Blasenkrebs betrifft vor allem Männer

Informationstag am 15. September von 8 bis 17 Uhr im Johannes Wesling Klinikum Minden

An Blasenkrebs erkranken in Deutschland jährlich rund 30.000 Menschen. Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Damit gehört Blasenkrebs bei Männern zu den fünf häufigsten Tumorerkrankungen. Meistens geht der Tumor von der Blasenschleimhaut (Urothel) aus. Welche Ursachen hat Blasenkrebs? Wie sehen die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten aus? Dr. Alexander Ottenhof, Stellvertretender Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Minden, gibt im Interview Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Blasenkrebs.

Herr Dr. Ottenhof, was sind die ersten Anzeichen für Blasenkrebs – sind die Symptome bei Frauen und Männern unterschiedlich?

Ein häufiges erstes Symptom eines Blasenkrebses ist Blut im Urin, Hämaturie genannt. Das Gewebe eines Blasentumors ist oft sehr empfindlich und fragil und kann schon bei geringen Bewegungen, zum Beispiel beim Laufen, anfangen zu bluten. Man unterscheidet zwischen blutungsbedingt rot gefärbtem Urin, einer Makrohämaturie, und Blutbeimengungen, die nur unter dem Mikroskop bei einer Urinuntersuchung festzustellen sind, einer Mikrohämaturie.

Zudem können Schmerzen im Unterleib oder auch Beschwerden beim Wasserlassen, sofern sie nicht auf eine andere Ursache zurückzuführen sind, unter Umständen auf eine Veränderung in der Harnblase hindeuten. In seltenen Fällen haben Patienten mit einem Blasentumor aber auch gar keine Symptome. Bei dem Auftreten verdächtiger Symptome gibt es aber keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Wichtig zu erwähnen ist, dass bei den genannten Symptomen nicht sofort zwingend ein Blasenkrebs vorliegen muss. Beim Auftreten verdächtiger Symptome sollten diese durch einen Facharzt für Urologie abgeklärt werden. 

Wer ist besonders gefährdet an Blasenkrebs zu erkranken? Was sind die Ursachen und Risikofaktoren?

Groß angelegte Studien konnten schon vor längerer Zeit nachweisen, dass es eindeutige Risikofaktoren für das Entstehen eines Blasenkrebses gibt. So gilt es als bewiesen, dass Raucher – in Abhängigkeit von Ausmaß und Dauer des Zigarettenkonsums – ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einer bösartigen Veränderung der Harnblase zu erkranken. Auch Menschen, die zum Beispiel berufsbedingt speziellen chemischen Substanzen, sogenannten aromatischen Aminen, chronisch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko. Auch chronische Entzündungen der Harnblase können einen Risikofaktor darstellen. Das Alter der Menschen spielt beim Blasenkrebs, ähnlich wie bei vielen anderen Krebserkrankungen, natürlich auch eine große Rolle.

Wie stellen Sie Blasenkrebs bei Ihren Patientinnen und Patienten fest?

Die diagnostischen Maßnahmen bei dem Verdacht auf einen Blasentumor sind vielfältig und sollten fachgerecht eingesetzt werden. Wenn sich jemand mit Blutbeimengungen im Urin vorstellt, so wird zunächst der Urin untersucht, ob es sich vielleicht um eine bakterielle Infektion der Harnblase handelt, die auch zu blutigem Urin führen kann. Zudem kommt häufig das Ultraschallgerät, das „Stethoskop des Urologen“, zum Einsatz. Hier kann man die Harnblasenwand bei ausreichender Füllung der Blase in Ihrer Struktur schon sehr genau untersuchen und etwaige Tumore ab einer gewissen Größe identifizieren. Sollte sich der Verdacht auf einen Blasenkrebs erhärten, oder keine der zuvor durchgeführten Untersuchungen zu einer sicheren Diagnose führen, so ist eine Blasenspiegelung anzuraten. Hierbei wird mit einem optischen Untersuchungsinstrument über die Harnröhre in die Harnblase hineingeschaut. Dort kann man direkt die Harnblasenschleimhaut beurteilen und unter Umständen auch kleinste Tumore entdecken. Moderne Systeme können hier unter Umständen mit optischen oder chemischen Zusätzen die Sicherheit der Diagnostik noch verbessern.

Ist Blasenkrebs gut behandelbar?

Die Heilbarkeit eines Blasenkrebs ist sehr stark abhängig vom Stadium der Erkrankung, in dem man die erste Diagnose stellt. Je früher man bösartige Veränderungen an der Blasenwand feststellt, desto höher sind die Chancen auf eine vollständige Heilung. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung immer geringer und die Therapien werden immer aufwendiger.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Der erste Schritt nach der Diagnose eines Blasentumors ist in der Regel das Ausschälen des Tumors aus der Blasenwand. Dieses Verfahren heißt im Fachjargon „Transurethrale Blasenschleimhautresektion“, kurz TUR-Blase. Bei einem Großteil der Blasenkrebsvarianten stellt dieses Verfahren auch gleichzeitig die endgültige Therapie dar, da diese nur oberflächlich in der Blasenschleimhaut wachsen. Manchmal muss dieser Eingriff auch wiederholt werden. Wenn der Blasenkrebs etwas tiefer in die Wand der Harnblase eingewachsen ist, reicht das alleinige reine Ausschälen unter Umständen nicht aus. Hier gibt es dann ggf. die Notwendigkeit, eine sog. Instillationstherapie der Blase durchzuführen. Dabei wird eine Art Chemotherapie lokal über einen Katheter in die Blase eingebracht und kann direkt vor Ort wirken. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, diese lokale Chemotherapie mit speziellen Verfahren zu modifizieren. Dabei wird die Blasenwand thermisch leicht erhitzt, so dass die Medikamente in der Blase eine bessere Wirkung entfalten können.

Sollten all diese Therapieoptionen nicht greifen oder der Blasenkrebs sogar die Grundstruktur der Harnblase, den Blasenmuskel, angegriffen haben, so bleibt häufig nur noch die vollständige operative Entfernung der Harnblase. Diese sogenannte Cystektomie ist für die Patienten ein sehr belastender, sehr großer operativer Eingriff, stellt aber in diesem Tumorstadien oft die letzte Möglichkeit einer vollständigen Heilung dar.

Aufgrund der Vielfältigkeit des Blasenkrebses in seiner Ausprägung ist die Wahl der richtigen Therapie letztendlich immer eine individuelle Entscheidung zwischen dem Patienten und dem behandelnden Urologen.

Kann man präventiv etwas gegen Blasenkrebs tun?

Wie bei jeder Krebserkrankung sollte man versuchen, Risikofaktoren möglichst zu meiden. Ein Verzicht des Zigarettenkonsums wirkt sich ebenso positiv auf das Erkrankungsrisiko aus, wie die Vermeidung der chronischen Exposition von chemischen Stoffen. Auch die fachgerechte und konsequente Behandlung von akuten und chronischen Blasenentzündungen, kann das Risiko an einer bösartigen Veränderung der Harnblase zu erkranken deutlich reduzieren. Sollte ein oberflächlicher Blasenkrebs in der Vergangenheit diagnostiziert und behandelt worden sein, so ist eine fachgerechte, regelmäßige Tumornachsorge ebenso wichtig, um möglichst frühzeitig ein Wiederauftreten dieser Tumore, sogenannte Rezidive, zu erkennen und zu behandeln. Eine einfache Prävention, die wir alle neben der Vermeidung von Risikofaktoren betreiben können, ist die ausreichende tägliche Flüssigkeitszufuhr, damit potentiell schädliche Substanzen im Urin möglichst schnell ausgeschieden werden können.

Am 15. September veranstalten Sie einen Blasenkrebsinformationstag – was erwartet Interessierte an diesem Tag?

Vor ca. einem Jahr haben Professor Piechota, Direktor der Klinik für Urologie, und Herr Grosskurth, Verwaltungsleiter der Reha-Klinik in Bad Oexen, den Plan gefasst, einen Informationstag über die Erkrankung Blasenkrebs zu veranstalten.

Parallel dazu haben wir die Zusage erhalten, dass die diesjährige „Blasenkrebs-Roadshow“ (der Firma Photocure) auch in Minden halt machen wird. Im Rahmen dieser Roadshow werden an einem sehr eindrucksvollen Informationsbus vor dem Haupteingang des Johannes Wesling Klinikums Interessierte eingeladen, sich über das Thema Blasenkrebs und die möglichen diagnostischen Möglichkeiten zu informieren. Es wird stets ein Facharzt vor Ort sein, der alle Fragen beantworten kann. Parallel dazu führen wir im Hörsaal am Haupteingang des Johannes Wesling Klinikums eine offene, kostenfreie Informationsveranstaltung für Jedermann durch. Hier werden wissenschaftliche Vorträge rund um das Thema Blasenkrebs und Rehabilitation nach erfolgter Therapie der Erkrankung gehalten. Zudem werden an unterschiedlichen Informationsständen (u.a. REHA-Klinik Bad Oexen, Blasenkrebs Selbsthilfegruppe) umfassende Einblicke in die Therapie und in die Rehabilitation bei Blasenkrebs geboten. Das Angebot ist explizit nicht nur für Fachpersonal, sondern für alle interessierten Mitbürger der Region gedacht.

 

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