Abschied von einem Visionär

Zum Tod von Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein

Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein war Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Minden. Im Januar 2025 übernahm er zusätzlich die Leitung des Instituts für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Bad Oeynhausen sowie an der Auguste-Viktoria-Klinik.

Am 21. März 2025 hat sich ein tragisches Unglück ereignet, dass die internationale medizinische Fachwelt tief erschüttert hat: Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein verstarb im Alter von nur 51 Jahren bei einem Flugzeugabsturz. Mit ihm verliert die Wissenschaft eine herausragende Persönlichkeit, die die Luft- und Raumfahrtmedizin maßgeblich geprägt hat. Und die Kliniklandschaft einen engagierten Arzt, Forscher und Hochschullehrer.

Jochen Hinkelbein wurde am 13. Februar 1974 in Germersheim geboren. Schon als kleiner Junge träumte er davon, Astronaut zu werden. Die Raumfahrt war von Kindesbeinen an seine große Leidenschaft – die ihn noch sein ganzes Leben begleiten sollte. Während seines Studiums der Humanmedizin in Heidelberg wählte er als Wahlfach Luft- und Raumfahrtmedizin, konnte so seine Passion für die Medizin und Raumfahrt miteinander verbinden.

Er wollte unbedingt selbst fliegen: Mit 18 Jahren machte er die Privatpilotenlizenz, später folgten die Lizenzen als Berufspilot und Fluglehrer. Das Fliegen war sein Ausgleich neben dem herausfordernden Klinik-Alltag.

Nach seinem Studium arbeitete Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein zunächst als Assistenzarzt, dann als Facharzt und schließlich als Oberarzt am Universitätsklinikum Mannheim. Anschließend war er als Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Köln tätig. Außerdem arbeitete er zudem als Bereichsleitender Oberarzt Notfallmedizin an der Klinik.

Im Januar 2023 wechselte Hinkelbein seine Wirkungsstätte – für ihn ging es von Köln nach Minden. Er wurde Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Minden. Ein bedeutender Schritt für ihn. Im Januar 2025 übernahm er zusätzlich die Leitung des Instituts für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Bad Oeynhausen sowie an der Auguste-Viktoria-Klinik.

Für ihn hatte die Lehre immer einen besonderen Stellenwert – er wollte sein Wissen weitergeben, junge Medizinerinnen und Mediziner fördern. Zehn Jahre lang hatte er die Leitung der studentischen Lehre für das Fach Notfallmedizin der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Köln inne.

Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein entschied sich auch deshalb für das Uni-Klinikum Minden, da er hier seine Forschung und Lehre intensivieren konnte. Die W3-Professur für Notfallmedizin am Uni-Klinikum Minden, eine Rarität in der deutschen Hochschullandschaft, war wie auf ihn zugeschnitten. Die Verknüpfung aus universitärer klinischer Versorgung verbunden mit der Möglichkeit exzellent zu forschen, reizte ihn.

Er verstand es, komplexe medizinische Zusammenhänge mit Leidenschaft und Präzision zu vermitteln. Mehrfach wurde er für seine herausragende Lehre ausgezeichnet – eine Anerkennung, die seine tiefe Hingabe zur Ausbildung des medizinischen Nachwuchses widerspiegelte.

Sein Ansporn war es, richtungsweisende Impulse zu setzen. Und das tat er: Für viele seiner Studierenden, seiner Mitarbeitenden und seiner Kolleginnen und Kollegen war er ein Mentor. Er inspirierte Menschen.

Die Forschungsarbeit von Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein war breit gefächert: Er beschäftigte sich intensiv mit dem Atemwegsmanagement, der Videolaryngoskopie, Hypoxie, Proteinbiochemie sowie Sepsis. Seine Erkenntnisse verbesserten die Behandlung kritisch kranker Patienten.

Ein Tausendsassa: Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein war einer profiliertesten und international renommiertesten deutschen Luft- und Raumfahrtmediziner. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer, Mediziner und Wissenschaftler engagierte er sich mehr als 20 Jahre lang intensiv für die Luft- und Raumfahrtmedizin. Seit 2024 war er Präsident der Europäischen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin (ESAM), dieses Amt zu bekleiden, war für ihn eine große Ehre.

Außerdem war er fast zwei Jahrzehnte im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtmedizin (DGLRM) aktiv – unter anderem in der Funktion als Präsident.

Schwerelos durchs Weltall fliegen, das war sein großer Traum. Diesen Traum hat er nie richtig aufgegeben. Zweimal hat er sich als Kandidat für die Ausbildung zum Astronauten bei der European Space Agency (ESA) beworben – schaffte es sogar bis in die zweite Runde. Doch leider nicht selbst ins All.

Während seiner Zeit in Köln kam er aber den Astronauten ganz nahe: In seiner Funktion als Notfallmediziner hat er unter anderem Astronauten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ausgebildet. Er entwickelte außerdem notfallmedizinische Konzepte für Langzeitmissionen, erarbeitete Strategien und Konzepte für Notfallsituationen.

Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein war ein außergewöhnlicher Mensch. Er war interessiert, engagiert, mutig und vor allem bescheiden und menschlich. Er war ein feiner Mensch, dessen Verlust eine große Lücke hinterlässt.

Die Mühlenkreiskliniken, seine Kolleginnen und Kollegen und seine Kliniken im Besonderen verneigen sich vor einem großen Mediziner, Forscher, Hochschullehrer, Visionär und vor allem vor einem großartigen Menschen. Sein wissenschaftliches Werk, sein Engagement für die Notfallmedizin und seine Hingabe für die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte werden weiterleben. Die Spuren, die er hinterlassen hat, werden auch in Zukunft Medizin und Forschung prägen.

Universitätsprofessor Dr. Jochen Hinkelbein wird nicht vergessen werden. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie, seinen Freunden und allen Menschen, die ihn gern hatten.

 

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