnen und Patienten sich bewusst für oder gegen eine Therapie oder einen Eingriff entscheiden können", fasst die evangelische Krankenhausseelsorgerin Anette Stodiek, die von Anfang an im Klinischen Ethikkomitee aktiv ist, ihre Erfahrungen zusammen. "Wir möchten ausdrücklich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermutigen, sich mit ethischen Fragestellungen, die sich im Arbeitsalltag des Krankenhauses ergeben, an das Klinische Ethikkomitee zu wenden. Gewissensnöte oder Belastungen durch nicht annehmbar erscheinende Situationen oder moralische Bedenken über Behandlungsentscheidungen, können im gemeinsamen Gespräch geklärt werden", ergänzt Anke Teismann, Gesundheits- und Krankenpflegerin und stellvertretende Vorsitzende des Klinischen Ethikkomitees. "Es genügt, sich einen Flyer auf den Internetseiten der Mühlenkreiskliniken herunterzuladen oder einen der ausliegenden Flyer auszufüllen, den ethischen Konflikt kurz zu benennen und seine Kontaktdaten anzugeben. Anschließend muss das Formular nur noch in einen der beiden Briefkästen eingeworfen werden und die Ethikberatung kann beginnen."

Für Tanja Warda, Geschäftsführerin des Krankenhauses Lübbecke-Rahden, ist das Ethikkomitee ein wichtiges Gremium an beiden Standorten, um zu verdeutlichen, dass letztendlich der Patient im Mittelpunkt allen Handelns und Bemühens steht. "Wir sind in einem hochprofessionellen Gesundheitsbetrieb manchmal in der Gefahr, nur aufgrund von Erfahrungswerten und Fakten zu entscheiden und zu behandeln. Das ist oft auch genau richtig. Dennoch gibt es Situationen, die aus einem anderen Blickwinkel ganz anders aussehen. Hier bin ich unseren Mitglieder des Ethikkomitees sehr dankbar, dass Sie uns helfen, unsere Augen für diesen zweiten Blick zu schärfen." Patientinnen und Patienten, Angehörige von Patienten, Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Pflegedienst oder auch alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus Lübbecke-Rahden haben jederzeit die Möglichkeit, sich an das Ethikkomitee zu wenden.

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