Das Interdisziplinäre Zentrum für roboterassistierte Chirurgie (IZR-OWL) an den Mühlenkreiskliniken bekommt einen Standort am Universitätsklinikum Minden. Ab dem kommenden Jahr wird im OP-Zentrum ein moderner OP-Roboter eingesetzt. Der Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken hat die Anschaffung der zukunftsweisenden Technologie beschlossen. Der OP-Roboter am Krankenhaus Lübbecke steht weiterhin zur Verfügung. Um einer breiten Öffentlichkeit die Faszination dieser besonderen OP-Technologie zu vermitteln, veranstalten die Mühlenkreiskliniken zusammen mit dem Hersteller Intuitive vom 4. November bis zum 6. November die Robotic-Days. Hierbei haben Interessierte die einzigartige Möglichkeit, den OP-Roboter „DaVinci Xi“ hautnah zu erleben und sogar selbst zu testen.
„So nah kommen Sie einem OP-Roboter sonst nur als Patient auf dem OP-Tisch“, betont Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Leiter des IZR OWL und Direktor der MKK-Kliniken für Urologie, Kinderurologie und Uro-Onkologie und unterstreicht damit den besonderen Charakter der Veranstaltung. „Die Robotic-Days bieten eine einmalige Gelegenheit, einen DaVinci-OP-Roboter nicht nur zu sehen, sondern auch selbst zu bedienen.“
Das IZR OWL setzt mit dem DaVinci-X-Operationssystem auf eine der innovativsten und präzisesten Technologien in der Chirurgie. Der DaVinci ermöglicht Operationen in verschiedenen Fachdisziplinen wie der Urologie, der Viszeral- und Thoraxchirurgie und der Gynäkologie, die besonders anspruchsvolle und feinmotorische Eingriffe auf engstem Raum und in schwer zugänglichen Körperregionen erfordern. Künftig sind deshalb auch Anwendungsfälle in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und der Hals-Nasen-Ohrenchirurgie am Universitätsklinikum Minden denkbar. Dank seiner fortschrittlichen Ausstattung, darunter hochauflösende Kameras und feinste Instrumente, können Eingriffe mit größerer Präzision, Sicherheit und Effizienz durchgeführt werden. Dies minimiert Risiken für Patientinnen und Patienten und optimiert die Heilungsverläufe.
Im Vergleich zu traditionellen chirurgischen Methoden bietet die roboterassistierte Chirurgie erhebliche Vorteile. Dazu zählen sehr kleine Operationsnarben durch minimalinvasive Schlüsselloch-Technik, weniger Blutverlust und somit häufig Verzicht auf Bluttransfusionen, weniger Schmerzen und geringeres Risiko für Wundheilungsstörungen, schnellere Genesung und kürzere Krankenhausaufenthalte sowie höhere Präzision, besonders bei Eingriffen an Organen wie Prostata, Blase oder Niere, wodurch gesundes Gewebe besser geschont werden kann.
Der DaVinci-Roboter wird von erfahrenen Operateuren gesteuert, die an einer Konsole die Instrumente mit präzisen Bewegungen kontrollieren. Diese Bewegungen werden von Roboterarmen ausgeführt, die dank der modernen Technik sogar das natürliche Zittern der menschlichen Hand ausgleichen können. Dabei besitzen die feinen Instrumente an der Spitze der Rotoberarme mehr Beweglichkeit und Freiheitsgrade, als die menschliche Hand. So wird ein Höchstmaß an Präzision gewährleistet.
Der DaVinci-Operationsroboter besteht aus drei Hauptkomponenten: dem Operationsmodul mit den Roboterarmen, der Bedienkonsole und der Steuereinheit. Während der Operation sitzen die Operateure an der Konsole und steuern über zwei Handgriffe die Instrumente. Eine hochauflösende 3D-Kamera liefert gestochen scharfe Bilder des Operationsfeldes, die bis zu 10-fach vergrößert werden können. Dies ermöglicht es, selbst feinste Gewebestrukturen präzise zu erkennen.
Das DaVinci-System wird bei minimalinvasiven Eingriffen eingesetzt, bei denen kleine Schnitte gesetzt werden, um die Instrumente in die Bauchhöhle einzuführen. Diese Technik, auch bekannt als Schlüssellochchirurgie, ist seit vielen Jahren etabliert und bietet zahlreiche Vorteile gegenüber offenen chirurgischen Verfahren.
Ein entscheidender Vorteil des DaVinci-Roboters liegt in den extrem feingliedrigen Instrumenten, die nur acht Millimeter im Durchmesser messen und sich ähnlich wie menschliche Handgelenke und Finger bewegen lassen – jedoch mit deutlich höherer Präzision und größerem Bewegungsumfang. Dadurch können selbst schwierige Eingriffe sicher und schonend durchgeführt werden, unter Vermeidung verschiedener Nachteile und Risiken von traditionellen offenen-chirurgischen Schnittoperationen.
Der DaVinci-Operationsroboter ist international etabliert. Weltweit sind über 7.500 Da-Vinci-Systeme in Krankenhäusern im Einsatz, und bislang wurden mehr als sieben Millionen Eingriffe mit dieser Technologie durchgeführt. In Deutschland gibt es aktuell etwa 200 dieser hochmodernen Systeme. Die Mühlenkreiskliniken verfügen in Kürze als einziger Klinikverbund in OWL über zwei solcher OP-Roboter: Im Universitätsklinikum Minden und im Krankenhaus Lübbecke. „Wir operieren seit 2021 am Krankenhaus Lübbecke mit dem DaVinci-OP-Roboter. Die Erfahrungen sind wirklich hervorragend. Die OP-Ergebnisse sind bei einigen Operationen um ein Vielfaches besser. Das bedeutet für die Patienten weniger Schmerzen, kürzere Krankenhausaufenthalte, sehr guten Funktionserhalt und Tumorkontrolle beispielsweise bei Prostatakrebs-OPs und eine bessere Lebensqualität“, sagt Professor Dr. Piechota, Direktor der Kliniken für Urologie.
Die Robotic-Days am Universitätsklinikum Minden bieten im Abraham-Jacobi-Saal am Foyer ein umfangreiches Programm für Fachleute, Schülerinnen, Studierenden und die interessierte Öffentlichkeit. Der Montag, 4. November von 13 bis 19 Uhr, steht ganz im Zeichen eines Tags der offenen Tür, bei dem die Bevölkerung die Gelegenheit hat, den DaVinci-Roboter aus nächster Nähe zu sehen und auszuprobieren. Abends findet eine Fachveranstaltung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte statt. Hier werden Klinikdirektoren in Kurzvorträgen über die Einsatzmöglichkeiten der Robotertechnik referieren und Studien vorstellen.
Am Dienstagvormittag, 5. November, sind Schulklassen von weiterführenden Schulen eingeladen, diese faszinierende OP-Technologie anzuschauen und auszuprobieren. „Unser Ziel ist es natürlich dabei, den einen oder anderen mit diesem Einblick in die Welt der Medizintechnik und der Chirurgie für einen Beruf im Gesundheitswesen zu begeistern. Interessierte Schulen können sich hier gerne bei uns melden“, sagt Dr. Alexander Ottenhof, stv. Direktor des IZRs. Am Nachmittag steht der Roboter exklusiv allen Mitarbeitenden der Mühlenkreisklinken zur Verfügung. Der Tag schließt mit der bekannten und beliebten „Kinder-Uni“, bei der auch ganz junge Interessierte die Chance haben, die Faszination der Roboterchirurgie zu erleben.
Am Mittwoch, 6. November, gibt es Gelegenheit für alle Studierenden am Medizin Campus OWL und die Auszubildenden der Akademie für Gesundheitsberufe den OP-Roboter anzuschauen und über die Konsole zu steuern.
Das Universitätsklinikum Minden plant, noch in diesem Jahr roboterassistierte Operationen mit dem neuen DaVinci-System in Minden durchzuführen. Mit der Ausweitung des IZR OWL wird das Klinikum somit eine Vorreiterrolle in der Region einnehmen und Patient*innen interdisziplinär modernste medizinische Versorgung auf höchstem Niveau bieten können.