Namenspatron des Klinikums: Johannes Wesling

Johannes Wesling gehörte in ganz Europa zu den bedeutendsten Ärzten seiner Zeit. 1598 wurde er als Sohn einer protestantischen Patrizierfamilie in Minden geboren. Sein Elternhaus lag wahrscheinlich im Bereich des westlichen Scharn in der Mindener Innenstadt. Nach heutigem Erkenntnisstand gilt es als wahrscheinlich, dass bereits Weslings Vorfahren als Mediziner in Minden tätig waren. Er wuchs in einer hoch gebildeten und wissenshungrigen Familie auf. Von wenigstens einem Bruder ist es belegt, dass er das Mindener Ratsgymnasium besuchte. Schließlich begann Johannes Wesling ein Medizinstudium in den Niederlanden.

Sein Studium vollendete er im Alter von 27 Jahren in Italien. Mit der Universität Padua besuchte er eine der berühmtesten medizinischen Fakultäten der damals bekannten Welt. Wesling, der sich selbst ein Leben lang als „Johannes Veslingius Mindanus“ bezeichnete, hatte mit seiner an sein Studium anschließenden Lehrtätigkeit maßgeblichen Anteil daran, dass Padua seine Bedeutung im Fach der Medizin weiter entwickeln und ausbauen konnte. Johannes Wesling war hier als Professor für Chirurgie, Anatomie und Pharmazie tätig. Hier verfasste er auch das Lehrbuch der Anatomie, das „Syntagma Anatonicum“. In vielen Auflagen und Übersetzungen entwickelte es sich zum Standardwerk der Medizin, das über 150 Jahre für die Ausbildung genutzt wurde. Auf 20 Tafeln mit exakten anatomischen Zeichnungen und Erklärungen konnten die Studenten das Innere des menschlichen Körpers studieren. Wesling half so mit, die Grundlagen für die moderne Medizin zu schaffen.

Auch etablierte Wesling einen Anatomielehrsaal, das "Teatro Anatomico” in Padua. Auf einem drehbaren Tisch wurden im „Teatro Anatomico“ für die Studierenden Sektionen durchgeführt – drehbar, damit im Falle eines plötzlichen „Besuchs“ der Inquisition die Vorlesung mit einem Schwein als Anschauungsobjekt fortgesetzt werden konnte.

Am 30. August 1649 starb Johannes Wesling an den Folgen der Pest. Sein Leben, sein Forschen und Lehren in allen Bereichen der Medizin sind den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Johannes Wesling Klinikums Minden Erbe und Ansporn. Ihm nachzueifern in dem Bestreben, Menschen medizinisch nach neusten Erkenntnissen zu versorgen und pflegerisch optimal zu betreuen, ist die daraus erwachsende Verpflichtung.

Vater der modernen Kinderheilkunde: Abraham Jacobi

Im Vergleich zu anderen medizinischen Fachgebieten ist die Kinderheilkunde eine junge Lehre. Erst 1870 wird der weltweit erste Lehrstuhl Columbia University of New York eingerichtet. Der erste Lehrstuhlinhaber ist ein Kind des Mühlenkreises: Abraham Jacobi.

Der Mediziner und Wissenschaftler stammt aus dem Hiller Ortsteil Hartum. Hier wurde er 1830 in die Familie eines jüdischen Gemischtwarenhändlers geboren. Sein Abitur machte der junge Jacobi am Mindener Ratsgymnasium. Es folgt ein Medizinstudium in Göttingen und Bonn. Hier beginnt Jacobis politisches Engagement. In einer Zeit der Restauration und Zensur in Deutschland wird er deswegen verhaftet und sitzt insgesamt zwei Jahre in Haft. Danach verlässt Jacobi seine preußische Heimat und emigriert nach Amerika.

In den USA verbindet Jacobi sein soziales Engagement mit seiner medizinischen Ausbildung. Er eröffnet in New York eine Praxis als Armenarzt, in der er sich vor allem um kranke Kinder kümmert. Rasch wird er bekannt und bekommt schon 1860 am New Yorker Medical College einen Lehrauftrag. 1870 wird er der erste Lehrstuhlinhaber der Neuzeit für Kinderheilkunde an der Columbia University of New York. 

1888 wird er der erste Präsident der amerikanisch-pädiatrischen Gesellschaft. Höhepunkt seiner medizinischen Karriere ist das Amt als Präsident der amerikanischen-medizinischen Vereinigung (AMA), in das er 1912 berufen wird. Wissenschaftlich bedeutend sind vor allem seine Beiträge zur Behandlung der Diphtherie und Säuglingsernährung. Als akademischer Lehrer begründet er die direkte Lehre am Krankenbett. Er gilt als Begründer der amerikanischen Kinderheilkunde und Sozialpädiatrie. Abraham Jacobi stirbt im Alter von 89 Jahren 1919 in Lake Georg, New York. Eine Büste im Eingangsbereich des Eltern-Kind-Zentrums (ELKI) am Johannes Wesling Klinikum erinnert an den großen Kinderarzt.

Namensgeber der Anschrift: Dr. Hans Nolte

Univ.-Prof. Dr. Hans Nolte (30. Mai 1929 bis 24. Februar 1998) war der Begründer des Anästhesie-Institutes am Klinikum Minden. Er leitete das zum 1. Dezember 1967 gegründete Institut bis zu seiner Pensionierung am 31. Mai 1994, mehr als 250.000 Patientinnen und Patienten wurden in diesem Zeitraum anästhesiert.

Ein besonderer Schwerpunkt seiner Tätigkeit galt der Etablierung und Fortentwicklung der Regionalanästhesie, bei der das Schmerzempfinden nur in bestimmten Körperregionen ausgeschaltet wird und damit oft auf eine Vollnarkose verzichtet werden kann. Die in der Regionalanästhesie üblichen Nervenblockaden können darüber hinaus auch der Behandlung chronischer Schmerzen dienen und führten 1974 zur Einrichtung einer eigenen anästhesiologischen Schmerzambulanz am Klinikum Minden.

Der Etablierung der Regionalanästhesie dienten zwölf von Hans Nolte geleitete internationale Kongresse in Minden, eine Vielzahl von Gastarztaufenthalten am Mindener Anästhesie-Institut und die Veröffentlichung zahlreicher Beiträge in Fachzeitschriften und  -büchern.

Seine erfolgreichen Bemühungen fanden nicht nur im nationalen Raum – zum Beispiel durch die Verleihung des Hans-Killian-Preises (1982) und der Goldenen Ehrennadel (1998) der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie – Anerkennung , sondern auch durch Einladungen zu Gast-Professuren in die USA und schließlich durch die Wahl zum Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Regional-Anästhesie (1989 bis 1993).

Hans Nolte ist außerdem Initiator des Notarzt-Systems in Minden (1974), einem der ersten in NRW, und hat sowohl an den Regelungen des ersten Landes-Rettungsdienst-Gesetzes wie an den erstmals bundesweit gültigen Bestimmungen für die Aus- und Fortbildung von Rettungssanitäter*innen wesentlich mitgewirkt.

Begründer der Chemotherapie: Prof. Dr. Paul Ehrlich

Der Chemiker, Arzt, Serologe und Immunologe Prof. Dr. Paul Ehrliche (14. März 1854 bis 20. August 1915) gilt als Begründer der Chemotherapie und entwickelte zahlreiche Medikamente auf chemischer Basis gegen zuvor häufig tödlich verlaufende Krankheiten – unter anderem das erste Präparat gegen Syphilis.

Paul Ehrlich studierte Medizin an den Universitäten von Breslau, Straßburg, Freiburg und Leipzig und reichte 1878 seine Dissertation „Beiträge zur Theorie und Praxis der histologischen Färbung“ ein. Seine klinische Ausbildung erhielt Ehrlich an der ersten Medizinischen Klinik der Charité Berlin, in der er im Besonderen in Labor und Forschung tätig war. Dies mündete 1887 in seiner Habilitation „Das Sauerstoffbedürfnis des Organismus“.

1891 wurde Ehrlich von Robert Koch als Professor (Extraordinarius) an das neugegründete Institut für Infektionskrankheiten in Berlin berufen. 1896 wurde er Direktor des neuen „Königlichen Instituts für Serumforschung und Serumprüfung“ in Steglitz bei Berlin. Mit der Verlegung des Instituts nach Frankfurt am Main und der Erweiterung zum „Königlichen Institut für experimentelle Therapie“ wandte sich Ehrlich der Krebsforschung und der Chemotherapie von Infektionskrankheiten zu. Ernennungen zum Honorarprofessor in Göttingen (1904), Direktor des Georg-Speyer-Hauses (1906) sowie Ordinarius an der Frankfurter Universität (1914) folgten.

Paul Ehrlich, der als unkonventioneller Wissenschaftler galt und stets – auch im Labor – seinen Dackel bei sich hatte, erhielt im Jahr 1908 gemeinsam mit Ilja Iljitsch Metschnikow den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Begründung der Immunologie.

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