„Ich kann meine Schulter wieder gut bewegen“

Maßgefertigtes Schulterimplantat für Patientin

Die individuell angefertigte Fräs-Schablone aus Chirurgenstahl ermöglichte die präzise Führung der Fräse sowie die exakte Bohrtiefe an der Schulterpfanne.

Im Dezember 2013 stürzte Rita Hartmann unglücklich auf einer Treppe und fiel auf ihre rechte Schulter. Aufgrund einer Sehbehinderung hatte die 73-Jährige die Stufen nicht richtig erkennen können. Ein langer Leidensweg folgte – bis ihre Tochter Renate Martinko, selbst OP-Schwester, in einer Fachzeitschrift einen Bericht über künstliche Schultergelenke las, die in der Klinik für Orthopädie in der Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen eingesetzt werden.

„Ich war auf der Suche nach einem Spezialisten für Schultergelenke“, erzählt Renate Martinko. „Das gestaltete sich recht schwierig, deshalb war ich froh, mit Dr. Christian Nieder einen absoluten Facharzt gefunden zu haben.“ Ihre Mutter war nach dem Sturz geröntgt worden. „Der Oberarmkopf schien aus der Schulterpfanne herausgesprungen zu sein.“ Schulter und Arm wurden ruhig gestellt, die Beschwerden wurden aber nicht besser. Gut zwei Monate später, im Februar, stellte eine Krankengymnastin fest, dass das Schultergelenk immer noch knacken würde. „Nach einer Computertomographie (CT) Ende Februar war zu erkennen, dass durch einen Riss im Oberarmkopf und fehlende Durchblutung (Nekrose) bereits Gewebe abgestorben und auch eine Delle entstanden war“, so die Tochter der Patientin. Mit diesem Ergebnis war klar, dass Rita Hartmann ein neues Schultergelenk benötigte.

Ein Ende der Leidenszeit ist absehbar
Anfang April fand die erste Untersuchung durch den Leitenden Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Dr. Christian Nieder, statt. Die Schulter war hochgradig schmerzhaft und nahezu funktionslos. Der Facharzt für, Spezielle orthopädische Chirurgie und Spezielle Unfallchirurgie veranlasste daraufhin eine weitere CT. Das Ergebnis zeigte, dass der verrenkte Oberarmkopf die Schulterpfanne weitgehend zerstört hatte und nicht mehr in die richtige Position zurück konnte. Aufgrund des Befundes gab es verschiedene Optionen für Rita Hartmann. „Der Oberarmkopf war gut durch ein Implantat ersetzbar, die Schulterpfanne war jedoch das Problem“, sagt Dr. Nieder. Man hätte aus dem Beckenkamm eine neue herstellen können, sah aber aufgrund des Alters und der zusätzlichen Belastung der Patientin davon ab. „Wir hätten das Gelenk auch versteifen oder es so lassen können wie es war“, sagt der Oberarzt. Aber es gab auch noch die eine weitere Möglichkeit: ein maßgefertigtes Pfannenimplantat. Rita Hartmann entschied sich für diese Lösung und der OP-Termin sollte im Juni stattfinden.
„Anhand der CT-Aufnahme wurde das Schultergelenk von Frau Hartmann in 3-D rekonstruiert und die Prothese individuell hergestellt. Während der OP kamen die ebenfalls individuell angefertigte Fräse und die Fräs-Schablone zum Einsatz. Durch deren Verwendung konnte die Prothese für die Schulterpfanne pass- und millimetergenau eingesetzt werden, erklärt Dr. Nieder. Weil auch die Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette defekt waren, wurde die Prothese als „Inverse Prothese“ hergestellt. Dabei werden Kopf- und Pfannenposition vertauscht. Das „Drehzentrum“ der Schulter wird dabei nach zentral verschoben. Hierdurch gelingt es, die Funktion der gerissenen Sehnen durch noch vorhandene Muskulatur auszugleichen, so der Spezialist. „Die Funktion ist dadurch wieder gewährleistet.“
„Es ist eine schöne Erweiterung unseres Standards für ganz spezielle Defektsituationen“, betont der Schulterspezialist. „Zu 98 Prozent verwenden wir unterschiedliche Standardimplantate, die auf die individuelle Situation des Patienten abgestimmt werden können erklärt Dr. Nieder. Aber für besondere Situationen gebe es in der Auguste-Viktoria-Klinik eben auch die Möglichkeit, individuelle Prothesen anzufertigen. „Ziel ist es immer, die Schmerzen zu lindern und die Funktion wieder herzustellen. Bei jungen Menschen können knöcherne Defekte erfolgreich mit eigenem oder Spenderknochen ersetzt werden. Dies bedeutet zum Teil mehrere Operationen. Alte Patienten sollten möglichst mit einer Operation endgültig versorgt werden. Dies gelingt wie bei Frau Hartmann am allerbesten mit metallischen Einsatz“, sagt der Spezialist. Und was sagt Rita Hartmann selbst? „Ich habe keine Schmerzen mehr und kann meine Schulter wieder gut bewegen“, freut sie sich. Und ergänzt: „Ich war bei Dr. Nieder wirklich in den besten Händen.“

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