Unfallprävention für Jugendliche

Schüler*innen des Ratsgymnasiums erleben einen Tag als Unfallverletzte

21 Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Minden haben einen Tag lang hautnah erlebt, welche Stationen ein schwerverletzter Patient innerhalb der Klinik durchläuft. Seit 2012 organisiert die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum den Präventionstag P.A.R.T.Y.

Alkoholisierte Disco-Fahrten, jugendlicher Übermut und fehlende Erfahrung: Junge Fahrerinnen und Fahrer verunglücken im Straßenverkehr nach Angaben des Statistischen Bundesamts doppelt so oft wie ältere Verkehrsteilnehmer. Damit die Zahl der Verunglückten sinkt, hat die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum Minden einen Unfallpräventionstag für Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Minden veranstaltet.

„Ziel der Aktion ist es, Verkehrsunfälle zu vermeiden, indem Jugendliche über riskantes Verhalten und deren Folgen im Straßenverkehr aufgeklärt werden“, erklärt Professor Dr. Johannes Zeichen, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Universitätsklinikum Minden. Der Klinikdirektor hat die Aktion P.A.R.T.Y. 2012 nach Minden geholt – das Akronym P.A.R.T.Y. steht für „Prevent Alcohol and Risk-Related Trauma in Youth“ und ist ein bundesweites Unfallpräventionsprogramm. Koordiniert wir der Präventionstag, der zweimal im Jahr im Universitätsklinikum Minden stattfindet, von Oberarzt Said Chotta. „Wir freuen uns sehr, dass wir diesen wichtigen Tag wieder veranstalten können. Wegen der Corona-Pandemie mussten wir drei Jahre pausieren“, sagt Said Chotta, Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum.

21 Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Minden haben einen Tag lang hautnah erlebt, welche Stationen ein schwerverletzter Patient innerhalb der Klinik durchläuft.

Als zertifiziertes regionales Traumazentrum ist die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie auf die Versorgung schwerverletzter Patientinnen und Patienten spezialisiert. Täglich kümmert sich das Personal um Unfallverletzte. Das Aufgabengebiet umfasst die Erstversorgung der Patientinnen und Patienten im Notarztwagen oder im Rettungshubschrauber und anschließend in der Zentralen Notaufnahme. Darauf folgen chirurgische Eingriffe, an die eine stationäre Behandlung anschließt. Die Weiterbehandlung erfolgt dann im Bereich der Physikalischen Therapie und Rehabilitation.

Nach der Begrüßung durch Oberarzt Said Chotta wurden die Schülerinnen und Schüler von der Polizei über die aktuellen Verkehrsunfallzahlen und Unfallursachen aufgeklärt. Vor allem Alkohol und Drogen am Steuer sind bei jungen Fahrerinnen und Fahrern eine häufige Ursache für schwere Verkehrsunfälle. Die Jugendlichen konnten mithilfe von Spezialbrillen selbst erleben, wie beeinträchtigt das Seh- und Koordinationsvermögen durch Alkohol- oder Drogeneinfluss ist. „Die Sicht ist komplett verschwommen, ich habe kein Gleichgewicht mehr und ich kann meine Hände und Beine kaum koordinieren. Also in diesem Zustand könnte ich auf keinen Fall mehr Autofahren“, erzählt eine Schülerin. Schockierend für die Jugendlichen: Die Spezialbrille simuliert einen Zustand von 0,3 Promille. Die Polizisten klärten die Jugendlichen auch darüber auf, welche Strafen ihnen bei welchen Verstößen – wie Alkohol am Steuer – drohen.

Im Anschluss durchlief die Klasse in drei Gruppen mehrere Stationen und erfuhr dadurch, wie ein Unfallverletzter im Krankenhaus versorgt wird. Die Schülerinnen und Schüler konnten zunächst einen Rettungswagen und den Schockraum besichtigen und selbst mal eine Ultraschalluntersuchung simulieren. Weiter ging es auf der Intensivstation, wo sie von einer Fachärztin einen Fall eindringlich vorgestellt bekamen, bevor sie den schwerstverletzten Patienten in seinem Zimmer der Intensivstation besuchen konnten. Im Anschluss hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, auf der Normalstation mit einem ehemals Schwerstverletzten zu sprechen und Fragen zu stellen.

In der Physiotherapie sprachen Physiotherapeuten über ihren Arbeitsalltag im Umgang mit Schwerstverletzten. Hier wurden die meisten Schülerinnen und Schüler zudem mit einem Handicap versehen. Sie erhielten Krücken, Gipse, Korsetts, Arm- und Beinschienen und viele weitere eher unhandliche orthopädische Hilfsmittel. Ein Schüler erhielt auch einen Rollstuhl. Gehandicapt mit diesen Hilfsmitteln der Technischen Orthopädie gingen die Schülerinnen und Schüler zum Essen. Dass dies gar nicht so einfach ist, merkten sie schnell.

Im Anschluss hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit mit einem Überlebenden eines schweren Motorradunfalls zu sprechen. Der ehemalige Unfallpatient schilderte emotional seinen Unfall sowie den langen und schmerzhaften Weg der Rehabilitation. Vor allem welche Folgen der Unfall beruflich, finanziell und familiär für ihn hatte. Seit dem Unfall fährt der Mann kein Motorrad mehr und musste seine Hobbies aufgeben. Der bedrückende Bericht berührte die Schülerinnen und Schülern merklich – vor allem die mitgebrachten Fotos des ehemaligen Patienten vom Unfall und den schweren Verletzungen beeindruckten die Jugendlichen. „Diesen Tag werden wir so schnell nicht wieder vergessen. Alles, was wir heute gesehen und gehört haben, wird uns noch nachhaltig beschäftigen“, so die Gymnasiasten.

P.A.R.T.Y. ist eines der weltweit erfolgreichsten Präventionsprogramme für Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren. Kern des Programms ist der P.A.R.T.Y.-Tag, an dem Schulklassen eine Unfallklinik in ihrer Region besuchen und erleben, wie Schwerverletzte nach einem Verkehrsunfall versorgt werden. In Deutschland wird das bundesweite Unfallpräventionsprogramm der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) von der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) koordiniert. 

P.A.R.T.Y. ist die Abkürzung für „Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth“. Frei übersetzt geht es um die Prävention von durch Alkohol und risikoreiches Verhalten verursachte Verletzungen bei Jugendlichen. Das Programm stammt aus Kanada und klärt über Verletzungen auf, die durch risikoreiches Verhalten im Straßenverkehr verursacht werden. In Deutschland wird das Programm seit 2012 in Zusammenarbeit mit führenden Unfallkliniken durchgeführt.

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