Radiologen heilen immer mehr Patientinnen und Patienten von innen

Behandlungen werden durch photonenzählende Aufnahmegeräte, KI und Laser immer sicherer und schonender

Aufgrund des großen Bedarfs wurde in diesem Jahr ein zusätzlicher radiologischer Hybrid-OP in Betrieb genommen, der es unter anderem erlaubt, durch ein computergestütztes Gefäß-Tracking-System mit Hilfe Künstlicher Intelligenz besonders zielgerichtet vorzugehen. Das Team: Sylvana Finke, Sina Fabian, Wiebke Meyer (MTRAs), Dr. Julius Niehoff (Wissenschaftlicher Leiter), Univ.-Prof. Dr. Jan Borggrefe (Direktor des Universitätsinstituts für Radiologie), Dr. Jan Robert Kröger (Geschäftsführender Oberarzt) und Dr. Michael Kuschnerow (Leitender Oberarzt).

Mehr als 3.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich in der universitären Radiologie der Mühlenkreiskliniken in Minden, Lübbecke und Bad Oeynhausen minimalinvasiv an Tumoren oder den Gefäßen operiert. Dabei dringen die Medizinerinnen und Mediziner bis in die letzten Winkel des Bauchraums oder des Gehirns vor. Den Patientinnen und Patienten bleibt durch diese Eingriffe eine offene Operation mit großen OP-Wunden erspart. In manchen Fällen wird eine Erkrankung durch die neuen Möglichkeiten der interventionellen Radiologie erst therapierbar.

„Seit 2020 haben diese gleichsam spektakulären wie schonenden Eingriffe bei uns um mehr als 60 Prozent zugenommen“, berichtet Universitätsprofessor Dr. Jan Borggrefe, Direktor des Universitätsinstituts für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin. „Dank modernster Technik und einem großartigen und erfahrenen Team, können wir nun mehr als 20 zusätzliche minimalinvasive Verfahren anbieten und so deutlich mehr Menschen zum Beispiel bei der Behandlung von Tumoren, Stenosen, Schlaganfällen und Blutungen helfen", so der Universitätsprofessor. Durch die Forschungskooperation mit Siemens Healthineers steht der Mindener Radiologie eine absolute Hightech-Ausstattung zur Verfügung, die es mit den besten Universitätskliniken aufnehmen kann. So ist es beispielsweise möglich, dass in Minden radiologische Großgeräte wie der Photonen-Counter als nächster Quantensprung der Computertomografie oder das nahezu heliumfreie FreeMax-MRT noch deutlich vor der regulären Markteinführung für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen.

Aufgrund des großen Bedarfs wurde in diesem Jahr ein zusätzlicher radiologischer Hybrid-OP in Betrieb genommen, der es unter anderem erlaubt, durch ein computergestütztes Gefäß-Tracking-System mit Hilfe Künstlicher Intelligenz besonders zielgerichtet vorzugehen. „Hierdurch können wir blutende Gefäße und kleine Tumore sehr zielgerichtet eliminieren“, sagt Univ.-Prof. Dr. Jan Borggrefe. Über die Blutgefäße des Arms oder der Leiste gelangen die Mindener Radiologen mit winzigen Kathetern an nahezu alle Stellen im menschlichen Körper. Manchmal wandern die Katheter bis zu zwei Meter durch die kleinsten Blutgefäße im Körper, um Aneurysmen, Lebermetastasen oder Raumforderungen der Wirbelsäule auszuschalten.

Um Operationen zu vermeiden, können manche Raumforderungen auch direkt durch die Haut ins Visier genommen und mit Mikrowellentechniken oder Radiofrequenzablation zerstört werden. Hierzu kommt am Universitätsklinikum Minden eine neue Laserstrahlentechnik zum Einsatz. Mithilfe von einem Vier-Fächerlaser und einem Computerprogramm können die zu behandelnden Areale dreidimensional sowohl in wie auch über dem Patienten viel präziser geplant werden als zuvor. „Das macht schwierige Eingriffe, zum Beispiel direkt an den beweglichen Strukturen wie Herz und Zwerchfell oder auch entlang des Darmes sehr viel einfacher und dadurch viel sicherer für die Patientinnen und Patienten“, berichtet Jan Robert Kröger, der Geschäftsführende Oberarzt des Instituts.

In mehr als zehn laufenden Studien am Patienten und am Modell untersuchen Professor Borggrefe und sein Team neue minimalinvasive Methoden und das Ergebnis der Behandlungen sehr genau. Durch eine Kooperation mit Siemens Healthineers werden seit diesem Monat auch an einem der weltweit ersten 0.55 Tesla Interventions- Magnetresonanztomographen (MRT) Punktionen und Schmerzbehandlungen komplett ohne die Anwendung von Röntgenstrahlen durchgeführt. „Diese neue Methode hat viele Vorteile“, berichtet Prof. Dr. Christoph Mönninghoff, der das Forschungsprogramm im MRT leitet. „Früher war die millimeterfeine Nadel im MRT-Bild so dick wie ein Kugelschreiber, jetzt können wir sie filigran live verfolgen, sind noch schneller und können kleine Zielstrukturen nicht mehr verpassen.“ Mit einer sogenannten Boost-Technik können die MRT-Bilder von einer KI dabei besonders hochauflösend dargestellt werden.

Als Ausbildungszentrum wurde das Universitätsinstitut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin als „Zentrum für minimalinvasive Gefäßtherapie und neurovaskuläres Zentrum“ zertifiziert. Damit ist Universitätsprofessor Dr. Jan Borggrefe just in den Kreis von weltweit 53 endovaskulären Spezialisten der Fachgesellschaft CIRSE aufgenommen worden.

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