Verbunden mit dem Zuwachs an älterer Bevölkerung ist die Zunahme medizinisch-pflegerischer Dienstleistungen. Gleiches gilt auch für Personen, die von einer demenziellen Erkrankung betroffen sind. Derzeit leben in Deutschland mehr als 1,2 Millionen Menschen, die an einer demenziellen Erkrankung leiden. Vor diesem Hintergrund ist von Bedeutung, dass mit den demografischen Veränderungen auch eine deutliche Zunahme der Prävalenz von demenziellen Erkrankungen ausgegangen wird.
Krankenhäuser werden stärker als bisher mit den besonderen Einschränkungen konfrontiert sein, die diese Personengruppe kennzeichnet. Dabei stellen im Krankenhaus nicht nur der Umgang mit demenziell erkrankten Menschen, sondern auch die geriatrischen Behandlungsfelder Multimorbidität, Immobilität sowie Fehl- und Mangelernährung erhöhte pflegefachliche und medizinische Anforderungen an die Mitarbeitenden. Es herrscht Konsens darüber, dass innovative Konzepte entwickelt und erprobt werden müssen, die eine Optimierung und bessere Integration und Versorgung von demenziell veränderten Personen im Krankenhaus ermöglichen. Das schließt neben konzeptionellen Veränderungen auch notwendige Bildungsmaßnahmen für die Mitarbeitenden ein.
Grundlage des Projektes „Doppelt hilft besser bei Demenz“ ist ein von der regionalen Alzheimergesellschaft Leben mit Demenz e.V. vorgelegter Forderungskatalog und eine Angehörigenbefragung über die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz in den Krankenhäusern des Kreises Minden-Lübbecke aus Sicht der Angehörigen.
Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch Vorstandsvertreter von Leben mit Demenz – Alzheimergesellschaft Kreis Minden-Lübbecke e.V. und der Betriebsleitung des Krankenhauses Lübbecke. Die eingesetzte Facharbeitsgruppe, bestehend aus Angehörigenvertreter*innen sowie Ärztinnen, Ärzten, Pflegenden und Sozialarbeiter*innen, hat das Projekt konzeptioniert, so dass die Projektumsetzung im Januar 2009 für eine internistische und eine chirurgische Modellstation beginnen konnte.
Zur Zielgruppe des Projektes gehören Patient*innen
Im Projekt werden vier Handlungsfelder (Projektschwerpunkte) bearbeitet:
1. Angehörigenbeteiligung
2. Fachlicher Input
3. Aufnahmesteuerung
4. Parallele Diagnostik und Therapie von chirurgisch/internistischer Erkrankung und Demenz
Ein*e nahe*r Angehörige*r von Ihnen benötigt einen stationären Aufenthalt in der Klinik für Allgemeinchirurgie. Ihr*e Angehörige*r ist zudem an einer Demenz erkrankt und hat voraussichtlich Probleme, sich in der für ihn oder sie fremden Umgebung des Krankenhauses zurechtzufinden.
Durch Ihre Anwesenheit könnten Sie womöglich dazu beitragen, Ihrem bzw. Ihrer Angehörigen während dieser Zeit mehr Sicherheit und Orientierung zu geben. Um dies zu ermöglichen, gibt es auf der Station 5 West im Krankenhaus Lübbecke das Angebot des Rooming-in.
Das Krankenhaus Lübbecke bietet für eine Patientenbegleitung durch Angehörige das „Rooming-in“ an. Hierbei kann ein*e Angehörige*r des Betroffenen bzw. der Betroffenen für die Zeit des Aufenthalts ebenfalls im Krankenhaus leben. So kann der bzw. die Angehörige dem*der an Demenz Erkrankten durch seine Präsenz Sicherheit und Halt geben. Die Zeit der Behandlung wird von dem Demenzkranken dadurch als weniger belastend empfunden. Die Angehörigen bewohnen für die Dauer des Aufenthalts zusammen mit dem*der Patient*in ein Zweibettzimmer. Nach Absprache mit dem Pflegepersonal können sich auch mehrere Angehörige bei der Betreuung abwechseln.
Das WDR Studio Bielefeld berichtete im Januar 2015 über dieses Angebot.
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-owl/videoklinikmitbettfuerangehoerige100.html
Angehörige kennen ihre Kranken, deren Bedürfnisse, Vorlieben, Abneigungen oder auch die Ressourcen. Sie sind, bezogen auf ihre kranken Familienmitglieder die „Fachleute“, die wichtige Auskünfte und Informationen weitergeben können und auch gerne wollen.
1. Ausführliche Aufnahmegespräche führen:
Angehörige können bei der Aufnahme eines demenzkranken Menschen Auskunft geben über dessen Bedürfnisse, Vorlieben, Angewohnheiten oder Ressourcen. Solche Gespräche sollten unter vier Augen stattfinden, da sie sich bei Anwesenheit des Kranken meist schwierig gestalten (Unruhe, Ablenkung meist nicht möglich...).
2. Rooming-in als Angebot:
Wenn Angehörige es einrichten können, ihre kranken Familienmitglieder ins Krankenhaus zu begleiten, sollte diese Möglichkeit (zur Entlastung der Situation für alle Betroffenen) vorgehalten werden und nicht erst „erkämpft“ werden müssen.
3. Angehörige können auch stundenweise, zum Beispiel nachts oder vormittags/nachmittags in die Betreuung oder...
4. ...zur Unterstützung bei der Ernährung (während der Mahlzeiten) eingebunden werden.
5. Angehörigen-Visiten
Bei sogenannten Angehörigenvisiten, sie können zum Beispiel einmal wöchentlich stattfinden, geht es um den Austausch und Informationsweitergabe. Angehörige können bei der Suche nach geeigneten Lösungen sehr behilflich sein. Wenn sie sich ernst genommen fühlen, steigert das auch die Bereitschaft, „Neues“ in die häusliche Situation zu transportieren.
6. Vorbereitung der Entlassung
Die Entlassung ihres demenzkranken Familienmitgliedes müssen Angehörige gut vorbereiten können. Eventuell muss ein Pflegedienst benachrichtigt werden. Vielleicht werden nach der Entlassung Pflegehilfsmittel benötigt, die erst organisiert werden müssen. Für Absprachen mit dem Hausarzt bzw. der Hausärztin oder Fachärzt*innen muss Zeit eingeräumt werden.
Sensibler Umgang:
Anita Bohn
Stationsleitung – Station 5 West
Telefon: 0 57 41 / 35 35 01
E-Mail: anita.bohn[at]muehlenkreiskliniken[dot]de
Sandra Blome
PariSozial Minden-Lübbecke
Telefon: 071 / 8 28 02 15
E-Mail: sandra.blome[at]parisozial.mhl[dot]de